Das neue Tatti ist am Mittwoch hinter dem Stuttgarter Rathaus eröffnet worden. Foto: ubo

Das neue Tatti hinterm Rathaus ist am Mittwoch eröffnet worden. Der Andrang und die Begeisterung sind groß. Auf der Karte stehen Drinks für den „Never Forget Summer“. Den Sommer 2018 wird keiner vergessen, freut sich unser Kolumnist.

Stuttgart - Tatütata! So macht das Martinshorn, wenn was passiert ist. Unweit vom Stuttgarter Rathaus passiert gerade so viel, dass wir einen neuen Ruf anstimmen können: Tatti-tata – alle sind da!

Tatti, so heißt das Zauberwort. Fast vier Jahre lang galt die Bar, die auch ein Café ist, als Herz der alternativen Einkaufsmeile Fluxus in der Calwer Passage. Dort ist nun Schluss mit der Andersartigkeit. Gerade mal 22 Tage hat es gedauert, da haben die Wirte Marcus Philipp und Paul Benjamin Scheibe am neuen Standort aufgemacht. Und die Leute strömen, als hätten sie nur darauf gewartet, dass endlich hinter dem Rathaus was los ist, wenn schon davor tote Hose gähnt auf dem wohl einzigen Marktplatz der Großstadtwelt, der ohne Gastronomie provinzieller kaum sein könnte.

Am Mittwoch ging’s am Pierre-Pfimlin-Platz in der Ex-Kostbar und im Ex-Apanaya von der Clublegende Sascha Gerecht und seiner Frau Ramona mit neuem Schwung und neuer Optik los. Von Beginn an brummt der Laden, in dem am diesem Samstagabend die Opening-Party mit Mucke der DJ-Brüder Daniele und Michele gefeiert wird.

Der Mann mit dem weißen Langbart kommt jeden Tag ins Tatti

Das zuletzt dunkel eingerichtete Restaurant, das der Stadt gehört, erstrahlt nach erfolgreichem Bleaching verführerisch. Weißer geht’s nicht. Die Bar ist einladend L-förmig, größer als am alten Platz. Der Innenraum ist befreit von der zugebauten Enge. Und drinnen darf man selbst gen Himmel blicken. Oberlichter, von denen man früher nichts ahnte, sind freigelegt. Draußen ist im üblichen Tatti-Mobilar kaum ein freier Platz zu ergattern. Die Stadt, das ist rasch klar, hat ein neues, nicht mehr temporäres Zentrum für Kessler Schorle, Theo Soda, Tattini, Espresso Tonic und Eistee. Unter der Überschrift „The Never Forget Summer“ listet die Karte alles auf, was erfrischt, was wach oder was scharf macht. Die Drinks haben sich kaum geändert – und auch die Gäste kaum.

Der Braungebrannte im Alter von Ende fünfzig mit schlohweißem Langbart und weißer Kleidung, den einige liebvoll „Herr Gandhi“ nennen, gehört zum Inventar. In Wahrheit heißt er Frank Laske, arbeitet als Souffleur und Schauspieler beim Staatstheater Stuttgart und hält sich an das bekannte Lebensmotto, das da lautet: „Ein Tag ohne Tatti ist möglich, aber sinnlos.“

Wie heiß war der Sommer bisher!

Seit Jahren kommt Laske, der von Leuze-Besuchen gebräunt ist, täglich ins Tatti. Eines ist klar, sagt er: „Der neue Standort ist noch besser als der alte.“ Die Umgebung des ersten Tattis sei lange nicht so schön wie die Umgebung des zweiten Domizils, sofern mal hier die Baustellen verschwunden sind und neue Bauten, etwa des Hotels, stehen. Und weit bis zum nächtlichen Treiben um den Hans-im-Glück-Brunnen ist es jetzt auch nicht mehr, freut sich „Herr Gandhi“ in dem an Höhepunkten reichen „Never Forget Summer“ von Stuttgart.

Wie heiß war der Sommer bisher! Die Temperaturen allein sind in dieser Wahnsinnstadt nicht der Grund für diese Glut. Von den Rolling Stones bis zu den Toten Hosen, von Helene Fischer bis zu den Fantastische Vier, Jazzopen, Sommerfest, der CSD – nach der wochenlangen Fest-Überflutung geht den Menschen noch immer nicht die Puste aus, wie das Tatti seit der Eröffnung beweist. Bald dürfte es T-Shirts geben mit einer Aufschrift, die an das legendäre Jahr 2018 erinnert: „Summer of eighteen in Stuggitown – ich war dabei!“