Blanke Holztische im portugiesischen Wirtshaus Beja Foto: Petsch

Blanke Holztische im portugiesischen Wirtshaus Beja im Stuttgarter Westen

Unbedingt reservieren müsse man hier, sagt die Freundin. Wir wollen ins Beja. Mit sechs Leuten. Wer an einem schönen Spätsommerabend einen Tisch draußen an der Straße ergattern möchte, tut gut daran, sich an ihren Rat zu halten. "Beja hier. Ja, Tisch ist reserviert auf Anja." Man duzt sich. Hier geht es unkompliziert zu, gibt der Herr am Telefon damit zu verstehen.

Das Beja ist ein neues Restaurant in den ehemaligen Räumlichkeiten des italienischen Lokals L'Osteria im Stuttgarter Westen. Angesagt, würden die jungen Menschen, die hier einkehren, dazu sagen. Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist Wirtin Stefanie Mehling. Die 32-Jährige hat das Mata Hari beim Hans-im-Glück-Brunnen in der Stuttgarter Innenstadt betrieben und kurze Zeit das Gourmetrestaurant Gui geleitet. Mehling ist bekannt in der Stadt, in die sie nun nach einem Ausflug nach München an die Bayerische Akademie für Fernsehen, wieder zurückgekehrt ist, um jetzt "ein portugiesisches Wirtshaus" zu machen, wie sie es nennt.

Ein weiterer Grund ist das Konzept. Im Beja, benannt nach der portugiesischen Stadt, in der Mehling geboren wurde, geht es unkompliziert zu. Es ist mehr Kneipe denn Restaurant, man kann kommen, wie man mag. Man kann nur was trinken, Kleinigkeiten essen oder tolle Spezialitäten der portugiesischen Küche probieren.

Draußen an der Straße sind alle Tische belegt, auch drinnen an den blanken Holztischen, unter den antiken, zusammengewürfelt wirkenden Lampen geht es gesellig zu. Man trinkt Mojito ohne Alkohol, dafür aber mit Holunderblütensirup, Minze und Limette, Vinho Verde oder das portugiesische Bier Sagres. Das naturtrübe Pils ist an unserem Abend leider aus. Von den Gerichten der Tageskarte aber gibt es alles.

Wir beginnen mit portugiesischen Kleinigkeiten: Oliven im Tonschälchen, Stockfischkroketten mit einer herrlichen Mayonnaise und Pimientos, gebratenen grünen Paprikaschoten. Die bretonische Artischocke als Vorspeise ist ein Prachtexemplar und wird von einer säuerlichen Vinaigrette begleitet. In Cataplanas, den Kupfertöpfen, werden Spezialitäten wie etwa ein schmackhafter Fischeintopf serviert. Darin schwimmen Meeresgetier, Paprika, Kartoffeln und viel frischer Koriander, weil den die Chefin so mag. Das ist wirklich nur etwas für Korianderfans. An diesem Kraut scheiden sich bekanntlich die Geschmäcker. Die wenig portugiesische, sondern spanische Crema Catalan hat ein knuspriges Deckelchen, ist für fünf Euro aber klein geraten.

Ja, das Beja ist ein portugiesisches Wirtshaus. Was die Preise betrifft, aber auf Restaurantniveau. Dennoch ist das Lokal sehr beliebt. Gut, dass wir reserviert haben, sagt die Freundin. Und tunkt noch ein Stückchen Brot in den sagenhaften Sud ihrer Bouchot-Muscheln.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Etwas gehoben

Atmosphäre: Geselliges Wirtshaus-Ambiente

Küche: Rustikale portugiesische Spezialitäten

Adresse: Beja, Reinsburgstraße 102, 70197 Stuttgart, Telefon 615 26 94.

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag und Sonntag jeweils von 17 bis 1, Freitag und Samstag von 17 bis 2 Uhr.

Extras: Mehrere Tische im Freien direkt an der Straße. Wirtin Stefanie Mehling möchte die Karte weiter ausbauen. Außerdem würde sie gern Weine zum Verkauf für zu Hause anbieten.

Anfahrt: Verschiedene S-Bahn-Linien bis zur Haltestelle Schwabstraße. Buslinie 42 fährt bis zur Schwab-/Reinsburgstraße. Für Autofahrer: Parken ist im Westen schwierig.