Die Traditionsbäckerei Lang hat am vergangenen Freitag einen Insolvenzantrag gestellt: 550 Beschäftigte in 150 Filialen sind betroffen. Mitarbeitern zufolge gab es in den vergangenen Wochen bereits Kündigungen.

Stuttgart - In der Bäckerei Lang in der Königstraße hängen bunte Girlanden und Luftballons an der Wand. Faschingsschmuck, sagt eine Mitarbeiterin hinter der Theke. Und schiebt ironisch hinterher: „Wir feiern hier den Untergang.“

Seit die Stuttgarter Traditionsbäckerei am Freitag beim Amtsgericht Ludwigsburg einen Insolvenzantrag gestellt hat, sind die Mitarbeiter in den Filialen verunsichert. „Das ist natürlich ein mulmiges Gefühl“, sagt ein Filialleiter von Bäcker Lang. Ein anderer Mitarbeiter spricht von Anzeichen, die sich vor allem in den vergangenen Wochen gehäuft hätten. So habe es in der größten Filiale im Milaneo Kündigungen gegeben.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt hat das Unternehmen, das in Baden-Württemberg mit 550 Mitarbeitern rund 150 Filialen betreibt, den Rechtsanwalt Wolfgang Bilgery von der Kanzlei Grub Brugger. „Im Interesse einer erfolgreichen Sanierung gilt es nun, die Filialbetriebe reibungslos fortzuführen“, sagte Insolvenzverwalter Bilgery. Er werde sich mit seinem Team umgehend um die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die insgesamt rund 550 Beschäftigten kümmern, damit Löhne und Gehälter bis Ende März 2015 bezahlt werden. Rechtsanwalt Bilgery, heißt es weiter, werde nun Gespräche mit Lieferanten, Dienstleistern und Kunden aufnehmen, um den Betrieb zu stabilisieren.

Geschäftsführung bislang verschwiegen

Wie das genau aussehen soll, blieb am Montag unklar. Die Geschäftsführung der Max Lang Bäckerei-Konditorei GmbH & Co. war auf Anfrage nicht zu erreichen. Im Hauptsitz, den das Unternehmen aus dem Stuttgarter Ostern nach Freiberg am Neckar verlegte, hieß es am Montag lediglich, dass der Insolvenzverwalter im Haus sei. Die Geschäftsführung erklärte in einer Mitteilung lediglich, sie habe sämtliche Sanierungsoptionen gründlich ausgelotet.

Zur im Jahr 1935 gegründeten Bäckerei Lang gehört noch die Marke „Sparback“. außerdem zählen auch die mehr als 100 „Stefansbäck“-Filialen zum Unternehmen. Seit der Übernahme dieser Bäckereien gilt die Lang als der führende Filialbäcker im Raum Stuttgart. Laut der Kanzlei Grub Brugger erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2014 einen Jahresumsatz von 56 Millionen Euro.

Traditionshaus aus dem Stuttgarter Osten

Die Filiale in Stuttgart, die nach der neuen im Milaneo am zweit meisten Umsatz macht, befindet sich in der Königstraße. „Wir haben hier im Schnitt zwischen 800 und 1000 Kunden am Tag“, sagt der Filialleiter. Er beschäftigt rund 20 Teilzeitkräfte und einige Aushilfen in seiner Filiale. Als ihn am Freitagabend sein direkter Vorgesetzter, der Bezirksleiter, über die Insolvenz informierte, weckte das schlechte Erinnerungen. „Ich habe früher bei einer kleinen Bäckerei gearbeitet, die ebenfalls Insolvenz anmelden mussten – am Schluss war ich den Job los.“

Im aktuellen Fall zeigt er sich optimistisch. „Ich glaube nicht, dass diese Filiale zugemacht wird, weil sie eine der größten in der ganzen Stadt ist“, sagt er. Dennoch: Die Resonanz bei der Kundschaft auf die schlechte Nachricht vom Freitag ist groß. „Uns sprechen sehr viele Kunden darauf an, vor allem die älteren Stammkunden.“

Viele verfolgten mit Unmut, dass ausgerechnet ein schwäbisches Traditionshaus in Schieflage gerät. Die Firmengeschichte begann, als der Bäckermeister Max Lang im Jahr 1935 seine erste Filiale im Stuttgarter Osten eröffnete, in der Wangenburgstraße 93. Mittlerweile wird das Unternehmen in der dritten Generation geführt. Nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) betreibt Lang lediglich 40 Prozent seiner Filialen in Eigenregie. Laut Branchenkennern haben immer mehr Bäckereien mit dem Wettbewerb gegen Supermarktketten zu kämpfen.