Ein Mann steht am Ufer des Loch Ness und hält Ausschau nach dem gleichnamigen Ungeheuer: Allen Wiederlegungsversuchen zum Trotz zweifeln wahre „Nessie“-Fans nicht an der Existenz des Ungeheuers von Loch Ness. Foto: Imago/Gemini Collection

Auch wenn die Legende vom Seeungeheuer von Loch Ness wissenschaftlich als widerlegt gilt, suchen "Nessie"-Fans weiter nach dem Fabelwesen. Jetzt startet an dem weltberühmten See in Schottland die größte Suche seit Jahrzehnten. 

Bisher gibt es keinen Beweis für die Existenz eines Seeungeheuers im Loch Ness - aber auch keinen dagegen. Am Samstag (26. August) startet an dem weltberühmten See in Schottland nach Angaben der Veranstalter die größte Suche nach Nessie seit Jahrzehnten. Zwei Tage lang suchen Freiwillige, Wissenschaftler und Nessie-Enthusiasten den Loch Ness ab. Dazu wollen sie Drohnen mit Wärmebildkameras einsetzen, unter der Wasseroberfläche soll ein Hydrophon, eine Art Unterwassermikrofon, akustische Signale aufzeichnen. Vom Ufer aus sollen Menschen aus aller Welt den See absuchen.

Organisiert wird die erste systematische Suche seit 1972 vom Loch Ness Centre in Drumnadrochit, das nach millionenschwerer Renovierung kürzlich wieder öffnete und eine Rundumschau zu Nessie anbietet. Das Zentrum arbeitet mit Loch Ness Exploration (LNE) zusammen, einem unabhängigen und ehrenamtlichen Forschungsteam.

Riesen-Aal, Meeressaurier oder doch ein Monster?

Die Uralt-Saga vom Ungeheuer von Loch Ness ist voller abenteuerlicher und haarsträubender Kapitel. So kam 2019 ein internationales Forscherteam nach der Analyse von DNA-Proben aus dem See im schottischen Hochland zu dem Schluss: Bei „Nessie“ könnte es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um einen oder mehrere riesige Aale handeln.

Das Team hatte rund 300 Wasserproben aus dem See südwestlich der Stadt Inverness entnommen, um DNA-Spuren von Lebewesen zu finden – zum Beispiel in Fragmenten von Haut, Schuppen, Federn, Fell, Kot oder Urin. Geleitet wurde das Projekt von dem Genetik-Experten Neil Gemmell von der neuseeländischen University of Otago.

Ist „Nessie“ ein uralter Meeressaurier?

Die Theorie, der zufolge ein uralter Meeressaurier in der schottischen Kälte und Einsamkeit irgendwie überlebt haben könnte, gehört zu den bevorzugten Erklärungsversuchen von „Nessie“-Fans. Foto: Imago//Panthermedia

Gemmell sagte damals bei der Präsentation der Forschungsergebnisse: Es gebe nicht einmal „weit entfernt“ irgendwelche Hinweise darauf, dass in Loch Ness Urzeit-Kreaturen wie zum Beispiel Plesiosaurier hätten überleben können.

Die Theorie, der zufolge ein urzeitlicher Meeressaurier in der schottischen Kälte und Einsamkeit irgendwie hätte überlebt können, gehört zu den bevorzugten Erklärungsversuchen von „Nessie“-Fans.

Das dunkle Geheimnis vom Loch Ness

Der schottische See Loch Ness ist rund 230 Meter tief und sehr dunkel. Foto: Imago/Wire/stock

Loch Ness ist rund 230 Meter tief und sehr, sehr dunkel. Das Gewässer ist der östlichste und größte der drei lang gestreckten Süßwasserseen im Great Glen, welches die schottischen Highlands von der Schottischen See bis zur Nordsee durchschneidet.

Von der ersten Sichtung zum „Nessie“-Tourismus

Postkarte aus den 1930ern Jahren mit Sehenswürdigkeiten rund um Loch Ness. Foto: Imago/Gemini Collection
Das Monster aus dem dunklen See: Titelblatt einer etwas reißerischen Publikation aus dem Jahr 1954. Foto: Imago/Gemini Collection
„Nessie“ hat es auch auf dem Kontinent zu Berühmtheit gebracht: Cover einer französischen Zeitschrift aus den 1950er Jahren. Foto: Imago/Gemini Collection

Die erste überlieferte Sichtung eines vermeintlichen Monsters in Loch Ness war vor fast 1500 Jahren. Mit der Erschließung der Region durch Straßen in den 1930ern nahmen solche rätselhaften Berichte kontinuierlich zu.

Inzwischen wollen Tausende "Nessie“ gesehen haben - vor allem in den Sommermonaten. Diverse Fotoaufnahmen, die das Ungeheuer zeigen sollen, wurden jedoch als Fälschungen oder Fehlinterpretationen entlarvt.

Der "Nessie"-Tourismus nahm vor rund 90 Jahren richtig Schwung auf, nachdem die Lokalzeitung „Inverness Courier“ über die Begegnung einer Hotelmanagerin im Ort Drumnadrochit am Ufer des Loch Ness mit einem „Wassermonster“ berichtet hatte. In dem Hotel befindet sich heute das Loch Ness Centre, das über "Nessie" und den See informiert und Touren anbietet.

Größte Suche nach Nessie seit Jahrzehnten

Am Loch Ness soll jetzt mit der größten Suchaktion seit Jahrzehnten dem "Nessie"-Mythos aufs Neue nachgespürt werden. Ende August wollen Experten und Freiwillige mit modernster Technik dem ungelösten Rätsel in den Highlands genauer nachgehen.

Über Wasser sollen tagelang Drohnen mit Infrarotkameras Wärmebilder erzeugen. Unter der Oberfläche wird ein Hydrophon – eine Art Unterwassermikrofon – akustische Signale aufzeichnen. Das Loch Ness Centre arbeitet bei der Suche mit der Gruppe Loch Ness Exploration (LNE) zusammen. Zuletzt wurde der See 1972 systematisch nach einem unbekannten Lebewesen durchsucht - ohne Ergebnis.

„Wir hoffen, dass wir eine neue Generation von Loch-Ness-Enthusiasten inspirieren können“, sagt Alan McKenna von LNE. „Indem man sich dieser großformatigen Oberflächensuche anschließt, hat man die Gelegenheit, persönlich zu diesem faszinierenden Geheimnis beizutragen, das so viele Menschen auf der ganzen Welt fasziniert hat.“

Kryptozoologie – die Suche nach Fabelwesen

Doch egal wie oft und nachweislich die Existenz von „Nessie“ auch widerlegt wird, sogenannte Kryptozoologen ficht das nicht an. Sie suchen weiter nach dem mysteriösen Ungeheuer.

Kryptozoologen – der Begriff stammt aus dem Griechischen (kryptós/verborgen; zóon/Tier; logia/Lehre) – suchen Belege für die Existenz von Tieren, die aus dem Reich der Legenden und Fabeln stammen.

Kryptozoologische Fabelwesen

Big Foot: Das riesenhafte, stark behaarte Folklore-Wesen soll in den amerikanischen Rocky Mountains und in den Appalachen gesichtet worden sein. Foto: Imago//Panthemedia
Mothman: Der Mottenmann ist ein Fabelwesen, dessen Erscheinen Unglück ankündigt. Er soll erstmals 1966 im US-Bundesstaat West Virigna aufgetaucht sein. Augenzeugen beschreiben ihn als geflügelten, dunkelhäutigen Halbmenschen mit leuchtend roten Augen. Foto: Imago/Agefotosto/ck
Plesiosaurier: Skelett eines Plesiosauriers, das am 11. Juli 2023 bei Sothebys in New York versteigert wurde. Foto: Imago//Zuma Wire
Chupacabras: Diese Fabelwesen aus Lateinamerika sollen so groß wie eine Ziege sein und ähnlich einem Vampir ihren Opfern in die Kehle beißen und deren Blut trinken. Foto: Imago//Elmar Gubisch
Yeti: Dabei handelt es sich um ein behaartes Fabelwesen – ein Art Berggeist – aus dem Himalaya. Im buddhistischen Kloster von Khumjung im nepalesischen Khumbu wird eine angebliches Yeti-Skalp aufbewahrt. Foto: Imago/Zoonar//Berit Kessler
Olinguito: Dieses Fabelwesen gibt es tatsächlich. Der Anden-Makibärder oder Olinguito wurde erst 2006 vom US-Zoologen Kristofer Helgen als eigenständige Art erkannt und 2013 erstmals wissenschaftlich beschrieben. Sein Verbreitungsgebiet sind die Anden in Ecuador und Kolumbien. Foto: Imago/Nature Picture Librar/y
Lesula-Affe: Auch die Lomami-Meerkatze (Cercopithecus lomamiensis oder Lesula-Affe) gehörte bis vor einigen Jahren ins Reich der Fabelwesen. Die Art wurde 2007 im Kongo entdeckt und 2012 beschrieben. Foto: Imago//Zuma Wire

Der Mokele-Mbembe ist ein Fabelwesen, das in den Urwäldern Zentralafrikas leben soll. Es soll so groß wie ein Elefant sein und sich ausschließlich von Pflanzen ernähren.

Die Marozi sind Löwen mit geflecktem Fell – ähnlich wie Leoparden –, die in Kenia beheimatet sein sollen.

„Nessie“ – Fabelwesen aus der Darcontologie

Da "Nessie" ein im Wasser lebendes Seeungeheuer sein soll, fällt sie in die kryptozoologische Unterabteilung der Darcontologie. An Land lebendende Kryptid-Exemplare - wie der nicht minder sagenumwobene Yeti, der Schneemensch aus dem Himalaya - werden der sogenannten Hominologie zugeordnet.

Der belgisch-französische Zoologe Bernard Heuvelmans (1916-2001) gilt als Begründer modernen Kryptologie. Er hat diese Pseudowissenschaft im Jahr 1955 in seinem Buch „Sur la Piste des Bêtes Ignorées“ – „Auf der Spur unbekannter Tiere“ erstmals systematisch beschrieben.

Heuvelmans „Nessie“ lebte allerdings nicht im Loch Ness, sondern in einer Bucht im Bundesstaat Massachusetts an der US-Ostküste. Es soll sich um eine bis zu 18 Meter lange Seeschlange der Gattung „Megalotaria longicollis“ handeln, die wie ein langhalsiger Seelöwe aussieht.