Viele Mitarbeiter haben Tengelmann in den vergangenen Monaten freiwillig verlassen. Noch mehr kämpfen weiter um ihre Arbeitsplätze. Foto: dpa

Viele Tengelmann-Mitarbeiter haben das Vertrauen in ihren Arbeitgeber längst verloren und sich einen neuen Job gesucht. Im Sinne derer, die das nicht können, muss endlich eine Lösung her, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Selbst gewissenhaften Beobachtern fällt es mittlerweile schwer, beim Knobeln um die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann noch den Überblick zu behalten. Ist das, was am Donnerstagabend mit einer dürren achtzeiligen Pressemitteilung von der Gewerkschaft Verdi verkündet wurde, nun als „Durchbruch“ oder als „zarter Hoffnungsschimmer“ zu bewerten – wie es unterschiedliche Nachrichtenagenturen getan haben?

Es gibt kaum eine Wendung, die dieser auf den Tag genau seit zwei Jahren andauernde Zoff um den Verkauf des letzten Teils der einst republikweit vertretenen Lebensmittelkette noch nicht genommen hätte. Es ist eine öffentlich ausgetragene Seifenoper, der es dramaturgisch an nichts fehlt: Die Akteure streiten, jammern und intrigieren ohne Scham und Anstand. Sollten sie sich nun vertragen? Hunderte ehemalige Tengelmann-Beschäftigte haben nicht darauf vertraut und freiwillig das Weite gesucht.

Das Mühlheimer Unternehmen äußert sich wohlweislich nicht mehr dazu, wie viel Personal es aktuell beschäftigt. Es kursieren Angaben von 14 000 bis 16 000 Mitarbeiter. Fest steht, dass seit dem Verkaufsbeschluss Dutzende von Filialen geschlossen wurden. Bis zum Ende dieses Jahres dürften kaum mehr als 400 Märkte übrig bleiben. Im Sinne der Beschäftigten, die aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage sind den Arbeitgeber zu wechseln, ist eine Einigung überfällig. Die Zeichen stehen günstig – doch das war in den vergangenen Monaten ein verlässliches Indiz dafür, dass der nächste Knall bevorsteht.