Zu viele Fehlpässe, zu wenig Spannung und Fokus – die Stuttgarter Kickers kommen gegen den FC Holzhausen vor 3540 Zuschauern nur zu einem 2:2. Trainer Mustafa Ünal gewinnt dem Spiel dennoch einen positiven Aspekt ab.
Als die abwechslungsreichen 90 Minuten im Gazi-Stadion vorbei waren, ordnete Marc Stein als einer der Ersten das 2:2 (2:2) der Stuttgarter Kickers gegen den FC Holzhausen unaufgeregt ein: „Man kann nicht immer jeden Gegner an die Wand spielen und haushoch gewinnen. Wenn man nach zehn Siegen hintereinander einmal Unentschieden spielt, dann darf zwar jeder enttäuscht sein, aber es gehört auch mal dazu“, sagte der Sportdirektor der Blauen. Der Vorsprung des Oberliga-Spitzenreiters auf Verfolger SG Sonnenhof Großaspach (bereits am Freitag 3:1 gegen den FC Nöttingen) verringerte sich auf vier Punkte.
Die Kickers hatten vor 3540 Zuschauern im Gazi-Stadion einen Blitzstart erwischt. Schon in der zweiten Minute traf David Braig mit seinem 13. Saisontor auf Vorlage von Kevin Dicklhuber zum 1:0. Der Aufsteiger steckte die kalte Dusche weg und schlug zurück: Kevin Müller traf mit viel Gefühl aus 19 Metern gegen den etwas zu weit vor dem Tor stehenden Kickers-Keeper Ramon Castellucci. Holzhausens Dauer-Knipser Janik Michel brachte das mutig spielende Team von Trainer Pascal Reinhardt nach einem Fehlpass von Innenverteidiger Niklas Kolbe sogar mit 2:1 in Führung (17.). Es war das 15. Saisontor für Michel, der in der vergangenen Verbandsligasaison 47 Mal getroffen hatte. Das Offensivspektakel ging ungebremst weiter. Eine Freistoßhereingabe von David Kammerbauer versenkte Kolbe per Kopf zum 2:2 (28.).
Wilde Partie
Nach der Pause nahm der wilde Ritt auf der Waldau keineswegs an Tempo und Intensität ab. Der einzige Unterschied: Die auf beide Seiten gut verteilten Chancen wurden nicht verwertet. Es blieb bei der gerechten Punkteteilung.
„Wir haben es heute nicht geschafft, unsere Stärken in der Defensive gegen den Ball aufs Feld zu bringen. Wir waren zu locker, nicht konzentriert und zielstrebig genug, das wurde bestraft. Daraus müssen wir lernen“, sagte Kickers-Coach Mustafa Ünal. In der Tat leistete sich sein Team ungewohnt viele Abspielfehler, gab die Bälle viel zu leicht wieder her. Der 39-Jährige gewann dem Ergebnis dennoch etwas Positives ab: „Das schärft die Sinne, wir werden vor den noch ausstehenden zwei schweren Aufgaben vor der Winterpause fokussiert bleiben.“
Kickers-Fan Reinhardt
Und wie ordnete der tapfere Aufsteiger aus dem Ortsteil von Sulz am Neckar das Spiel ein? „Wir sind natürlich froh über den Punkt, aber mit ein bisschen Glück hätten wir auch gewinnen können“, sagte Torjäger Michel. Sein Coach erinnerte sich unterdessen an seinen letzten Auftritt als Spieler bei den Kickers. Im Dress des FC Bayern II verlor Reinhardt vor zehn Jahren in der Regionalliga mit 0:2 – und die Blauen schafften den Sprung in die dritte Liga. „Ich bin sicher, den Kickers gelingt mit ihrer individuellen Klasse auch diesmal der Aufstieg, ich wünsche es ihnen, weil ich als ehemaliger Kickers-Jugendspieler ein blaues Herz habe.“
Vor der Winterpause geht es für das Ünal-Team noch zum FC Nöttingen (26. November, 14.30 Uhr) und daheim gegen den FSV 08 Bietigheim-Bissingen (3. Dezember, 14 Uhr). Verfolger Großaspach spielt in Bissingen (26. November, 14.30 Uhr) und zu Hause im Derby gegen die TSG Backnang (2. Dezember, 19 Uhr).
Aufstellung Kickers
Castellucci – Polauke (67. Riedinger), Zagaria, Kolbe, Kammerbauer – Campagna – Dicklhuber, Blank (67. Kiefer), Berisha (86. Obernosterer) – Riehle (73. Loris Maier) – Braig.