Von Fahrverboten hält er gar nichts, von mehr Wohnungsbau aber sehr viel: Klaus Lang wird das bald den Mitgliedern von Haus und Grund erläutern. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Der Vereinschef Klaus Lang spricht von einer „konkreten Gefahr“, dass der Wert von Wohnungen sinkt. Außerdem fordert er mehr Neubauten, um den Pendelverkehr aus dem Umland zu verringern. Aber er hat auch noch ein paar andere Gedanken zu den Fahrverboten.

Stuttgart - Nachdem das Bundesverwaltungsgericht Fahrverbote für möglich erklärt hat, befürchtet der Stuttgarter Haus- und Grundbesitzerverein die „Entwertung von Immobilien“.

Die konkrete Gefahr dafür bestehe, wenn in Stuttgart von Herbst 2019 an keine Dieselfahrzeuge unter Euro-6-Norm mehr fahren dürften, erklärte Vereinschef Klaus Lang am Freitag bei einer Pressekonferenz. Und Geschäftsführer Ulrich Wecker: „Wir reden von rund 70 000 Euro-5-Dieseln allein in Stuttgart. Wer betroffen ist und etwa an Weihnachten mit der Familie nicht mehr zur Oma fahren kann, wird sich fragen, ob eine Wohnung in dem Gebiet noch attraktiv ist.“

Wie hoch der drohende Wertverlust sei, lasse sich aber nicht sagen. Zudem ließ Lang durchschimmern, dass er eigentlich nicht an Verbote glaubt: Die seien nicht praktikabel.

Das hinderte die Vereinsspitze aber nicht, mit Verweis auf das Urteil ihre Forderungen beim Wohnungsbau zu verschärfen: Es gebe einen weiteren zwingenden Grund, deutlich mehr Wohnungen zu bauen als die 1800 pro Jahr, die OB Fritz Kuhn (Grüne) „ohne jede Bedarfsanalyse“ ausgerufen habe. Durch mehr Neubauten könne man einen Teil der Pendlerfahrten nach Stuttgart vermeiden.

Grundsteuersenkung nur für ein Jahr reicht dem Verein nicht

Lang und Wecker plädierten erneut für komplett neue Baugebiete in Randbereichen der Stadt wie dem Birkacher Feld. Das Potenzial an zusätzlichen Wohnungen durch Neubauten in bestehenden Wohngebieten sei endlich, das Aufstocken von Gebäuden oft schwierig und zeitraubend. Die Innenentwicklung müsse zwar Vorrang behalten, aber nicht starr verfolgt werden, sagte Lang.

Das dämmere neben den Freien Wählern, der FDP und der AfD „selbst dem Fraktionschef der SPD“. Aber just bei seiner eigenen Partei, der CDU, sieht Ex-Finanzbürgermeister Lang Defizite. Ergebnis: „Der Gemeinderat regiert an der Bevölkerungsmehrheit vorbei.“ Laut der Bürgerumfrage der Stadt wollten 55 Prozent der Menschen neue Baugebiete in Randbereichen. Natürlich würde es bei der Erschließung von Grünflächen trotzdem Proteste geben, räumte Lang ein. Das müsse die Politik aber aushalten – „andernfalls sollte sie klipp und klar sagen, dass sie nicht mehr Wohnungen realisieren kann“. Der Zuzug nach Stuttgart halte aber an. Allein von 2010 bis 2016 seien 24 900 Haushalte hinzugekommen.

Als unzureichend schätzt der Verein auch ein, was bei der Grundsteuerpolitik läuft. Dass 2019 eine 20-prozentige Steuersenkung absehbar sei, verbuche man als punktuellen Erfolg. Es drohe aber die Gefahr, dass dieser Vorteil für Eigentümer und Mieter 2020 zurückgenommen werde. Die Hebesätze jährlich auf den Prüfstand zu stellen sei nicht angemessen. Schließlich erwarte selbst die Verwaltungsspitze bis mindestens 2020 komfortable Finanzverhältnisse.

Führungsduo tritt mit breiter Brust vor Mitglieder

Mit ihrem eigenen Tun sind Lang und Wecker dagegen zufrieden. 2017 habe man genau 1208 neue Mitglieder begrüßen können, und nach der Bereinigung der Mitgliederkartei sei immerhin ein Saldo von 279 geblieben. Binnen zehn Jahren sei die Mitgliederzahl kontinuierlich um 3000 auf nun über 21 000 gewachsen – nach zehn Jahren Stagnation. Das führen Lang und Wecker auch auf ihr Flaggezeigen und ihre pointierten Forderungen an die Politik zurück.

Der Service, den die Mitglieder beim Verein suchen, sei noch einmal ausgebaut worden. Eine Tochtergesellschaft bietet nun auch die Mietervermittlung an, allerdings gegen die Provision von zwei Monatsmieten. „Wir haben den Verein noch weiter nach vorn gebracht“, sagte Lang. Mit breiter Brust gehen er und Wecker auch in die Mitgliederversammlung, die am 24. März um 10 Uhr im Hegelsaal beim Berliner Platz beginnen wird. Dort soll der Wirtschaftswissenschaftler und Bankenexperte Bernd Nolte über „Europa im Umbruch – Deutschland im Veränderungsdruck“ reden.