Foto: Leif Piechowski

Bei einer Testfahrt ist am Dienstag ein Intercity im Hauptbahnhof entgleist. Ermittler halten Zusammenhänge zwischen der dritten Entgleisung in zehn Wochen und dem Bau von Stuttgart 21 für möglich.  

Stuttgart - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft, ob sie ihr bereits laufendes Ermittlungsverfahren zur zweiten Entgleisung am 29. September auf das Unglück am Dienstag ausweitet. „Der Vorfall bleibt nicht unberücksichtigt“, kündigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft an. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten hält man es in Kreisen der Ermittlungsbehörden für „möglich“, dass die Unglücksserie indirekt mit den Bauarbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 zu tun hat. Unabhängige Experten kritisieren die zum Teil knappen Abstände zwischen Kurven und Weichen im Gleisvorfeld, das während der Bauzeit von S 21 provisorisch verkürzt wird.

Nur wenige Stunden nach Start eines Testbetriebs war am Dienstag gegen 9.30 Uhr ein Intercity im Stuttgarter Hauptbahnhof entgleist. An derselben Stelle im Gleisvorfeld waren bereits am 29. September und am 24. Juli IC-Züge entgleist. Bei der Entgleisung am Dienstag waren keine Fahrgäste an Bord; verletzt wurde niemand. Die Unfallursache ist noch unklar.

Nach dem zweiten Unglück im September habe man der Deutschen Bahn die Auflage erteilt, im betroffenen Gleisabschnitt einen „gefährdungsfreien Betrieb“ nachzuweisen, sagte ein Sprecher des Eisenbahn-Bundesamts (Eba) unserer Zeitung. Dazu habe die Bahn die Testfahrten organisiert. Solange der Sicherheitsnachweis fehle, dürften in dem Bereich keine regulären Züge fahren.

Der ökologische Verkehrsklub VCD wirft der Bahn einen „erschreckenden Dilettantismus“ bei S 21 vor und fordert Bahn-Chef Rüdiger Grube auf, die Unglücksserie endlich „zur Chefsache“ zu machen.

Die Reparaturarbeiten nach der Entgleisung am Dienstag werden laut Bahn noch einige Tage dauern. Auf mehreren Verbindungen im Fern- und Regionalverkehr verkehrten Züge deshalb nur mit Einschränkungen. Die S-Bahn soll planmäßig fahren.