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Griechische Restaurants gibt es in Stuttgart viele – seit neuestem mit dem Cavos auch eines mit einem Münchner Betreiber. Ob das die Stadt bereichert?

Stuttgart - Griechische Restaurants gibt es in Stuttgart viele – seit neuestem mit dem Cavos auch eines mit einem Münchner Betreiber. Ob das die Stadt bereichert? Die auf Wochen ausgebuchten Freitage und Samstage deuten darauf hin. Ob sich das Cavos von anderen Griechen unterscheidet? Eindeutig.

Wer eine urige Taverne erwartet hat, wird allein von der Größe überrascht. Das Cavos erstreckt sich über zwei Etagen auf 800 Quadratmetern. Schlichte, weiße Holztische und Stühle heben sich von einer Bar mit beleuchteten, bunten Flaschen ab. Nicht nur damit beweist der Designer Geschmack. Die langen Tischreihen lassen dennoch die Erinnerung an einen Mensabesuch aufleben. Nur, dass im Cavos nicht Studenten, sondern Esel von überlebensgroßen Schwarz-Weiß-Fotos aufs Essen glotzen.

Die warmen und kalten Vorspeisen haben mit Mensakost indes nichts gemein, die Auswahl ist reichhaltig und schmackhaft. Vor allem der mit Käse gefüllte Oktopus und die Austernpilze vom Grill mit Knoblauchcreme munden ausgezeichnet und finden sich selten auf den Speisekarten anderer Griechen. Dagegen sind die gefüllten Weinblätter (Dolmadakia) eine Enttäuschung. So gern man dem Kellner glaubt, dass sämtliche Speisen frisch zubereitet werden, die Dolmadakia schmecken wie aus der Dose. Nachtragen kann man dies den Kellern, fast alle sind Griechen, nicht: Dazu sind sie viel zu aufmerksam. Dass erst der dritte weiß, wofür das Wort Cavos steht – nämlich für ein Kap oder eine Befestigung von Schiffen am Hafen – wird somit verziehen. Ebenso, dass er das Wort dem Griechischen zurechnet, obwohl es lateinischen Ursprungs ist.

In jedem Fall bereichert der freundliche Service den Hauptgang, der bei Lamm mit Reisnudeln in Tomatensoße leider mit zu trockenem Fleisch daherkommt. Zudem ist diese typisch griechische Speise mit 14,90 Euro vergleichsweise teuer. Dagegen lässt das Moussaka weder am Geschmack noch beim Preis (9,80 Euro) Kritik zu. Auf einer wechselnden Tageskarte finden sich zudem Gerichte wie Entenbrust und Entrecote, die Weinkarte reicht vom Hauswein für 8,80 Euro für den halben Liter bis zur Flasche für 99 Euro. Der Nachtisch fällt wieder griechisch aus: Weil andere das Schokoladenmousse mit Ananasragout aufgegessen haben, gibt es Früchte mit Joghurt samt Ouzo für alle – auf Kosten des Hauses.

Wer samstags im Cavos isst, bekommt ab 23 Uhr zudem Party – mit Kellnern, die Servietten werfen, und Gästen, die auf den Tischen tanzen. Auch das erzählen die Kellner. Chef Florian Faltenbacher, der seit 2009 bereits in München ein Cavos betreibt, ruft leider nicht zurück, um offene Fragen zu klären. Was die Esel, die außer in Stuttgart auch in München die Wände zieren, mit dem Kap zu tun haben, bleibt deshalb geheim. Oder, um es mit einem der Kellner zu sagen: „Das gefällt meinem Chef so.“

Küche: Vielseitig und nicht nur griechisch

Atmosphäre: Zwischen Mensa und Szene-Club

Preis-Leistungs-Verhältnis: Von angemessen bis überzogen

Adresse: Cavos, Lautenschlagerstraße 20, 70173 Stuttgart, Telefon 3 05 80 50, www.cavos-stuttgart.de

Öffnungszeiten: Täglich ab 17 Uhr. Donnerstags, freitags und samstags empfiehlt es sich zu reservieren.

Extras: Von Donnerstag bis Samstag wird ab 23 Uhr Party gemacht. Dazu fliegen Servietten, und es darf getanzt werden. Plätze für draußen sind in Planung. Nicht barrierefrei.

Anfahrt: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln am besten bis Hauptbahnhof/Arnulf-Klett-Platz. Autofahrer parken in den Seitenstraßen oder einem der Parkhäuser in der Nähe.