Böse Zungen behaupten gern, dass man nach Esslingen fahren müsse, wenn man in Stuttgart und Umgebung gut italienisch essen möchte. Das stimmt so natürlich nicht. Es ist aber durchaus etwas Wahres dran. Der Esslinger Wirt Salvatore Marrazzo hat mit dem Ristorante Reichsstadt ein Restaurant für italophile Feinschmecker etabliert.
Esslingen - Böse Zungen behaupten gern, dass man nach Esslingen fahren müsse, wenn man in Stuttgart und Umgebung gut italienisch essen möchte. Das stimmt so natürlich nicht. Es ist aber durchaus etwas Wahres dran. Der Esslinger Wirt Salvatore Marrazzo hat mit dem Ristorante Reichsstadt ein Restaurant für italophile Feinschmecker etabliert. Schlemmer fahren schon seit Jahren gern nach Esslingen, um sehr gehoben, sehr fein und sehr italienisch zu speisen. Jetzt hat Marrazzo also noch das Accanto eröffnet, einen Ableger davon. Macht sich da einer selbst Konkurrenz?
Direkt am Rathausplatz bietet Marrazzo im Accanto – was so viel wie nebenan heißt – nun zwar ebenfalls italienische Speisen an, setzt dort aber eher das Konzept einer einfachen Trattoria um. Das kleine, verwinkelte Fachwerkhaus wurde liebevoll restauriert. Alte Holzdielen, topaktuelles Sound- System in den Ecken, moderne Stühle. Hier passt alles. Selbst der leicht verwirrte, topcharmante Herr im Service.
Auf Klappbrettern präsentiert sich die Karte, die mit „La Cucina del Accanto semplicissimo“ überschrieben ist. Und tatsächlich, es kann so einfach sein: ein paar Vorspeisen, eine Handvoll Pastagerichte, eine kleine Weinauswahl – das war’s. Die knallrote Schinkenschneidemaschine grüßt im Erdgeschoss. Am Nachbartisch wird der Parmaschinken mit den Fingern verzehrt (die kleine Platte gibt es für 7,50 Euro). Vorneweg kommen superkrosse Grissini an den Tisch. Die Brotstangen passen perfekt zum Primitivo (das 0,2-Liter-Glas für 5,80 Euro).
Wir starten mit einem Brotsalat (9,50 Euro), den man so in der Region selten auf der Karte findet. Eine perfekte Kombination: Die Brotstücke harmonieren bestens mit Fenchel, Tomatenstückchen, grasgrünen Oliven und feinherbem Öl. Toll ist auch die Piadina (8 Euro). Eine Art Flammkuchen und Spezialität aus der Emilia-Romagna. Die vegetarische Variante ist mit Mozzarella, Tomaten und Auberginen gefüllt.
Genauso einfach, genauso gut sind die Hauptgerichte. Es gibt vier Pastasorten, ein Risotto. Kein Fisch, kein Fleisch. Eine wahre Geschmacksoffensive sind die Spaghetti Accanto (7,50 Euro). Brokkoli, Knoblauch und Sardellen sind intensiv, die Konsistenz wird durch geröstetes Brot obendrauf gebrochen. Beim wunderbar schmatzigen grünen Risotto mit Parmesan und Pesto sorgen Pinienkerne für einen ähnlichen Effekt. „Darf’s noch ein Dessert sein?“, fragt der Herr aus dem Service. Es gibt Panna Cotta. Das ist wie alles hier: so einfach – und einfach gut.
Küche: Einfache Trattoria-Gerichte
Atmosphäre: Topmodern saniertes Fachwerkhaus
Service: Zuvorkommend und höflich
Preis-Leistungs-Verhältnis: Gute Preise und Topqualität