Der Tarifkonflikt bei der Bahn geht offenbar dem Ende entgegen. Foto: dpa/Annette Riedl

Die Deutsche Bahn präsentiert ein neues Angebot, das die Chancen auf einen Abschluss verbessert. Doch benötigt die Gewerkschaft EVG noch bis nächsten Dienstag Zeit zur Abstimmung mit anderen Schauplätzen.

Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahngewerkschaft EVG ist noch immer nicht entschieden. Die dreitägige Verhandlungsrunde in Fulda hat allerdings Fortschritte gebracht, sodass eine Einigung nun greifbar erscheint.

 

Demnach hat die Arbeitgeberseite ihr Angebot am dritten Tag der vierten Verhandlungsrunde nachgebessert – auf eine Lohnerhöhung von bis zu zwölf Prozent. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll demnach 24 statt wie bisher gedacht 27 Monate betragen.

Konkret soll es die zwölf Prozent lineare Lohnerhöhung aber nur für die unteren Einkommensgruppen und „Nachwuchskräfte“ geben – in zwei Schritten von jeweils sechs Prozent zum Dezember 2023 und erneut zum August 2024. Mittlere Entgeltgruppen würden zehn Prozent mehr Lohn erhalten in Stufen von jeweils fünf Prozent zu denselben Zeitpunkten. Höhere Einkommen sollen mit acht Prozent in zwei Schritten von jeweils vier Prozent profitieren.

2850 Euro als Inflationsausgleichsprämie noch in diesem Jahr

Dazu will die Bahn den 180 000 Beschäftigten 2850 Euro als Inflationsausgleichsprämie in zwei Tranchen zahlen: 1450 Euro voraussichtlich im Juli und 1400 Euro im November dieses Jahres. Der Tarifvertrag soll rückwirkend vom 1. März bis Ende Februar 2025 laufen. Das durchschnittliche Tarifgehalt bei der DB über alle Berufsgruppen hinweg beträgt etwa 4000 Euro brutto im Monat.

„Wir strecken uns gewaltig“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Damit muss jetzt ein Abschluss möglich sein.“ Die Bahn habe ein „mehr als attraktives und nie da gewesenes Paket für unsere Mitarbeitenden“ vorgelegt. Das Angebot habe eine sehr starke soziale Komponente, was auch die Gewerkschaft fordere. „Zudem gibt es die erste Tabellenerhöhung nun bereits in diesem Jahr – und auch die Inflationsausgleichsprämie kommt noch voll in 2023“, so Sailer.

„Arbeitskämpfe können wir bis dahin ausschließen“

Offenbar hat sich die EVG nun eine Bedenkzeit bis Dienstag ausbedungen. Die Gewerkschaft fordert bislang zwölf Prozent, mindestens 650 Euro mehr, im Monat. EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch sprach wie die Bahn-Vertreter von konstruktiven Verhandlungen. Das Angebot werde nun in Ruhe bewertet. Ziel sei, die Gespräche mit der Deutschen Bahn „zeitnah“ fortzusetzen. „Arbeitskämpfe können wir bis dahin ausschließen“, sagte er zur Beruhigung der Kunden mit Reiseplänen über Pfingsten.

Dass noch keine Einigung erfolgen kann, hat offenbar mit weiteren Tarifschauplätzen zu tun, weil die EVG zugleich mit diversen anderen Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen verhandelt. Dort sollen die Gespräche zügig fortgeführt werden.„Hier gilt es, die Angebote so zu synchronisieren, dass wir am Ende für die Branche einen einheitlichen Tarifabschluss erreichen“, sagte EVG-Tarifvorstand Cosima Ingenschay. „Die Löhne müssen am Ende für alle um den gleichen Betrag ansteigen.“

Am Wochenende Mitte Mai hatte die EVG einen geplanten 50-Stunden-Warnstreik bei der Deutschen Bahn quasi auf den letzten Drücker abgesagt. Vorausgegangen war ein Vergleich vor dem Arbeitsgericht Frankfurt.

Dort hat die Arbeitgeberseite auch zugesagt, den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit zwölf Euro in die Tariftabellen aufzunehmen, sodass die weiteren Lohnerhöhungen darauf aufsetzen können.