Dieses Frühlingsfest ähnelt einem Weihnachtsmarkt. Sogar Glühwein wird verkauft auf dem Wasen. Kein Wunder, dass zur Halbzeit weniger Besucher kamen als im Vorjahr. Dafür freut sich die Polizei. Die Zahl der Straftaten sank.
Stuttgart - Wenn es dem Wettermacher zu wohl wird, dann geht er aufs Eis. Offenbar hatte Petrus Lust auf eine Runde Schlittschuhlaufen. Am Sonntagabend pustete er dermaßen frische Luft über den Wasen, dass das Wasser in der Wildwasserbahn zu gefrieren drohte. Die Betreiber mussten schließen, denn die Eiskristalle hätten die Pumpen beschädigt. Erst als es am Dienstag wärmer wurde, konnten sie wieder fahren.
Doch was heißt schon wärmer? Dieses Frühlingsfest kennt nur zwei Temperaturen: Saukalt und Eiskalt. So wundert sich Andreas Kroll, Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart nicht darüber, dass zehn bis 15 Prozent weniger Menschen kamen als im Vorjahr, sondern, „dass immer noch so viele hier waren“. Nämlich rund 500 000 Menschen in den ersten 13 Tagen des Frühlingsfestes. Die Schausteller leiden am meisten unter dem Wetter, doch auch sie sagen, dass bei etwas Sonnenschein sofort der Wasen gefüllt sei, zeige die Qualität der Veranstaltung.
Das grauslige Wetter hat auch sein Gutes
Die hat sich auch im Ausland herumgesprochen. Offenbar profitiert das Frühlingsfest vom großen Bruder Volksfest, denn aus der Schweiz und Italien rollen nun auch im April Busse nach Stuttgart. Bis zu zehn Reisebusse täglich steuern aus diesen beiden Ländern den Wasen. Insgesamt waren es bisher über 500 Busse, mehr als doppelt soviel als im Vorjahr.
Dass grauslige Wetter hat auch sein Gutes. weniger Besucher bedeutet meist auch weniger Arbeit für die Polizei. So ist es auch in diesem Jahr. Die Wasenwache verzeichnete weniger Einsätze als im Vorjahr: So wurden etwa nur sechs Taschendiebstähle auf der Wasenwache angezeigt – im Vorjahr waren es zur Halbzeit noch 15. Es waren weniger Straftaten, leider aber auch einige besonders brutale. So wurde eine 21 Jahre alte Frau am 20. April in der Unterführung an der Kegelenstraße von zwei Männern vergewaltigt. Ein 27-Jähriger stach auf dem Festplatz einen 17-Jährigen nieder. Und ein 17-Jähriger legte sich am Bahnhof Bad Cannstatt gleich mit fünf Bundespolizisten an. Der junge Mann hatte 1,5 Promille im Blut.
Die Polizei warnt vor übermäßigem Alkoholgenuss
Dass viel Alkohol Aggressionen verstärkt und bei manchem das Hirn ausschaltet, ist eine Binse. Deshalb versucht die Polizei den Anfängen zu wehren. Gemeinsam mit der Gaststättenbehörde, dem Jugendamt auf der Wasenwache oder neuen Partner wie Streetworker der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geförderten Macher der „Kenn dein Limit“-Kampagne klärt man auf und wirbt am Stand vor dem Waseneingang und über den eigenen Facebook-Auftritt für einen maßvollen Umgang mit Alkohol .
Vorbeugen alleine genügt nicht. Deshalb hat man heuer wieder minderjährige Testkäufer losgeschickt, die versuchen sollten an den Buden und Zelten Schnaps zu kaufen. Nur in zwei Fällen gelang dies, eine Quote von zehn Prozent. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 61 Prozent. Kontrolliert wird auch an den Eingängen. Als die Realschüler ihren Abschluss feierten, sammelten die Ordner 50 Flaschen Schnaps ein. Der Alkohol landete im Gulli.