Nicht nur die Amerikaner öffnen zum Tag des offenen Denkmals ihre Türen. Im Kreis Böblingen können viele Orte und Sehenswürdigkeiten besichtigt werden, die sonst nicht zugänglich sind.
Das ehemalige Offizierscasino, in dem sich heute das „Firehouse“ der amerikanischen Armee in Böblingen befindet, öffnet am Sonntag, 10. September, seine Pforten für Besucher. Der Grund dafür ist der bundesweite Tag des offenen Denkmals, der in diesem Jahr unter dem Motto „Talent Monument“ steht. An diesem Tag können einige Baudenkmale besichtigt werden, die für die Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind – zum Beispiel das einstige Offizierscasino, in dem heute die Feuerwehr der Kaserne untergebracht ist. Das Gebäude in der Waldburgstraße 104 wurde zwischen 1936 und 1938 erbaut und wurde einst von der deutschen Wehrmacht genutzt.
Eine Rarität: Die historischen Pirschgänge
Bereits am 1. Mai gewährten die Amerikaner erstmals einen Einblick in ihr Panzer-Feuerwehrhaus, was auf reges Interesse stieß. Nun gibt es eine weitere Möglichkeit, das Gebäude auch von innen zu besichtigen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Bauwerk erst in französischen Händen, bevor es von der US-Armee übernommen wurde. Eine geführte, 60-minütige Besichtigung, bei der auch der Ball- und Festsaal mit dem imposanten Wandgemälde von Josef und August Braun zu sehen sind, startet um 14 Uhr. Die historischen und künstlerischen Aspekte werden von der Stadtarchivarin Tabea Scheible und der Leiterin der Städtischen Galerie, Corinna Steimel, beleuchtet.
Auch die beliebten historischen Pirschgänge im Stadtwald können Interessierte bei einer zweistündigen Wanderung mit dem Archivar Daniel Pfeifer und dem Bundesförster Andreas Ganz erkunden. Die Pirschgänge liegen auf dem Gelände der in Böblingen stationierten US-Streitkräfte und sind nur im Rahmen von besonderen Führungen zugänglich. Die Plätze sind rar – denn die Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen begrenzt. Ohne Anmeldung geht hier gar nichts. Sie ist per Mail möglich: reservierung@boeblingen.de (Betreff: Pirschgänge).
Zwischen 15 und 17 Uhr sind die „Erinnerungsräume“ in der Aussegnungshalle auf dem Alten Friedhof, Herdweg 41, geöffnet. Zu sehen sind Werke des Künstlers Marinus van Aalst, die sich der Aufarbeitung und Wahrnehmung der Stadtgeschichte im Zweiten Weltkrieg widmen.
Einen Blick in eines der ältesten erhaltenen bäuerlichen Häusern in Böblingen erhalten Interessierte zwischen 16 Uhr und 18 Uhr. In dem Haus in der Unteren Gasse 9 wurden Überreste aus dem 13. Jahrhundert sowie aus späteren Jahrhunderten entdeckt. Einst war es ein Teil der Stadtmauer, durch Schießscharten wurden Angriffe pariert..
In Herrenberg gibt es das größte Glasfenster Süddeutschlands
Interessante Einblicke gibt es auch in Herrenberg. Dort wird unter anderem eine Führung durch den Stadtteil Gültstein angeboten. Der Ortsvorsteher Gerhardt Kauffeldt nimmt um 14 Uhr Interessierte mit auf eine zweistündige Tour, die bei der Peterskirche in der Gisilostraße 3 in Gültstein startet. Die Teilnehmenden erfahren Spannendes zur evangelischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert und zum Rathaus. Die Tour endet am Schloss des Eisenbahnpioniers Otto Kapp.
80 Quadratmeter groß und damit das größte Glasfenster Süddeutschlands können Interessierte in Herrenberg bestaunen. Informationen gibt es beim Gästeführer Horst Sehorsch um 15 Uhr bei der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef und St. Martin, Walter-Knoll-Straße 13.
In Waldenbuch können Stadtkirche und Bauernhaus erkundet werden
Auch die Stadt Waldenbuch beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals. Das Museum der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch, Kirchgasse 3, bietet um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung „Geht doch! Erfindungen, die die Welt (nicht) braucht!“ an. In der überaus unterhaltsamen Schau geht es um sinnvolle und sinnlose Erfindungen. Zu sehen sind allerlei Alltagsgegenstände vom Korkenzieher über radioaktive Zahnpasta bis zum Thermomix.
Auch die imposante Stadtkirche, ehemals St. Veit-Kirche, die mit dem Schloss das Stadtbild prägt, öffnet von 11.30 bis 17 Uhr ihre Pforten. Mitarbeitende des Teams Geöffnete Kirche stehen bei Fragen zur Verfügung. Das Bauernhaus in der Marktstraße 9 bietet von 15 bis 22 Uhr Einsicht in seine Räumlichkeiten. Es gibt schwäbische und spanische Tapas und Getränke. Das Gebäude wurde einst landwirtschaftlich genutzt, heute beherbergt es ein Restaurant und Café.
Die Gemeinde Hildrizhausen öffnet zum Tag des offenen Denkmals von 10.15 bis 18 Uhr die Nikomedeskirche, die um 1100 im romanischen Stil als dreischiffige Pfeilerbasilika erbaut wurde. Um 15 Uhr gibt es einen Vortrag zur Frühgeschichte der Kirche.
Für Familien mit Kindern lohnt sich ein Ausflug nach Weissach. Dort kann man mit dem historischen Dampfzug Feuriger Elias bis nach Korntal fahren. Zudem gibt es Führungen zu alten Eisenbahnfahrzeugen.
Streifzug durch die Vergangenheit
Aktionstag
Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 bundesweit durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Der Aktionstag findet jährlich am zweiten Sonntag im September unter wechselndem Motto statt und verzeichnet jeweils mehrere Millionen Besucher.
Hintergrund
Ziel des Aktionstages ist es, die Bedeutung des baukulturellen Erbes erlebbar zu machen und Verständnis für die Aufgaben des Denkmalschutzes zu wecken. Weitere Informationen und das Programm gibt es im Internet unter: www.tag-des-offenen-denkmals.de