Bäumt sich der Trecker auf, dann ist das in der Regel ein deutliches Zeichen dafür, dass der „Pull“ zu Ende geht Foto: /Frank Eppler

Gut 5000 Bulldogfreunde haben sich am Wochenende zum Böllenbodenhof bei Bittenfeld aufgemacht – zum 31. Trecker-Treck. Etwas weniger als in früheren Jahren, sagt Mitorganisator Andreas Müller. Bei der Hitze sei dies verständlich, der Stimmung habe das aber keinen Abbruch getan.

Die senkrecht nach oben schießende schwarze Rauchwolke könnte fast von einem veritablen Brand in einer Altreifenfirma stammen. Das Röhren und Brüllen, mit der da eine etwa 350-PS-Maschine den tonnenschweren und mit einem bremsenden Bodenschild versehenen Bremswagen über die Wettkampfstrecke von 75 Metern zieht, passt aber nicht zu dem Verdacht. Und weil es sich um einen Wettkampf mit Landmaschinen handelt, sagt Moderator Benni Karpf: „Das war wieder ein Full-Pull“ – ein erfolgreicher Zug. Rundum unter den aus Lastern und Anhängern improvisierten Zuschauertribünen rauscht Beifall auf.

Landwirtschaftliche Kraftprotze messen sich

Wir sind beim Trecker-Treck in Bittenfeld – genauer auf dem extra dafür präparierten Gelände am Böllenbodenhof, wo das Event mit landwirtschaftlichen Kraftprotzen am Samstag und Sonntag mittlerweile zum 31. Mal gestiegen ist. Ob das Trecker-Team Bittenfeld dabei den Teilnehmerrekord vom vergangenen Jahr einmal mehr überbieten könne, das sei bisher noch nicht klar, berichtet Mitorganisator Andreas Müller bei der Zwischenbilanz gegen 14 Uhr.

Er ist selbst auf dem Böllenbodenhof aufgewachsen, sein Bruder Martin stellt alljährlich das Gelände für das rustikale landwirtschaftliche Großereignis mit Festzelt und Spielplatz und umfangreicher kulinarischer Versorgung. Immerhin gut 145 Teilnehmer in den neun Klassen, plus zwei speziellen mit Turboladern ausgerüsteten Sportklassen, haben sich am Wettkampfmorgen gemeldet. Allerdings kommen beim Trecker-Treck während des Wettkampfs immer noch einige spontan anreisende Treckerpiloten dazu. Solange die jeweilige Klasse ihren Wettkampf noch nicht beendet hat, werden sie auch noch mit in die Wertung genommen, sagt Müller. Am Morgen beginnen die leichtesten Klassen, am Ende startet in der Regel die schwerste Klasse mit Maschinen bis 13,5 Tonnen Eigengewicht.

Der Trecker bäumt sich auf

„Boris, hör auf“, ruft derweil Moderator Benni an Ziehstrecke eins ins Mikrofon. Der Trecker des Kandidaten in einer der mittleren Schwereklassen bäumt sich mit den vorderen Rädern auf – ein klares Zeichen, dass nichts mehr geht. Sein Vorgänger in der Ziehspur hat es auch nicht ganz bis zum angestrebten Full Pull zum 75-Meter-Ziel geschafft. Genau 41,20 Meter stehen für ihn jetzt in der Wettkampfliste – immerhin.

Im Sommer 2022 waren 180 große und kleine, moderne und betagte Traktoren nach Bittenfeld getuckert – Rekord seit dem Start des Vereins im Jahr 1992. „In früheren Jahren waren es meist um die 100, 120 oder auch mal 140 Stück“, erzählt dazu Bernd Brudermüller. Bei 180 Teilnehmern sei die Sache schon fast grenzwertig. Im vergangenen Jahr ist der letzte Trecker erst nach 19 Uhr in die Spur gegangen.

So spät werde es diesmal wohl auch, schätzt am Sonntagmittag Andreas Müller. Aber, sagt er mit Blick auf das zweispurige Wettkampfgelände: „Wir liegen recht gut in der gefühlten Zeit.“ Insgesamt seien es aber an den beiden Festtagen mit rund 5000 Besuchern voraussichtlich etwas weniger als bei vergangenen Trecker-Trecks. Das liege wohl an der Hitze, die manche Familie vom Besuch auf dem Festgelände abhalte. Der Stimmung im Festzelt, wo unter anderem das mit Zwiebel und Peperoni garnierte Fleischbrot regelrechten Kultstatus genießt, als auch direkt in Staub und Hitze am Festgelände tat das keinen Abbruch. Und zur Freude der jüngsten unter den Trecker-Treck-Fans sind für die Grundversorgung bei derlei Witterung gleich zwei Eiswagen mit vorgefahren und ergänzten den Kirmesstand um allerlei Süßes. Und noch eine weitere lokale und zum rustikalen Fest passende Spezialität ist zu haben beim Trecker-Treck: Moscho, das neue Bittenfelder Mostschorle, das der Bittenfelder Agrar Service Motzer momentan im handlichen 0,33er-Fläschle auf den Markt bringt.

Der Verein zählt momentan etwa 130 Mitglieder

Das Großereignis am Böllenbodenhof finanziert der extra auf dieses jährlich Ereignis ausgerichtete Verein aus den Einnahmen, die der Verkauf von Speisen und Getränken einbringt. In diesem Jahr habe der Verein, der momentan etwa 130 Mitglieder zählt, insgesamt 170 ehrenamtliche Kräfte im Einsatz. Am Beginn des Festprogramms steht traditionell ein Mannschaftsziehen, bei dem Teams mit 15 Leuten – reine Frauenteams 20 – den schweren Bremswagen wie beim Tauziehen per Seil mit purer Muskelkraft von der Stelle bewegen. Das siegreiche Team, so berichtet Müller, hat am Samstag immerhin gute 50 Meter geschafft.

Für den Nachwuchs gibt es beim Bittenfelder Trecker-Treck nicht nur eine Hüpf- und eine Strohballenburg, sondern auch noch einen vom Trecker-Team-Nachwuchs selbst organisiertes Junior-Trecker-Treck. Dort können die jüngsten Gäste der sportlichen Treckerparade mit Tretschleppern einen eigens dafür konstruierten Bremswagen ziehen – ganz wie die Großen, allerdings auf etwas kürzerer Strecke.