Kündigen oder Tarif wechseln – vor dieser Frage stehen jetzt viele Festnetznutzer. Foto: imago/Andrey Popov

Die Telekom erhöht Preise für Sprachtarife. Davon dürften vor allem Rentner-Haushalte betroffen sein, die ohnehin schon mit den steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen kämpfen. Hier zeigen wir, was Betroffenen tun können.

Für Telekom-Kunden, die kein Internet haben, wird das Telefonieren teurer. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Die meisten werden das zähneknirschend hinnehmen. Doch es gibt Alternativen – wir zeigen, welche das sind, und was man rund um das Thema sonst noch wissen muss.

Wie hoch fällt die Tariferhöhung aus? Die Preiserhöhung gilt für reine Sprachtarife im Festnetz. Deren Grundpreis steigt zum 1. Oktober um monatlich zwei Euro, wie ein Telekom-Sprecher auf Anfrage bestätigte. Betroffen sind den Angaben zufolge Privat- und Geschäftskunden mit laufenden sowie neuen Verträgen. „Leider kommt es bei der Technik beziehungsweise der vorzuhaltenden aufwendigen Infrastruktur für reine Sprachtarife zu Kostensteigerungen“, begründete der Sprecher die neuen Preise.

Der Tarif „Call Start“ verteuert sich damit von 21,95 auf 23,95 Euro im Monat. Etwas günstiger ist der ältere Tarif ,,Call Start (4) / Standard (M)“, der künftig 20,95 statt 18,95 Euro kosten wird. Nach Einschätzung des Berliner Verbraucherportals Teltarif.de trifft das vor allem Rentnerhaushalte, „die jetzt schon mit steigenden Energie- und Lebensmittelkosten zu kämpfen haben“. Jüngere verfügen meist über einen kombinierten Sprach- und Internettarif.

Wie lange ist eine Kündigung möglich? Die Telekom hat alle Betroffenen nach eigenen Angaben im August per Brief über die Preiserhöhung informiert. Es bestehe ein Sonderkündigungsrecht innerhalb von drei Monaten nach Erhalt des Schreibens. Das heißt, eine außerordentliche Kündigung und ein Anbieter- oder Tarifwechsel sind noch bis mindestens Anfang November möglich. Darüber hinaus besteht das ständige Recht zur ordentlichen Kündigung nach Ablauf der vertraglichen Ersatzlaufzeit, die gerade ältere Menschen oft längst erfüllt haben, wenn sie noch nie den Anbieter gewechselt haben.

Alternative 1: Zu einem anderen Angebot der Telekom wechseln In Betracht gezogen werden kann der Wechsel zu einem anderen Tarif der Telekom. Der günstigste Sprach- und Internettarif „Magenta Zuhause Start“ kostet mit 24,95 Euro im Monat nur wenig mehr als die reinen Sprachtarife. Er beinhaltet 100 GB Datenvolumen bei einer Geschwindigkeit von bis zu 16 Mbit pro Sekunde.

Wer weiterhin kein Internet nutzen will, benötigt dieses Datenvolumen zwar nicht. Einen Vorteil aber hat der Magenta-Tarif trotzdem: Er schließt eine sogenannte Flatrate für Gespräche ins deutsche Festnetz ein. Das heißt, sämtliche Anrufe sind mit dem monatlichen Grundpreis bereits bezahlt. Für Haushalte, die derzeit mit einem Start-Tarif viel telefonieren und eine entsprechend hohe Anzahl an Gesprächsminuten haben, kann sich der Wechsel folglich lohnen. „Die geringen Mehrkosten amortisieren sich durch die enthaltene Flatrate für Gespräche ins Festnetz schnell wieder“, sagt Thorsten Neuhetzki vom Fachportal Inside Digital.

Aber Achtung: Um mit dem Magenta-Tarif telefonieren zu können, benötigen die Kunden einen IP-fähigen Router, den sie entweder kaufen oder mieten müssen. Das hebt den Preisvorteil beim Telefonieren teils auf. Unsicher ist zudem, ob der vorhandene Telefonapparat an einen Router angeschlossen werden kann. Wer beispielsweise noch ein Uralt-Gerät mit Wählscheibe hat, wird um einen Neukauf nicht herumkommen.

Alternative 2: Den Anbieter komplett wechseln Überlegt werden kann außerdem, zu einem anderen Anbieter mit niedrigerem Grundpreis zu wechseln. Dabei gilt es aber zu bedenken, dass nur bei der Telekom Anrufe mit den sogenannten Billig-Vorwahlen möglich sind (Call-by-Call-System). Damit lassen sich die Kosten für Fern-, Mobilfunk- und Auslandsgespräche oft deutlich drücken.

So können Telekom-Kunden etwa mit der Billig-Vorwahlnummer 01052 für 1,75 Cent je Minute ins Mobilnetz telefonieren – statt für 19 Cent nach dem regulären Telekom-Tarif. Bei den Telekom-Konkurrenten gibt es diese Sparmöglichkeit nicht, obwohl sie teils sogar mehr pro Gesprächsminute verlangen. Das Problem der Billig-Vorwahlen ist, dass sich deren Preis mitunter rasch ändert. Deshalb sollte unbedingt auf die Preisansage nach dem Anwählen geachtet werden.

Alternative 3: Den Anschluss mit anderen im Haus teilen Wer in einem Mehrfamilienhaus mit anderen Personen – etwa Familienmitgliedern – unter einem Dach wohnt, kann auch überlegen, den eigenen Anschluss zu kündigen und sein Telefon an einen bereits im Haus vorhandenen Router anzuhängen. Moderne Router lassen sich so einrichten, dass nur das jeweils angerufene Telefon klingelt und Anrufe unter der eigenen Nummer abgehen. Bei der Telekom muss dazu die Aufschaltung einer zusätzlichen Rufnummer für den Router beantragt werden.

„Das hilft unterm Strich deutlich zu sparen, erfordert aber technische Kenntnisse“, sagt Teltarif-Experte Henning Gajek. Benötigt werde entweder eine neue Telefonleitung im Haus zum Router, die nicht mit dem Telekom-Netz verbunden sein dürfe, oder ein neues DECT-fähiges Schnurlostelefon. Diese Geräte gebe es auch mit seniorengerecht großen Tasten.

Für wen ein Sozialtarif möglich ist

Zielgruppe
 In Anspruch nehmen können ihn Kunden mit geringem Einkommen oder einer Behinderung. Der Tarif beinhaltet ein Gesprächsguthaben, das für Anrufe ins Festnetz eingesetzt werden kann. Ein Sozialtarif wird auf bestehende Tarife hinzugebucht.

Varianten
Der Sozialtarif 1 mit einem Guthaben von 6,94 Euro pro Monat ist für Kunden, die vom Rundfunkbeitrag befreit sind oder eine Ermäßigung erhalten, wie etwa Bezieher von Grundsicherung im Alter oder Hilfe zur Pflege. Der Sozialtarif 2 mit einem Guthaben von 8,92 Euro ist für blinde, gehörlose oder sprachbehinderte Menschen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 90.