Die Moderatorin der Sendung „Panorama“ hat in ihrem Kommentar in den Tagesthemen klare Worte gegen rechte Hetze im Internet gefunden. Foto: NDR Presse und Information

Rechte Hetze im Netz, Aufruf zu Gewalt und Menschenhass. Anja Reschke hat in ihrem Kommentar in den Tagesthemen klare Worte gefunden – und einen Nerv getroffen.

Stuttgart - Herausfordernd schaut Anja Reschke in die Kamera: „Ich freue mich jetzt schon auf die Kommentare zu diesem Kommentar.“ Mit diesen Worten schließt die Moderatorin ihren Meinungsbeitrag in den „Tagesthemen“ vom Mittwochabend ab. Darin hatte sie eigentlich nur an den klaren Menschenverstand appelliert. Dafür, dass sich die Anständigen auflehnen müssen gegen rechte Hassschreiber im Internet. Gegen die Hetze gegen Flüchtlinge. Dagegen, dass es „kleinen rassistischen Niemanden“ nicht mal mehr peinlich ist, unter Klarnamen im Netz ihre Hetze zu betreiben.

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Klare Worte hat die „Panorama“-Moderatorin da wieder einmal gefunden. Und klare und weniger klare Worte prasseln am Tag danach – wie zu erwarten – auf die 42-Jährige ein. Vor allem auf dem Kurznachrichtendienst Twitter findet der Aufruf von Reschke Zuspruch: „Starker Kommentar“, ist dort zu lesen. „Danke, Anja Reschke.“

Reschke selbst ist mit diesen Reaktionen zufrieden. „Mein Eindruck war, dass diese rassistische Minderheit langsam Oberwasser bekommt“, sagte sie unserer Zeitung. „Im Netz sind wirklich sehr, sehr viele solcher üblen Kommentare. Deswegen ist es immer schamloser geworden – mit Klarnamen und Adressen.“ Das sei früher nicht so gewesen. „Ich hatte das Gefühl, dem muss man etwas entgegensetzen.“ Und Reschke findet auch am Donnerstag klare Worte: „Das hätte ich mir zwar von der Bundespolitik gewünscht – und das schon lange. Aber gut, vielleicht zieht sie ja nach.“

Auch auf der Facebook-Seite der Sendung „Panorama“ häuften sich am Donnerstag die Beiträge über Reschkes Kommentar. Viele sind positiv. Ein Nutzer schreibt zum Beispiel: „Mehr davon. Auch wenn es ein wenig schade ist, dass es überhaupt notwendig ist, solche Worte finden zu müssen.“

Der Hass im Netz trifft nun auch Reschke

Doch viele nutzen Reschkes Kommentar genau für das, was die Moderatorin anprangert. Schließlich hat sie weder die Aufnahme jedes Flüchtlings in Deutschland gefordert, noch dass man sich nicht gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung öffentlich äußern sollte. Ihre klare Botschaft: Hass im Netz ist nicht zu tolerieren.

„Sie verkennen die Realität, kaum jemand lässt sich vorschreiben, ob über Wirtschaftsflüchtlinge diskutiert werden darf oder nicht. Es wird diskutiert, ohne Ihr Gutmenschen-Gedöns“, heißt es ebenfalls auf der Facebook-Seite von „Panorama“. Ein anderer Nutzer wirft Reschke Scheinheiligkeit vor: „Ich würde gern mal hören, wie sie zu Hause hinter verschlossenen Türen spricht! Versucht doch einfach mal, die Ängste der Leute zu verstehen, ohne aus euren tollen Vorstadt-Grundstücken (vermutlich ohne Zeltlager) über die doch so rechte Gesellschaft zu debattieren! Mir reicht’s!“

Gereicht hat es auch der Moderatorin. Ihrer Ansicht nach haben die negative Stimmung und vor allem auch die Hetze in letzter Zeit noch einmal einen Schlag zugelegt. „Wir haben Meinungsfreiheit in diesem Land“, so die Moderatorin. „Es ist vollkommen in Ordnung, dass Menschen schreiben und auch öffentlich sagen, dass sie Angst haben oder dass sie finden, dass Asylbewerber Sozialschmarotzer sind.“ Das sei jedem selbst überlassen. „Aber wenn gesagt wird: Schickt sie alle in den Eurotunnel und jagt Züge drüber. Oder: Das Mittelmeer ist doch groß genug, sollen sie doch alle darin ersaufen. Oder: Weg mit dem Dreck. Da denke ich mir dann: Nein. Das geht zu weit.“

Auch auf der Facebook-Seite unserer Zeitung sind die Meinungen am Donnerstag über Reschkes Kommentar geteilt. Eine Nutzerin schreibt: „DANKE Frau Reschke! Und es sollten noch viel mehr so klare Ansagen kommen, denn es wird Zeit, den braunen Mob endlich in die Schranken zu weisen, bevor sie Deutschland ganz lächerlich machen!“ Eine andere Nutzerin teilt diese Meinung nicht: „Die Politik schläft, das dicke Ende wird noch kommen. Ich glaube, die meisten sind frustriert darüber, dass nicht gehandelt wird. Aber schnell mal jeden in die rechte Ecke stellen, damit er die Klappe hält.“

Zum frühen Abend wurde das Video mit Reschkes Kommentar bereits mehr als 3,3 Millionen Mal aufgerufen. Reschke ist bekannt für ihre klaren Worte. Schon im Januar hatte Reschke mit einem Kommentar für Diskussionen gesorgt: Hier hatte sie die Rufe nach einem „Schlussstrich“ unter die Geschichte der Judenverfolgung scharf verurteilt.

Der Hass im Netz trifft nun auch Reschke