Mehr als einfach Museums-Gastronomie: Unterm Stern speist man gut Foto: Petsch

Mehr als einfache Museums-Gastronomie: Unterm Stern im Mercedes-Museum speist man gut  

Mit prominenten Köchen ist das so eine Sache. Die sind so oft im Fernsehen, dass sie gar nicht mehr in ihren Restaurants stehen können. Jamie Oliver zum Beispiel, dieser überpräsente britische TV-Koch, hat neben seinen normalen Restaurants auch noch eine italienische Kette aufgemacht. Die Restaurants sind durchgestylt bis ins kleinste Detail, jede Menge Menschen arbeiten da. Was aber Oliver dafür macht? Er gibt seinen guten Namen dafür her - und seine Rezepte.

Die grundsympathische Sarah Wiener betreibt nicht ganz so viele Restaurants. Ein paar davon sind in Museen untergebracht. Im Hamburger Bahnhof in Berlin oder in der Akademie der Künste am Brandenburger Tor. Museumsgastronomie hat längst nichts mehr mit ihrem schlechten Ruf zu tun. Vorbei die Zeiten, als es nur Belegtes gab, bei dem der Käse schon ranzig nach unten zeigte. Von solchen Klischees ist die Gastronomie im Mercedes-Benz-Museum weit entfernt, die seit Sommer von Sarah Wiener betrieben wird. Doch kein Wort von ihr, nirgends. Auch nicht auf der Karte. Mit dem bekannten Namen wird hier nicht angegeben. Allein die Speisen tragen Wieners Handschrift: Die Karte bietet regionale und österreichische Gerichte. Es gibt einen schicken Bereich mit silbernen Kugellampen an der Decke und einen, der mit blanken Holzmöbeln aufwartet. Leider dürfen wir nur hier Platz nehmen, was eher dem Charme einer Wartehalle entspricht. Die eingedeckten Tische seien alle reserviert, sagt die freundliche Bedienung.

Es geht natürlich drunter und drüber. Da ein Kindergeburtstag mit rotbäckigen, aufgeregten Buben, dort ein älteres Paar bei Kaffee und Kuchen. Diese Gastronomie ist für alle da.

Wir ordern den Wiesenkräutersalat mit Spanferkelfilet vom Schwäbisch-Hällischen Schwein mit Apfel-Koriander-Dressing und die Terrine von der Schwarzwälder Forelle mit Zwiebelconfit. Optisch ist beides zu ähnlich drapiert, geschmacklich gut. Ein Highlight aber sind die rezenten Blutwurst-Maultaschen, die nicht wie angekündigt geröstet sind, sondern in einem dunklen Sößle daherkommen. Das Schnitzel - es gibt natürlich auch die Wiener Variante vom Kalb, doch wir ordern das vom Schwäbisch-Hällischen - mit Pommes ist zu dünn für die Panade oder das Äußere zu dick. Ist ein bisschen so, als ob man jetzt das Glas als halbvoll oder halbleer betrachtet. Hübsch ist die Idee, die Zitrone in einem Stofftäschchen zu verpacken.

Zugegeben: Man mäkelt auf hohem Niveau. All die Petitessen sind beim tollen Ofenschlupfer mit marinierten Marillen und Joghurt-Nuss-Eis wieder vergessen. Nur der Abschluss wird nicht gekrönt. Der Espresso ist keiner, sondern ein braunes Etwas ohne Crema. Sarah Wiener, bitte helfen Sie!

Preis-Leistungs-Verhältnis: Gute Qualität zu fairen Preisen

Atmosphäre: Moderne Großzügigkeit

Küche: Schwäbische, österreichische Spezialitäten

Adresse: Restaurant im Mercedes-Benz- Museum, Mercedesstraße 100, 70372 Stuttgart, Telefon 173 00 00.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr. Warmes Essen gibt es bis 18 Uhr. Montag geschlossen.

Extras: Jeden zweiten Sonntag und an den Adventssonntagen gibt es Brunch (10 bis 14.30 Uhr).

Anfahrt: Mit der S1 bis Neckarpark. Vom Bahnhof Bad Cannstatt fährt die Buslinie 56 bis zur Haltestelle Mercedes-Benz-Welt. Für Autofahrer: Parken am besten im Parkhaus des Mercedes-Benz-Museums.