Foto: Fotoagentur Beytekin / Weiberg

Offene Türen in der Villa Reitzenstein für Kinder und Erwachsene - wir zeigen die schönsten Bilder.

Stuttgart - Staatsgäste - das waren für den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) alle, die seiner Einladung zum dritten Tag der offenen Tür der Villa Reitzenstein folgten. Am Samstag präsentierte sich das Staatsministerium des Landes Baden-Württemberg familiär. Kinder und Erwachsene durften durch das historische Gebäude schlendern und Kretschmann und seinem Kabinett Löcher in den Bauch fragen.

Wie wichtig dabei das Thema Bildung ist für die Menschen im „Ländle“, merkte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) schnell: Sie war eine begehrte Gesprächspartnerin. Die Walddorfschule und ihre Zukunft interessierte eine Besucherin. „Wann können wir mit mehr Zuschüssen rechnen?“ Die Ministerin versicherte, dass die entsprechenden Schritte bereits eingeleitet sind. „In den kommenden vier bis fünf Jahren werden wir den Satz Stück für Stück auf 80 Prozent anheben.“ Die Fragerin blieb skeptisch. Eine Lehrerin sah in Zensuren eine starke Belastung für Kinder. „Wann werden die endlich abgeschafft?“ Auch hierzu habe es schon Gespräche gegeben, versicherte ihr die Ministerin. „Wenn die Gemeinschaftsschulen kommen, wird es für die Kinder wichtiger sein zu erfahren, was sie gut können“, betonte sie. Das könnten Noten nicht leisten. Erst beim Abschluss müssten Zensuren vergeben werden, um vergleichen zu können.

Umweltminister muss Autogramme geben

Manche Besucher hatten keine Fragen, sondern kleine Wünsche. Ein Autogramm zum Beispiel von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Und die Gäste durften auf den Spuren berühmter Besucher wandeln. Ein Eintrag von Mutter Theresa ins Gästebuch wurde genauso bestaunt, wie der des Fürstenpaares von Monaco. In krakeliger Schrift hat sich Albert kürzlich gemeinsam mit Charlène auf den weißen Seiten verewigt. Für eine kleine Sitzprobe stand auch der Stuhl bereit, auf dem Papst Benedikt XVI im vergangenen Jahr Platz genommen hatte.

Auch einige Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 hatten sich unter die Menge gemischt. Schweigend stand eine Frau am Eingangsbereich der Villa und hielt ein Protestschild in die Höhe. Andere machten mit grellgrünen Kopfbahnhof 21-Taschen ihren Standpunkt deutlich. Auch vor zwei Jahren hatten Bürger den Tag der offenen Tür genutzt, um über Sorgen und Ängste zu diskutieren.

Winfried Kretschmann erreichte die Villa Reitzenstein erst am späten Nachmittag, Termine hatten ihn bis dahin in Atem gehalten. Seine Mitarbeiter vertraten ihn würdig, brachten die Kinder zum Staunen und erzählten aus der Geschichte des historischen Gebäudes. 1910 bis 1913 von der Witwe Baronin Helene von Reitzenstein erbaut, gehörte es ab 1921 dem württembergischen Staat. 1952 wurde das Bauwerk Amtssitz der Ministerpräsidenten.

Digitaler Geburtstagsgruß ans Land

Das ist 60 Jahre her - so lang, wie das Bundesland Baden-Württemberg alt ist. Dieser Geburtstag wurde am Samstag gleich mitgefeiert. Jeder Gast durfte einen digitalen Gruß hinterlassen. Ende des Jahres sollen alle Glückwünsche zur größten Geburtstagskarte der Welt zusammengefügt werden. Geschenke gab es auch. Nicht für das Land, sondern für die Gäste. Jeder erhielt beim Abschied einen Lederfußball mit den auf den Weg. Natürlich mit dem Württemberg-Slogan: „Wir können alles, außer Hochdeutsch.“