Die Zahl der Studenten hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Die Uni sucht deshalb nach Lösungen für die Platzprobleme.

Hohenheim - Die Universität Hohenheim will nächste Woche ihre Pläne präsentieren, wie sie mit ihrem kräftigen Wachstum weiter umgehen will. Die Hochschule ist längst an der Grenze ihrer Kapazität angekommen und versucht, mit viel Einfallsreichtum der Lage Herr zu werden. Das Problem wird anhand von zwei Zahlen deutlich. Im Oktober 1999 waren 4500 Studenten an der Uni eingeschrieben. Im Oktober 2011 waren es mit 9200 mehr als doppelt so viele. Das Rektorat hält es für sehr wahrscheinlich, dass schon in diesem Herbst die Marke von 10 000 Studenten überschritten wird. „Wir haben auch Szenarien entwickelt, wie sich die Uni in Zukunft darüber hinaus entwickeln könnte“, sagt Florian Klebs, der Sprecher der Hochschule.

Dem Zuwachs an Studenten will die Uni mit einem Ausbau der Lehre begegnen. So haben seit 2009 sechs neue Professoren ihre Arbeit aufgenommen. In diesem Jahr sollen acht weitere folgen, danach noch einmal zwei. Das jedoch verschärft das Platzproblem. In der Vergangenheit wurden deshalb einige Lehrstühle in das Gewerbegebiet am Wollgrasweg ausgelagert.

Die Gründe für das Wachstum sind vielfältig. Zum einen verzeichnen die Hochschulen generell eine höhere Nachfrage, weil Schüler nach dem Abitur immer häufiger studieren wollen. Zusätzlich kam 2011 der Wegfall der Wehrpflicht und des Zivildienstes hinzu. Wegen der Umstellung vom neunjährigen auf das achtjährige Gymnasium kommt es in diesem Jahr zudem zum so genannten doppelten Abiturjahrgang. Laut einer Prognose des Baden-Württembergischen Wissenschaftsministeriums werden deshalb in diesem Jahr 22 000 zusätzliche Studienanfängerplätze gegenüber dem Jahr 2006 benötigt.

Der Hörsaalmanager linderte die ärgste Platznot

Vor allem fehlt in Hohenheim ein Hörsaal. Im Jahr 2007 wurde deshalb das so genannte Prof-TV eingeführt. Vorlesungen wurden per Video in kleinere Nachbarräume übermittelt. Die ungeliebten Veranstaltungen wurden 2009 wieder eingestellt. Seitdem beginnen die ersten Vorlesungen bereits um acht Uhr morgens, die letzten enden um 20 Uhr.

Bereits 2008 bescheinigte sich die Uni mit einer Studie, dass sie einen Neubau mit rund 1000 Sitzplätzen benötigt. Doch das Land bewilligte kein Geld. Aus der Not machten die Hohenheimer eine Tugend und stellten einen Hörsaalmanager ein. Der besuchte die Räume und notierte, bei welchem Seminar die Stühle zur Hälfte leer sind und wann die Studenten auf dem Boden sitzen müssen, weil der Platz fehlt. Die Hörsäle sollten effizienter genutzt werden. „Das hat der Uni eine Verschnaufpause von zwei, drei Jahren verschafft“, sagt der Pressesprecher Florian Klebs. „Aber das reicht inzwischen nicht mehr.“ Das Projekt war so erfolgreich, dass die Universität Stuttgart es kopiert hat.

In Hohenheim wurden die Studiengänge zudem modernisiert. Die Akademiker beschäftigen sich seitdem nicht nur mit klassischer Agrarbiologie, sondern zunehmend auch mit nachwachsenden Rohstoffen und Bioenergie. Die Lebensmittelwissenschaftler und Biotechnologen bekamen einen elf Millionen Euro teuren Neubau. Zu den Wirtschaftswissenschaften kamen die Kommunikationswissenschaften, Management und International Business and Economics hinzu.

Es fehlen Studentenbuden, Arbeitstische und Parkplätze

Bei der doppelten Anzahl an Studenten geht es nicht nur in der Mensa eng zu. Auch in den Wohnheimen fehlen Plätze. Allein beim Studentenwerk kamen im Herbst 2011 auf 1053 Bewerber nur 404 Zimmer. Davon waren bereits 246 für ausländische Studenten reserviert. Derzeit fehlt es auch an Lern- und Arbeitsplätzen, also an einer ausreichenden Anzahl von Tischen in den Bibliotheken. Verschärft wird dies, weil wegen der Sanierung der Zentralbibliothek 190 Plätze wegfielen. Da es in dem fast fertigen Bau im Dezember gebrannt hat, wird sich daran auch so schnell nichts ändern.

Zusätzliche Akademiker benötigen zusätzliche Parkplätze. Besonders zu Semesterbeginn finden viele keinen Platz, wo sie ihr Auto abstellen können. Was nicht verwunderlich ist, bei gerade einmal 1634 öffentlichen Abstellflächen. Weshalb hinter vorgehaltener Hand bereits die Rede von einem Parkhaus war, über das die Unileitung zumindest nachdenke. Offizielle Planungen wurden aber nicht bestätigt.

Zumindest die SSB hat reagiert. Busse halten nun öfter an der Hochschule, um mehr Studenten transportieren zu können, Dies geht zu Lasten der Plieninger, denn durch den Ortskern fahren die Busse entsprechend seltener.