Die Textildesignerin Riva Fleur Vidal, die Schmuckdesignerin Iris Merkle und der Fotograf Christoph Binder (von links) sind in die Traubenstraße gezogen.Die Textildesignerin Riva Fleur Vidal, die Schmuckdesignerin Iris Merkle und der Fotograf Christoph Binder (von links) sind in die Traubenstraße gezogen. Foto: red

In der Traubenstraße finden sich Fotografie, Textil-, Schmuck- und Modedesign unter einem Dach.

S-West - Hinterhof, Künstler, kreatives Arbeiten – das passt zum Westen. Kleine Werkstätten, Ateliers, Galerien und Lädchen finden sich an vielen Ecken, gerne auch in Hinterhäusern. Seit fast einem Jahr gibt es einen neuen kreativen Verbund im Westen, der sich allmählich auch an die Öffentlichkeit wagt. In ein Haus an der Traubenstraße sind mehrere Künstler gezogen. So wurde aus dem Hinterhaus ein Künstlerhaus, in dem es Raum für einen kreativen Gedankenaustausch gibt. Für die neuen Mieter ist das ein Glücksfall. „Ich wollte gerne wieder mit anderen Gestaltern unter einem Dach arbeiten“, sagt die Schmuckdesignerin Iris Merkle. Sie war zuvor mit ihrem Label Fingerglück im H 7, bis die Mieter das dortige Kreativzentrum verlassen mussten. Sie suchte neue Räume per Anzeige und wurde in der Traubenstraße fündig. Im Erdgeschoss hat sie seit Februar 2012 ihre Werkstatt, Büro und einen kleinen Ausstellungsraum.

Mehr oder weniger gleichzeitig waren seinerzeit in dem Haus weitere Räume frei geworden. Die Vermieterin schaltete wiederum eine Anzeige, die die Textildesignerin Riva Fleur Vidal las. Zusammen mit ihrem Studienkollegen, dem Fotografen Christoph Binder, schaute sie in der Traubenstraße vorbei. „Wir hatten mit Iris Merkle eine kurze, aber intensiven Begegnung“, erzählt sie. Die Chemie stimmte sogleich und die Idee eines Künstlerhauses war geboren.

„Das passt perfekt für uns, ein Gegenpol zum Stadtzentrum“

Im Juli sind Riva Fleur Vidal, Christoph Binder und auch noch die Modedesignerin Mona-Fee Thiessat in den ersten Stock gezogen. „Die Vermieterin ist eine ältere Dame und wir sind ihr sehr dankbar dafür, dass sie uns, die als Neulinge direkt von der Uni gekommen sind, eine Chance gegeben hat“, sagt Riva Fleur Vidal. Die Suche der drei Kreativen bis dahin war wenig ermutigend gewesen. „Wir waren ziemlich lang unterwegs, bis wir ein Plätzchen gefunden haben, an dem wir uns wohlfühlen“, sagt Riva Fleur Vidal. Dass es sie in den Westen verschlagen hat, gefällt allen. „Das passt perfekt für uns, ein Gegenpol zum Stadtzentrum“, so die Textildesignerin. Auch für Iris Merkle ist ein Traum wahr geworden: „Wir haben in dem Haus das, was ich mir immer gewünscht habe, und es liegt im besten Stadtteil.“

Die erste gemeinsame Aktion der Künstler, um in der Öffentlichkeit bekannter zu werden, war eine Ausstellung im Advent gewesen. Für die Einladungskarten hatten sie Plätzchen in Form von Ringen, Knöpfen und Kameras gebacken, mit denen sie die jeweiligen Branchen veranschaulichten, in denen sie tätig sind. Christoph Binder fotografierte das Ergebnis. So arbeiteten sie im Kleinen schon Hand in Hand. Und so soll es weitergehen. „Natürlich macht in erster Linie jeder seine Sache und muss seine eigenen Aufträge bearbeiten“, sagt Iris Merkle. Aber, so Riva Fleur Vidal, es würden sich immer wieder Schnittstellen auftun, aus denen sich Neues ergeben kann. „Wir sind ja noch am Anfang“, sagt Christoph Binder, der unter anderem für das 2012 erschienene Buch „Die im Dunkeln sieht man doch – Stuttgart bei Nacht“ fotografiert hat. Konkrete gemeinsame Projekte gäbe es aber noch nicht.

„Das Haus bietet aber die Grundlage für einen Ideenaustausch“, sagt Riva Fleur Vidal. Allen vier kreativen Mietern des Künstlerhauses ist es wichtig, den akademischen Geist zu bewahren. „Hier wird es uns ermöglicht, gemeinsam zu arbeiten und sich auszutauschen mit Leuten, die aus einer ganz anderen Richtung kommen“, sagt Riva Fleur Vidal.