Viel Platz für den Taycan: Die Montage- und Logistikhalle an der Adestraße wird künftig der größte Gebäudekomplex von Porsche in Zuffenhausen sein. Foto: Porsche

In diesen Tagen wird am Stammsitz in Zuffenhausen der 80. Geburtstag begangen. Doch auch die Zukunft wirft schon große Schatten voraus: Für das Elektromodell Taycan stehen nicht nur baulich große Veränderungen an.

Zuffenhausen - Ende 2019 sollen die ersten Serienmodelle des Elektroporsches „Taycan“ aus dem Zuffenhäuser Werk rollen – aber eben nicht vom Band laufen: Die Produktion des neuen Hoffnungsträgers des Traditionsunternehmens, das in diesen Tagen den 80. Geburtstag seines Stammwerks begeht, wird ganz ohne Fließband über die Bühne gehen. Stattdessen werden die Karosserien jeweils einzeln mit hochmodernen, programmierbaren Transportwagen von einer Arbeitsstation zur nächsten befördert.

„Seine Heimat: Zuffenhausen. Sein Herz: elektrisch“, so lautet ein Werbeslogan für den mehr als 600 PS starken Boliden. Dass er im Stammwerk gebaut wird, hat laut Christian Friedl, Leiter des Werks Zuffenhausen, einen einfachen Grund: „Hier sind Herz und Seele von Porsche.“ Ein komplett neues Produkt in einer neuen Fabrik mit vielen neuen Mitarbeitern zu bauen, das sei ein „kühner Plan“. Die Entscheidung für Zuffenhausen habe sowohl rationale als auch emotionale Gründe.

Jährlich sollen 20 000 Taycan gebaut werden

Für den Taycan sollen mehr als 1200 neue Arbeitsplätze entstehen und 700 Millionen Euro investiert werden. Laut Porsche ist das aber erst der Anfang. Insgesamt ist vorgesehen, bis zum Jahr 2022 mehr als sechs Milliarden Euro in die Elektromobilität zu stecken, die Firma spricht von einer „Transformation“ des gesamten Unternehmens. Man wolle schneller auf E-Mobilität umsteigen als andere deutsche Hersteller. Im Jahr 2025 soll gar jeder zweite verkaufte Porsche einen Elektroantrieb haben. Was den Taycan angeht, so sollen jährlich 20 000 Stück gebaut werden.

Um diese ehrgeizigen Ziele auch tatsächlich zu erreichen, läuft momentan ein riesiges Bauprogramm (wir berichteten), Porsche spricht von der „größten Erneuerung der Werksgeschichte“. Dazu zählen unter anderem ein neues Karosseriewerk, eine neue Lackiererei sowie ein neues Montagegebäude. Ziel ist eine CO2-neutrale Produktion. Auf insgesamt vier Ebenen wird der Taycan künftig gefertigt, und zwar von oben nach unten, der fertige Wagen rollt also im Erdgeschoss aus der Halle.

Zum Verdruss einiger Nachbarn machen die zahlreichen Baumaßnahmen natürlich Lärm und Dreck und sorgen für eine Menge Baustellenverkehr. In Zusammenarbeit mit den Anwohnern bemüht sich das Unternehmen, die Belästigungen so gering wie möglich zu halten. In regelmäßigen Abständen gibt es Info-Veranstaltungen, die nächste findet Ende Oktober statt.

Der Einstiegspreis könnte bei zirka 90 000 Euro liegen

Taycan ist ein Begriff aus dem Orient und bedeutet „lebhaftes junges Pferd“. Das soll eine Anspielung auf das Firmenwappen, ein springendes Ross, sein. Wer die Produkte der Sportwagenschmiede kennt, der weiß, dass auch deren Preisgestaltung durchaus als lebhaft bezeichnet werden kann. In der Fachpresse kursiert ein Einstiegspreis von rund 90 000 Euro. Seitens Porsche ist zu hören, dass für einen Taycan etwas weniger Geld auf den Tisch gelegt werden soll als für einen Panamera (ab knapp 91 000 Euro). Wie dem auch sei: Für Otto Normalverdiener bleibt solch ein Fahrzeug außer finanzieller Reichweite.

Dennoch scheint es bereits zahlreiche Interessenten zu geben. Beispielsweise in Norwegen. Immerhin 2000 Kunden in spe haben dort bereits konkret ihr Interesse bekundet – mit einer Anzahlung von 2500 Euro. Das ist seit einigen Monaten nämlich weltweit möglich. Für Norwegen bedeutet das eine beachtliche Zahl, dort werden monatlich gerade einmal 600 Porsche verkauft. Allerdings fördert der Staat die Elektromobilität stark, und es gibt viele Ladesäulen. Ein Taycan ist übrigens nicht nur auf der Straße, sondern auch beim Aufladen schnell. Dank der 800-Volt-Technik (Standard sind 400 Volt) soll es nur 20 Minuten dauern, bis eine Laufleistung von 400 Kilometern zur Verfügung steht.