Duschbrocken gelten als nachhaltig, weil sie Plastik und Müll einsparen. Unterdessen steht die Online-Plattform Amazon immer wieder in der Kritik. Die Stuttgarter Gründer erklären, warum sie ihre Erfindung trotzdem dort verkaufen.
So ganz passt es nicht zusammen. Das Stuttgarter Start-up Duschbrocken wirbt damit, bereits mehr als zwei Millionen Plastikflaschen eingespart zu haben. Sie werben also mit Nachhaltigkeit. Die Online-Einkaufsplattform Amazon steht wegen verschiedener Punkte immer wieder in der Kritik. Trotzdem findet man auf Amazon Duschbrocken. Was hat es damit auf sich?
Christoph Lung und Johannes Lutz entwickeln seit sechs Jahren plastikfreie Produkte fürs Bad. Auf Amazon verkaufen sie eine kleine Auswahl: vier Duschbrocken; also festes Shampoo und Duschgel in einem. Die Teile kosten dort einen Euro mehr als in ihrem Onlineshop. Und sie haben nicht immer auf Amazon verkauft, berichtet Johannes Lutz.
Andere Personen verkauften ihre Teile
2020 waren die Gründer bei „Höhle der Löwen“ zu Gast; einer Fernsehsendung, bei der erfolgreiche Start-ups die Unterstützung eines Investors erhalten – und Aufmerksamkeit. „Danach wollten wir eine breite Öffentlichkeit auf allen Kanälen ansprechen“, sagt Lutz. Und da kommt man um Amazon eben kaum herum. Also stellten sie vier ihrer Duschbrocken dort ein.
Weil sie aber rund 15 Prozent Provision des Bruttoumsatzes an Amazon bezahlen mussten, nahmen sie die Produkte bald wieder raus. Dann bemerkten sie etwas: „Offenbar hatten andere Personen Duschbrocken bei uns gekauft und dann zum doppelten Preis auf Amazon wieder verkauft“, berichtet Lutz. Daraufhin stiegen die beiden doch wieder selbst dort ein.
In Amazon liege auch eine Chance, sagt Gründer
Johannes Lutz will Online-Marktplätze wie Amazon weder schwarz noch weiß sehen: Einerseits sei es ihnen lieber, wenn sie ihre Produkte direkt an die Kunden verschicken könnten, sagt er. Immerhin hätten sie dafür fest angestellte Mitarbeitende – und personalisierten auch die Flyer und Nachrichten, die Käufer bei einer Bestellung erhielten, sagt Lutz. Und die beiden Stuttgarter wollten eigentlich nicht das System unterstützen, dass Amazon etwa in der Hochphase vor Weihnachten Menschen kurzzeitig einstelle und danach wieder entlasse.
Andererseits liege eine große Chance in Amazon, weil man „wahnsinnig viele Leute erreicht“. Im Laufe dieses Jahres wollen sich die beiden daher verstärkt mit Online-Marktplätzen beschäftigen. Bisher spielt Amazon eine untergeordnete Rolle für sie: Rund drei Prozent des Umsatzes erzielten sie dort, das seien 300 bis 500 Bestellungen pro Monat, sagt Johannes Lutz.
Dass der Jungunternehmer so offen spricht, ist übrigens ungewöhnlich. Andere Händler und Produzenten winken sofort ab, wenn man sie auf Amazon und Co. anspricht. Nicht einmal anonym wollen diese sich äußern.