Auf Deutschlands Straßen ereignen sich schwere Verkehrsunfälle bei Nebel besonders häufig im letzten Quartal eines Jahres. Rund 65 Prozent aller Nebelunfälle geschehen zwischen Oktober und Dezember, wie das Statistische Bundesamt berichtet.
Zu schweren Verkehrsunfällen, bei denen Nebel eine Ursache war, kommt es laut einer aktuellen Statistik besonders häufig im letzten Quartal eines Jahres. So ereigneten sich 65 Prozent dieser Unfälle zwischen den Jahren 2018 und 2022 in den Monaten Oktober bis Dezember, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag (31. Oktober) in Wiesbaden mitteilte.
Landstraßen sind Nebelfallen
Insgesamt registrierte die Polizei in diesem Zeitraum 2164 schwere Nebelunfälle. Das sind durchschnittlich 433 pro Jahr. Den Angaben zufolge waren darunter 1551 Unfälle, bei denen 2329 Menschen verletzt worden waren, weitere 42 kamen ums Leben.
Besonders häufig geschehen schwere Nebelunfälle demzufolge auf Landstraßen – nämlich in rund 68 Prozent der Fälle. Innerorts wurden hingegen nur 22 Prozent der Unfälle verzeichnet. Auf Autobahnen waren es zehn Prozent.
Grund für die schweren Verkehrsunfälle bei Nebel sei vor allem unangepasstes Fahrverhalten, heißt es in der Destatis-Studie. Insgesamt 39 Prozent der Nebelunfälle ereigneten sich, weil Fahrer zu schnell unterwegs waren. Bei der Gesamtzahl der schweren Verkehrsunfälle zwischen 2018 und 2022 machte dies nur etwa zwölf Prozent aus.
Dicke Suppe: Warum sich Nebel bildet
Nebel bildet sich häufig am Abend oder in der Nacht, wenn sich warme, feuchte Luft in Bodennähe abkühlt. Nebel tritt vor allem im Herbst auf, weil die Luft immer kühler wird und die aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdboden Nebel bildet.
Je nach Entfernung spricht man von leichtem (500 bis 1000 Meter), mäßigem oder starkem Nebel (unter 200 Meter). Die Schwaden können mitunter so dicht sein, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht. Da kondensiertes Wasser Feuchtigkeit, Schad- und Nährstoffe bindet, kann es zu Smog und zur sprichwörtlichen dicken Suppe kommen.
Nebelwasser ist weit höher mit Ammonium, Nitrat oder Sulfat gesättigt als normales Regenwasser. Als Teil der Ökologie und Ökosystemforschung untersucht die Nebelforschung den Dunst auf schädliche Inhaltsstoffe, die für das Waldsterben mitverantwortlich sein sollen. Aber welche verschiedenen Arten von Nebel gibt es?
Strahlungsnebel
Strahlungsnebel bildet sich in Herbst- und Winternächten bei wolkenarmen und windschwachen Wetterlagen. Während einer mehrere Tage andauernden Hochdrucklage können bodennahe Luftschichten stark auskühlen. Der Grund: In der kalten Jahreszeit geht in nicht bewölkten Nächten mehr im Boden gespeicherte Wärmeenergie durch Abstrahlung verloren als tagsüber durch die Sonne am Erdboden ankommt. Diese Abkühlung begünstigt die Nebelbildung.
Der Wasserdampf in der Luft kondensiert – geht als vom gasförmigen in einen flüssigen Aggregatzustand über. Es bildet sich ein schwacher, selten über eine Höhe von 100 Meter reichender Nebel, der sich in den Morgenstunden rasch wieder auflöst.
Advektionsnebel
Bei der Advektion werden kalte Luftmassen großflächig in horizontaler Richtung (im Unterschied zur vertikalen Konvektion) herangeführt. Man spricht in der Meteorologie von Berührungsnebel. Diese Form des Nebels tritt in Mitteleuropa vor allem im Winter auf.
Advektionsnebel kommen dadurch zustande, dass feuchte Warmluft vom Süden in kältere, nördlich gelegene Regionen strömt und dabei bodennahe Kaltluftschichten aufwirbelt. Die Warmluft wird dabei so abgekühlt, dass das Wasser in der Luft kondensiert – sich also Tröpfchen bilden.
Bei stabilen Hochdrucklagen ohne Niederschlag können sich die oft mehrere hundert Meter mächtigen Nebelschichten Tage bis Wochen halten, ohne von der Sonne aufgelöst zu werden.
Orografischer Nebel
Orografie ist ein Fachgebiet innerhalb der Geowissenschaft, das sich mit den Höhenprofilen von Landschaft beschäftigt. Orografische Nebel werden dementsprechend auch Bergnebel genannt. Sie entstehen, wenn feuchte Luft an Berghängen aufsteigt und sich mit zunehmender Höhe und aufgrund des niedriger werdenden Luftdrucks abkühlt.
Orografische Nebel existieren überall dort, wo eine Windströmung beständig Luftmassen an Berge heranführt. Je stabiler diese Strömung ist, desto mehr können sich tief liegende Wolken am Hang abkühlen und regelrechte Nebelmeere bilden. In den Alpen und in deutschen Mittelgebirgen treten Bergnebel meistens nur bei einzelnen Wetterlagen über kurze Zeiträume auf.
Verdunstungsnebel
Dieser Nebel bildet sich häufig bei Evaporation, wenn Wasser auf einem warmen und feuchten Untergrund verdunstet. Bodennahe Luftschichten müssen dabei mit Wasserdampf kräftig angereichert sein. Die Übersättigung führt dann zur Kondensation.
Im Gegensatz zum Abkühlungsnebel handelt es sich beim Verdunstungsnebel um eine Nebelart, die durch verstärkte Wasserverdunstung entsteht, während die Temperatur relativ konstant bleibt. Dieser Dampfnebel tritt vor allem im Herbst an Seen und am Meer auf.
Meteorologen sprechen deshalb auch von Fluss-, Meer- oder Seenebel. Auch wenn sich die Luft über einer geschlossenen Schneedecke oder über gefrorenem Boden erwärmt, kann ein solcher Nebel entstehen.
Mischungsnebel
Diese Nebelart wird auch Niederschlags- und Frontnebel genannt. Der Nebel entsteht bei gleichzeitiger Abkühlung der Luft und Erhöhung des Wasserdampfgehalts vorwiegend im Bereich von Kalt- und Warmfronten. Dies ist immer dann der Fall, wenn feuchtwarme und kältere, nebelfreie Luftmassen aufeinandertreffen und in einem turbulenten Prozess durchmischt werden.
Dabei gleicht sich das unterschiedliche Temperaturniveau langsam auf eine mittlere Temperatur an. Mischungsnebel bilden sich über warmen Gewässern und Flüssen, die eine höhere Temperatur als die Luft haben. Aber auch auf aufgeheizten Straßen nach einem kräftigen Regenschauer ist dieses Wetterphänomen zu beobachten.
Eisnebel
Anders als beim normalen Nebel schweben beim Eisnebel statt Wassertropfen Mini-Eiskristalle in der Luft. Eisnebel entsteht nur dann, wenn die Temperatur minus 20 Grad Celsius beträgt. Der Wasserdampf wird resublimiert – das heißt: H2O geht vom festen direkt in einen gasförmigen Aggregatzustand über, ohne in flüssiges wasser zu kondensieren.
Je kälter es ist, desto wahrscheinlich ist das Entstehen von Eisnebel auf. Eisnebelfelder treten überall dort auf, wo extrem niedrige Temperaturen und große Wassermengen gleichzeitig vorhanden sind. andererseits. Vor allem über dem Polarmeer, in Sibirien und Alaska sowie in den norwegischen Fjorden ist Eisnebel ein sehr häufig auftretendes meteorologisches Phänomen.
Nebelwellen
Ein solches außergewöhnliches Phänomen kommt nur an sehr wenigen Orten der Welt vor. Das Schweizer Jura, ein halbmondförmiges Vorgebirge der Alpen, ist dafür prädestiniert.
Nebelwellen entstehen, wenn Nebel aus tiefer gelegenen Ebenen vom Wind über einen steilen Kamm in höher liegendes, nebelfreies Gebiet gedrückt werden. Wäre das Gelände auf der anderen Kammseite zu steil, würden sich die Dunstschwaden schnell wieder auflösen.