Der Angeklagte wurde von einem Beamten in den Gerichtssaal gebracht Foto: dpa/Heiko Becker

Im sogenannten Dämonenprozess in Unterfranken sagt ein Opfer aus. Was sie schildert, zeigt die Abgründe eines Kultes, in dem es zu schreckliche Gewaltexzessen kam.

Im Prozess um mutmaßliche Vergewaltigung und Gewalt in einer größeren Lebensgemeinschaft in Unterfranken hat am Montag ein Opfer als Zeugin ausgesagt. Die 30-jährige Medizinstudentin sprach vor dem Landgericht in Schweinfurt davon, dass der Angeklagte, der als Führer der Gemeinschaft gilt, ihr im Frühjahr 2023 auf verschiedene Weise Gewalt zugefügt hätte - unter anderem durch Vergewaltigung, Würgen, Beißen und Schlagen. Sie hätte zeitweise Todesangst gehabt. 

Als Motivation dafür, ihre Erlebnisse zu schildern, nannte sie, dass auch andere Mitglieder vergewaltigt worden seien. „Wenn er darin nicht gestoppt wird, dann wird er damit weitermachen“, sagte die junge Frau.

Die Zeugin erzählte über mehrere Stunden teils merkbar aufgeregt von den Strukturen in der Gemeinschaft und der wahrgenommenen Persönlichkeit des Angeklagten, mit dem sie zeitweise in einer Liebesbeziehung und sogar verlobt war. Demnach unterstellte der 42-jährige Angeklagte Mitgliedern seiner Lebensgemeinschaft, von Dämonen besessen zu sein, die ausgetrieben werden müssten. Eingesetzte Methoden waren den Aussagen zufolge Schlafentzug, Drogen und psychische Manipulation. 

Zwei Dutzend Menschen in Wohngemeinschaft

Die 30-Jährige sprach mehrfach von „vollkommenem Wahnsinn“ und bezeichnete die Gemeinschaft als Kult. „Wir waren alle wie in einem Wahn. Manche sind es immer noch“, sagte die Zeugin. 

Wie an den bisherigen Verhandlungstagen waren so viele Mitglieder der Gemeinschaft zum Gericht gekommen, dass nicht alle Platz im Sitzungssaal fanden. In der Wohngemeinschaft leben nach deren Angaben ein bis zwei Dutzend Menschen. Anliegen sei, Menschen auf ihrem Weg der Heilung und des Wachstums zu unterstützen und zu begleiten sowie eine Kultur zu schaffen, die auf Liebe ausgerichtet ist. Im Umfeld soll es bereits zu mehreren Todesfällen gekommen sein, unter anderem durch Suizid und Drogen. 

Der Angeklagte ist wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Ein Urteil wird erst für Ende Juni erwartet.