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Weniger Tote, weniger Schäden, aber eine höhere Zahl an Naturkatastrophen: 2009 wird als relativ glimpflich verlaufenes Jahr in die Schadenstatistik der Versicherer eingehen

München - Großkatastrophen seien 2009 weitgehend ausgeblieben, teilte die Münchener Rückversicherung (Munich Re) mit. Zudem sei die Hurrikansaison in Nordamerika harmloser verlaufen als sonst. Mit 850 Naturereignissen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Stürmen habe es 2009 allerdings mehr Schadenfälle gegeben als früher. In den vergangenen zehn Jahren waren es im Schnitt etwa 770 pro Jahr - und 75.000 Todesopfer. Im zu Ende gehenden Jahr verloren etwa 10.000 Menschen ihr Leben bei Katastrophen. Für die Zukunft erwartet die Münchener Rück aber, dass die Zahl wetterbedingter Naturkatastrophen weiter steigt. Dazu trage auch der Klimawandel bei.

2009 sei durch Naturereignisse weltweit ein wirtschaftlicher Schaden von 50 Milliarden US-Dollar entstanden, teilte der Konzern weiter mit. Die Versicherer hätten für 22 Milliarden einstehen müssen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahrzehnt beliefen sich die Schäden im Durchschnitt auf 115 Milliarden Dollar und für die Versicherer auf 36 Milliarden. 2008 zählte mit einem Gesamtschaden von 200 Milliarden Dollar zu den schlimmsten Jahren der Geschichte.

2009 war das teuerste Einzelereignis der Wintersturm Klaus, der im Januar mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Stundenkilometern über Nordspanien und Südwestfrankreich gefegt war. Die meisten Todesopfer - fast 1200 - forderte Ende September ein Erdbeben unter der indonesischen Insel Sumatra, wobei der versicherte Schaden gering blieb.

Von den vergleichsweise niedrigen Zahlen für 2009 dürfe man sich nicht täuschen lassen, warnte Peter Höppe, der bei Münchener Rück die Georisiko-Forschung leitet. "Auch wenn die schweren Hurrikane und andere Größtkatastrophen ausgeblieben sind, hat es doch eine große Anzahl mittelschwerer Naturkatastrophen gegeben." Wetterbedingte Katastrophen nähmen immer weiter zu. Die Gefährdung durch geophysikalische Ereignisse wie Erdbeben ändere sich im Grunde nicht.

Auffällig sind 2009 die hohen Einzelschäden in den USA. Seit 1980 seien dort die Kosten durch Unwetter und Tornados im Schnitt um sechs auf zehn Milliarden Dollar pro Jahr gestiegen. Hier spielt laut Höppe auch der Klimawandel eine Rolle.

Konzernvorstand Torsten Jeworrek sagte, die Zahl großer wetterbedingter Naturkatastrophen sei seit 1950 auf etwa das Dreifache gestiegen. Seit 1980 entstanden dabei Schäden von 1600 Milliarden Dollar. Der Rückversicherer geht davon aus, dass pro Jahr ein niedriger zweistelliger Milliardenbetrag auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Diese Schäden würden in Zukunft weiter zunehmen, sagte Jeworrek. Nötig sei deshalb ein rasches Abkommen zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen: "Was wir jetzt nicht schaffen, wirkt sich noch jahrzehntelang aus."