Voller Einsatz: Tänzerinnen und Musiker des Allmand Chaoten Orchesters Foto: ACO

Der Name verspricht das totale Durcheinander auf der Bühne. Tatsächlich jedoch handelt es sich beim Allmand Chaoten Orchester um eine spielfreudige Big Band von Studenten der Universität in Vaihingen. Am 19. Juni tritt die lustige Truppe beim Blechduell-Vorentscheid in Murrhardt an.

Stuttgart - „Der Pink Panther ist unser Maskottchen, die rote Latzhose unser Markenzeichen“, erläutert Stefanie Flaig, Altsaxofonistin und Sprecherin des ACO. Auf der Bühne gehört der amüsante Aufzug ebenso zum Programm wie das rosafarbene Raubtier auf den Prospekten im Hintergrund oder die Tanzeinlagen. „Mit 35 Aktiven sind wir eigentlich überbesetzt“, berichtet die 25-Jährige. Das hat allerdings Vorteile: Wenn mal einer wegen Abschlussprüfungen oder einem Auslandssemester fehlt, sind genügend Reservekräfte vorhanden. Und selbst wenn ein Teil der Truppe die begleitenden Showauftritte hinlegt, die den Inhalt der Lieder optisch umsetzen, leidet der volle Big-Band-Sound nicht darunter.

„Derzeit haben wir 40 Stücke im Repertoire, darunter 15 mit Showelementen“, sagt Niklas Zigelli, zweiter Vorsitzender des eingetragenen Vereins. Das umfangreiche Programm reicht von Big-Band-Standards über Latin, Jazz und Swing bis hin zu Funk und Rocksongs. Eine der jüngeren Nummern ist der James-Bond-Hit „Skyfall“ von Adele.

1978 gründeten Studierende der Uni Stuttgart das Allmand Chaoten Orchester, in Anspielung auf das Studentenwohnheim Allmandring in Vaihingen. Den Urvätern der heutigen Generation ging es wohl vor allem um die Originalität des Namens. Als vor 37 Jahren die Basis gelegt wurde, waren die heutigen, zwischen 18 und 30 Jahre alten Musiker also noch nicht einmal auf der Welt. Umso bemerkenswerter, dass sich das chaotische Orchester über die Jahrzehnte gehalten hat. „Das ist schon außergewöhnlich, in der Regel haben wir nach fünf Jahren etwa einen Wechsel von 50 Prozent“, sagt Stefanie Flaig. „Wir sind wie eine große Familie, wer einmal da ist, verlässt uns nicht so schnell wieder.“

95 Prozent der Besetzung sind Maschinenbauer oder Techniker

Die 25-Jähige studiert Politik, Englisch und Wirtschaft an der Uni in der Stadtmitte. Sie gehört damit zu den Exoten in der Besetzung: 95 Prozent sind Maschinenbauer, Luft- und Raumfahrt- oder Umweltschutztechniker. Musikstudenten sind keine dabei. Das ACO will sich denn auch nicht mit der offiziellen Big Band der Universität messen, bei der eine Aufnahmeprüfung fällig ist. „Aber auch wir haben einen gewissen musikalischen Anspruch“, sagt Zigelli

Die Proben finden mittwochabends im Proberaum unterhalb des sogenannten blauen Nilpferds statt, wo das Fachschaftsbüro auf dem Vaihinger Campus seinen Sitz hat. So auch in dieser Woche: Unter der Regie von Dirigent Felix Huber (einem Physikstudenten) feilen die Musiker und die sechs Tänzerinnen an ihren zwei Stücken fürs Blechduell am Freitag nächster Woche: „Gonna Fly Now“ aus dem Musical „Rocky“, begleitet von einem köstlichen, hüftwackelnden Charlie-Chaplin-Tanz mit weißen Regenschirmen, sowie als Klassiker „American Patrol“ von Glenn Miller.

Auftritt in roten Latzhosen und grauen Jacketts

In Murrhardt werden sie, anders als bei der Probe, ihre roten Latzhosen sowie graue Jacketts anziehen. Auf diese Kleidungswahl ist das ACO bei ihren Schwedenreisen gekommen – denn Höhepunkt ist seit mehr als 25 Jahren die einwöchige Tour im Mai zum Student-Orkester-Festivalen in Linköping. Die dortigen Big-Bands tragen alle Latzhosen. „Mit unserem Kleidungsstil sehen wir hier in Deutschland vielleicht verrückt aus, aber im Vergleich zu den Schweden wirkt unser Outfit fast brav“, sagt Zigelli.

Vier CDs hat das Chaoten-Orchester bereits produziert, die jüngste 2011 unter dem passenden Titel „Das rosarote Album“. Pro Jahr hat die Band circa 15 Auftritte, etwa bei Stadtfesten, Hochzeiten, in Ballsälen und Biergärten. „Unser Publikum ist eher einen Tick älter als wir“, sagt Stefanie Flaig, „so 40 oder 50 plus. Big Bands waren früher eben deutlich populärer.“ Der Altersschnitt wird womöglich auch in Murrhardt dieser Erfahrung entsprechen. Ausrichter ist SWR 4 – also nicht gerade jener Sender, den die Blechbläser selbst bevorzugt hören.

Zigelli etwa reagiert etwas ratlos auf die Anmerkung des Reporters, dass Michael Branik ja den Abend moderiere. Mit dem Namen des SWR-Urgesteins kann der ACO-Vize nichts anfangen. Wenn der Sprung aufs Siegerpodest ausbleibe, sei’s auch nicht schlimm. „Natürlich strengen wir uns an, aber es geht uns vor allem um den Spaß“, sagt Zigelli, „wir wollen einen guten Big-Band-Sound liefern und die Leute mit unserer Ausstrahlung und unserer Show begeistern.“

Info

111 Bands aus ganz Baden-Württemberg haben sich fürs SWR-4-Blechduell beworben. Für die fünf Vorentscheide – der erste beginnt an diesem Freitag in Pfullendorf – haben sich 25 Blasmusikcombos qualifiziert.

Die Big-Band Gablenberg ist neben dem Allmand Chaoten Orchester der zweite Vertreter aus Stuttgart, der es in den Vorentscheid geschafft hat. Die Eckdaten der Gablenberger: 22 Musiker, ein Profi-Dirigent und 130 Jahre Geschichte. Ihr Motto: „Blasmusik verändert sich ständig.“ Diese beiden sowie weitere drei Bands aus der Region Stuttgart sind am Freitag, 19. Juni, von 20 Uhr an auf dem Marktplatz in Murrhardt (Rems-Murr-Kreis) dabei – nämlich die Blaskapelle Charivari aus Schorndorf, das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg (Böblingen) sowie die Sulmtaler aus Obersulm. Moderiert wird der Abend – der Eintritt ist kostenlos, zudem gibt es eine Live-Übertragung im Radio – von Michael Branik. Jede Gruppe präsentiert zwei Titel.

Der letzte Finalteilnehmer wird am Freitag, 3. Juli, im SWR-Fernsehen gekürt, wenn in der Landesschau die Zweitplatzierten der Vorentscheide nochmals antreten dürfen.

Der Höhepunkt ist das Finale am Freitag, 10. Juli. Dann gewinnt in einer gemeinsamen Radio- und Fernsehsendung jener Blech-Champion, der Jury und Publikum am meisten mitreißen kann.

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