In einigen Dörfern im Land ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ganzjährig frisches Wasser aus dem Hahn fließt Foto: dpa

Vor allem im Hochschwarzwald und auf der Schwäbischen Alb beziehen einige Haushalte ihr Trinkwasser noch immer aus Quellen – und leiden seit Monaten unter extremem Wassermangel.

Freiburg - Der Herbst 2015 war – gemessen am Grundwasser – der trockenste Zeitabschnitt seit mindestens 30 Jahren. Und auch im Winter ist der sonst übliche Grundwasseranstieg bisher ausgeblieben. Für die öffentliche Wasserversorgung ist das kein Problem – die Vorräte sind riesig und reichen, um auch lange Trockenperioden zu überbrücken. Doch wenn das Grundwasser sinkt, versiegen auch Brunnen. Und die Quellen schütten weniger stark. Das bringt landwirtschaftliche Höfe, die auf Quellwasser angewiesen sind, in extreme Nöte. Teilweise mussten in den baden-württembergischen Mittelgebirgen Notversorgungen eingerichtet werden.

Vor allem die Halter von Milchkühen hat die Extremwetterlage im vergangenen Jahr viel Zeit und Geld gekostet. Eine Kuh benötigt an die 60 Liter Wasser am Tag – bei Hitze noch mehr. Doch gerade dann, wenn das Vieh besonders durstig ist, sind die Bäche ausgetrocknet oder die Wasserqualität der Rinnsale zu schlecht für die Kühe. Den Bauern blieb nichts anders übrig, als Tausende von Litern Wasser in Containern heranzukarren. In den Bauhöfen der Gemeinden können sie vielfach Wasser zapfen. Wasserzähler halten fest, wie viel die Landwirte aus den Hydranten entnehmen. Der Wassermangel hat den Höfen aber noch ein weiteres Problem beschert: Es konnte weniger Gras geerntet werden, weshalb teilweise auch das Futter knapp wurde.

Parallel dazu versuchen einige Landwirte, versiegende Quellen wieder zum Sprudeln zu bringen. Denn sind sie erst einmal trockengefallen, ist es oft schwer, sie neu zu aktivieren, weil sich das Wasser längst einen anderen Weg gesucht hat. Eine Statistik dazu, ob in den vergangenen Jahren mehr Quellen versiegt sind als vorher, gibt es nicht. Einige Landwirte beobachten aber, dass es seit dem extrem heißen Sommer 2003 immer häufiger zu Engpässen kommt.

Bisher niedrigster Wert an 20 Entnahmestellen

Ein Beispiel ist die Kleinstadt Mühlheim an der Donau (Kreis Tuttlingen). Dort stand die Wasserversorgung schon mehrfach auf der Kippe. Nun soll ein Strukturgutachten dafür sorgen, dass immer genug Wasser vorhanden ist. Das Trinkwasser wird dort noch aus einer einzigen Karstquelle gewonnen. Infolge der Trockenheit im Sommer ging die Quellschüttung der Waltersteinquelle auf etwa ein Drittel zurück – „der bei weitem stärkste Rückgang in rund 50 Jahren“, wie das Umweltministerium sagt.

Auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Gabi Rolland (SPD) bestätigte das Umweltministerium, dass Wasser mit Tankfahrzeugen zugefahren werden musste, um die öffentliche Trinkwasserversorgung zu sichern. Die Situation im vergangenen Herbst sei ähnlich schwierig gewesen wie im Sommer 2003. Damals und im Folgejahr 2004 wurde an 14 Prozent der Messstellen der bisher niedrigste Wert gemessen. Jetzt waren es sogar 20 Prozent, an denen die bisher geringste Schüttung festgestellt wurde. Besonders betroffen sind laut Umweltministerium die Regionen Mittlerer Oberrhein, Schwarzwald, Kraichgau, Nord-Württemberg und die Schwäbische Alb. Quellen mit kleineren Einzugsgebieten versiegen schneller, wenn es länger nicht regnet.

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) misst regelmäßig an bestimmten Stellen die Pegel und bestätigt: „Die Grundwasservorräte an den Quellen bewegen sich nach wie vor auf einem unterdurchschnittlichen Niveau. Beobachtungen im Januar deuten auf eine leichte Entspannung hin. Messergebnisse vom Februar liegen noch nicht vor.

Gemeinden bauen Tiefbrunnen

Fachleute ahnen, dass sich lange Trockenheiten wiederholen könnten. Klimaprojektionen zeigen, dass sich die Niederschlagsmenge insgesamt in den kommenden Jahren zwar wenig ändern wird, es aber trockenere Sommer und niederschlagsreichere Winter geben wird. Eine insgesamt höhere Lufttemperatur führt laut Umweltministerium zu einer höheren Verdunstung. Daraus ergibt sich laut der Behörde für den Sommer das Sinken des Grundwassers – im Winter würde es sich verstärkt neu bilden.

Das Ministerium hat gezielt aber auch eine sogenannte Vulnerabilitätsanalyse für die Wasserversorgung im südlichen Schwarzwald mit Blick auf den Klimawandel in Auftrag gegeben. Dabei stellte sich auch heraus, dass viele Gemeinden bereits reagiert haben, indem sie Versorgungsverbünde gegründet und Tiefbrunnen gebaut haben. Mit Ausnahme kleinerer Bereiche sei damit in Zukunft die Versorgung mit Wasser gesichert. Die Erkenntnisse und dort entwickelten Methoden sollen nun auch auf andere Regionen übertragen werden.

Am sichersten bleibt der Anschluss ans Trinkwassernetz. Für einzelne Höfe und oft auch Dörfer ist dies jedoch wegen großer Entfernungen, die überbrückt werden müssen, oder schwieriger Topografie unerschwinglich. In einigen Fällen unterstützt das Land die Baumaßnahmen, insbesondere den Anschluss an die Abwasserkanalisation.