Holmes und Watson im Theaterstück „Sherlock Holmes und die Kehrwoche des Todes“ in Stuttgart in der Komödie im Marquardt Foto: Frahm

Einen Fall gibt es, den kann der berühmte Detektiv nicht lösen, ohne dabei zum Schwaben zu werden – „Sherlock Holmes und die Kehrwoche des Todes“, so heißt das neue Stück, das am Freitagabend in der Komödie im Marquardt seine Premiere feierte.

Stuttgart - Einen Fall gibt es, den kann der berühmte Detektiv nicht lösen, ohne dabei zum Schwaben zu werden – „Sherlock Holmes und die Kehrwoche des Todes“, so heißt das neue Stück, das am Freitagabend in der Komödie im Marquardt seine Premiere feierte. Der nasale Akzent des investigativen Briten trifft auf das breite Poltern der süddeutschen Hausfrau. Tobias Bungter, der das Stück schrieb, hat es gemeinsam mit Lisa Quarg inszeniert – er stammt aus Bonn, für den passenden Dialekt sorgte Stefanie Stroebele, die auf der Bühne als Frl. Knöpfle dem Dr. Watson schöne Augen macht.

Zu Beginn lauscht Sherlock Holmes exotisch wilder Musik und saugt an seiner Wasserpfeife. „Mr. Holmes“, sagt Watson, „als ihr Arzt und Freund rate ich ihnen: Übertreiben Sie es nicht mit dem Opium!“ Holmes allerdings findet alles andere längst langweilig, selbst der Hund von Baskerville lockt seinen scharfen Verstand nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Da steht plötzlich eine Dame in Schwarz vor ihm und sagt: „Grüß Gott, isch dees die Braxis von Mischda Scherlock Hollmes?“ Der Detektiv erwacht, offenbar gibt es noch Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen er nichts ahnte. Zuerst jedoch hält er Frau Eberle aus Stuttgart für eine irische Terroristin.

Der Fall liegt sehr einfach und jagt echten Schwaben Schauder über den Rücken: In einem Stuttgarter Haus wird ermordet, wer immer es wagt, die Kehrwoche zu machen. Das ist schlimm, denn, Frau Eberle sagt es: In Stuttgart ist es der Kehrwochenplan, der die Welt im Innersten zusammen hält, nichts anderes. Ist dies eine Falle für Sherlock Holmes? Steckt sein alter Feind Moriarty dahinter?

Quirlig und schräg

An Schauspielern, die den Charme des Schwäbischen beherrschen, fehlt es in Stuttgart nicht: Rose Kneissler ist die bodenständige Frau Eberle, Stefanie Stroebele spielt neben Frau Knöpfle die gescheiterte Diva Olga Eck. Und Norbert Aberle verwandelt sich stets markant vom Professor in den Koch und in den Kommissar: „Holzapfel mein Name, Kriminalgendarmerie Stuttgart.“ Marius Hubel stürmt auch in der Pause als Zeitungsjunge umher, der das Neueste über den Kehrwochenskandal mitteilt, und einmal fällt er als Federico Salvatore, Frühhippie und Dauerstudent, spätnachts betrunken durch ein Fenster.

Den exzentrischen Detektiv spielt Mark Britton, ein Kabarettist, der tatsächlich auf der Insel geboren wurde, quirlig und schräg – Barbara Krott hat ihn in einen groß karierten Frack gesteckt, Klaus Figge mit ihm eine Kampfchoreografie eingeprobt. Die Bühne ist zumeist natürlich ein Treppenhaus, viel später geht es hinab in eine Stuttgarter Unterwelt, an der wohl schon vor 100 Jahren heimlich gebaut wurde.

Erst aber schleichen alle Verdächtigen zur mysteriösen Musik von Thomas Unruh durch das Haus. Die Hausfrau tanzt mit ihrem Besen, die Diva beißt in eine Rose und fällt tot auf den Rücken, der Professor wird mit Putzwasser vergiftet, der Koch sucht seinen Kugelfisch, Sherlock packt den Chemiekoffer aus: Britischer Witz mischt sich unterhaltsam mit schwäbischer Schrulligkeit. Kulturen begegnen sich, die Lösung errät ohnehin keiner, und der Junggeselle Watson wird ganz zuletzt endlich glücklich.

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