Rita Krämer sowie Renate und Hans Keller (v.l.) ärgern sich täglich über den Kotbeutelhaufen (links neben ihnen). Foto: Holowiecki

Die Beutel voller Hundekot hängen in Brombeerbüschen, liegen unter Hecken oder einfach in Nachbars Garten. Anwohner in Stuttgart-Sillenbuch gehen wegen der Rücksichtslosigkeit von Gassigehern auf die Barrikaden.

Sillenbuch - Der Ausblick der Kellers ist wunderbar. Von ihrem Haus in Alt-Sillenbuch aus schauen sie über Streuobstwiesen und Gärten hinweg ins Bußbachtal und auf den Waldhang, hinter dem die Hedelfinger Filderauffahrt verborgen ist. Alles ist sehr idyllisch. Wäre da nicht dieser Haufen.

Direkt am Zaun, der das Regenrückhaltebecken der Stadtentwässerung Stuttgart (SES) an der Tuttlinger Straße umschließt, haben sich in den vergangenen Wochen jede Menge schwarzer Hundekotbeutel angesammelt. Gefüllte, wohlgemerkt.

Der steile Weg hinunter zum Bußbach ist eine beliebte Gassistrecke, und mehrere Hundebesitzer haben den Gartenzaun als probate Ablagestelle auserkoren. Andere haben ihr Haustier gleich noch obendrauf machen lassen. „Das ist einfach unappetitlich“, findet Renate Keller.

Dunkle Wolken über dem Naturschutzgebiet

Die Eheleute ärgern sich. „Da wohnen wir schon im Naturschutzgebiet, es ist so traumhaft hier. Das muss man doch bewahren“, wettert Renate Keller. „Eine Granatensauerei! Das ist so eine Unverschämtheit“, pflichtet ihr Rita Krämer bei. Der Seniorin gehört das Grundstück unmittelbar neben dem Rückhaltebecken. Regelmäßig landen die ekligen Plastiktüten in ihrem Garten. Ganze 15 auf einmal hat sie neulich mit Rechen und Handschuhen zusammengesammelt.

Und wie ihr gehe es etlichen Nachbarn im Gebiet, berichtet sie. Die Beutel hängen in Brombeerbüschen, liegen unter Hecken oder einfach offen am Wegesrand. Die Kellers haben sogar schon ein Schild aufgehängt. Die Botschaft ist eindeutig. „Das hier ist kein Scheißtüten-Sammelplatz. Danke.“ Geholfen hat es bislang nicht. Und ertappt haben weder die Kellers noch Rita Krämer bislang einen Tütensünder. „Ich glaube, die meisten machen das abends“, sagt Hans Keller.

An dieser Stelle in Stuttgart-Sillenbuch fehle ein Mülleimer

Mülleimer gibt es weit und breit keinen, sagen die Nachbarn. Ein Grundstücksbesitzer hat am Spazierweg oberhalb des Tals, der parallel zur Tuttlinger Straße verläuft, sogar schon einen eigenen Behälter aufgestellt. Wahrscheinlich, um nicht ständig Tretminen in seinem Garten einsammeln zu müssen. Zum öffentlichen Abfalleimer, an dem ein Hundetütenspender hängt, muss man etwa 500 Meter gehen. Vielen ist das augenscheinlich zu weit.

Die Nachbarn appellieren an die Stadt, an der verschandelten Stelle am Rückhaltebecken ein Behältnis aufzustellen. Und auf dem Grundstück, das der SES gehört, zumindest mal sauber zu machen. Denn die Nachbarn wissen: Solange der Haufen da ist, werden neue Häufchen dazugelegt.