Stefanie Gleich mit einer kleinen Auswahl ihrer spanischen Appetithäppchen in der Tapas-Bar Teneria in Waiblingen Foto: PPfotodesign

Stefanie Gleich hat die Teneria Tapas-Bar im alten Gerberhaus in Waiblingen eröffnet

In Waiblingen einen gastronomischen Betrieb aufzumachen, hat schon mancher mit Don Quichottes Kampf gegen die Windmühlenflügel verglichen. Das Scheitern scheint programmiert, denn die Jungen fahren zum Feiern in die Bars von Stuttgart, und die Älteren geben ihr Geld lieber in den Restaurants im Remstal aus.

Als Stefanie Gleich und ihre Familie im vergangenen Jahr damit begonnen haben, ein altes Gerberhaus aus dem Jahr 1745 am Mühlkanal der Rems zu renovieren, gab es nicht wenige in der Stadt, die in der vierfachen Mutter eine (zu) wagemutige Idealistin gesehen haben. Erst recht als durchsickerte, dass in dem alten Gemäuer ein spanisches Restaurant, eine Tapas-Bar, eröffnet werden sollte. Heute, einige Monate nach der Eröffnung, hat Stefanie Gleich den Kampf gegen solche Windmühlenflügel längst gewonnen. Ihr gastronomisches Konzept aus rustikaler Gemütlichkeit, spanischen Häppchen und schwäbischer Herzlichkeit lockt die Gäste in Scharen an. Wer nicht reserviert hat, läuft größte Gefahr, abgewiesen zu werden.

Flying Tapas nennt die Neuwirtin ihr gastronomisches Konzept. Und das funktioniert so: Getränke bestellen, zum Beispiel ein dunkles süffiges Bier aus der Löwenbrauerei in Schwäbisch Hall oder einen würzig-herben Tempranillo Reserva, dazu eine Flasche Mineralwasser und dann sehen, was kommt. Die freundliche Bedienung geht mit einem beladenen Tablett von Tisch zu Tisch. Darauf befinden sich Schälchen eines Gerichts. Ein Stück Tortilla, ein Omelette mit Kartoffeln, muss es zum Auftakt nicht grad sein. Lieber nehmen wir Gambas al ajllo, Garnelen in einer Soße aus Weißwein und Knoblauch. Die Meeresfrüchte sind perfekt zubereitet, der Soße fehlt für Liebhaber von kräftigen Aromen der letzte Kick. Bis auf den letzten Tropfen wird dagegen mit dem knusprigen Brot die Rotweinsoße ausgetunkt, in der zuvor Stückchen von Chorizo, der spanischen Paprikawurst, gelegen haben.

Die Reihe der appetitlichen Häppchen, ob warm oder kalt, ließe sich noch lang fortsetzen. Aber neuerdings finden sich im Angebot der Teneria auch Hauptgerichte. Ein Rindskotelett für zwei Personen mit Grillgemüse und wilden Kartoffeln (44 Euro) etwa. Uns gelüstet es nach Garnelen in der Sesamkruste auf einem scharfen Glasnudelsalat und nach Kalbsnieren in einer mit Sherry verfeinerten Bratensoße. Besser kriegen diese Gerichte auch die spanischsten aller spanischen Köche nicht hin. Zum Schluss noch eine Portion Nachtisch für zwei. Natürlich muss es eine Crema Catalana sein. Eine süße Verführung, die nach Orangen und Vanille duftet und schmeckt. An der Bar treffen wir noch einen Bekanten, der zu einem Glas Wein einlädt und die Teneria zu seinem zweiten Wohnzimmer erklärt hat. Mehr Lob geht nicht.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Gute Qualität zu fairen Preisen

Atmosphäre: Drinnen und draußen gepflegt-rustikal

Küche: Konsequente spanische Küchenkultur

Adresse: Teneria Tapas + Bar, Inhaber: Stefanie Gleich, Bädertörle 19, 71332 Waiblingen, Telefon 07151/1331512.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 17 Uhr bis 24 Uhr, samstags von 12 bis 1 Uhr, Sonntag bis Dienstag geschlossen.

Extras: Schöner, teilweise überdachter Außenbereich, Wasserterrasse in Bootsform über dem Mühlkanal der Rems, Reservierungen telefonisch oder über tapas-bar@teneria.de unbedingt notwendig.

Anfahrt: Autofahrer folgen am besten dem Leitsystem auf die Plätze am Rand der Waiblinger Altstadt.