König Karl war von 1864 bis 1891 der dritte Monarch von Württemberg. Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg/ Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch/Landesmuseum Württemberg

Er galt als liberal, kunstinteressiert und sensibel, das Regieren überließ er lieber seiner Frau, der Königin Olga: Am Montag wäre König Karl, der dritte Regent von Württemberg, 200 Jahre alt geworden. Historiker sehen heute seine Homosexualität als erwiesen an.

27 Jahre lang währte die Regierungszeit von König Karl, des dritten Monarchen von Württemberg. Unter ihm fielen die strengen Sozialistengesetze von Reichskanzler Bismarck in Württemberg deutlich milder aus. 1864, im Jahr seiner Inthronisierung, stellte der einzige Sohn von König Wilhelm I. die Presse- und Vereinsfreiheit wieder her, und im März 1868 wurde das allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahlrecht für die Volksabgeordneten eingeführt. Die Rechte der Katholiken waren ihm besonders wichtig.

Die Meinungen über König Karl gingen auseinander

Die Urteile der Zeitgenossen über den am 6. März 1823 geborenen Karl gingen weit auseinander. Die einen lobten ihn als liberalen Regenten, weil dieser nicht dem alten Ideal einer absoluten Monarchie anhing. Zar Nikolaus, sein Schwiegervater, rühmte das „Edle in seiner Haltung wie in seinem Auftreten“. Der bayerische Gesandte in Stuttgart jedoch hielt den milden Regenten für einen „Einfaltspinsel“ und für „kaum erwähnenswert“. Reichskanzler Bismarck war ein Fan von Königin Olga, der Frau von Karl. Er nannte sie „den einzigen Mann am württembergischen Hof“.

Lieber ging König Karl auf Reisen mit Charles Woodcock

Die 1846 geschlossene Ehe von Olga und Karl blieb kinderlos. Aus seiner Privatschatulle soll der König Hilfsbedürftigen geholfen und das soziale Engagement seiner um ein Jahr älteren Frau begrüßt haben, die unter anderem das Olgahospital gegründet hat. Karitative Eigeninitiative jedoch entwickelte er nicht selbst. Sein Interesse am Regieren soll mit der Zeit nachgelassen habe, lieber unternahm der König Reisen mit jungen Männern, etwa mit dem Amerikaner und Vorleser Charles Woodcock. Königin Olga übernahm immer mehr die Aufgaben des Monarchen.

1888 haben Zeitungen von München bis Berlin, von Paris bis New York die Gerüchte über die mögliche Männerliebe des württembergischen Königs aufgegriffen. Unter diesem Druck endete die Beziehung des Königs zu Woodcock. Der Freund wurde mit 300 000 Mark abgefunden. In Berlin hatte Kaiser Wilhelm II. die Absetzung des wohl schwulen Königs veranlassen wollen. Die Entthronung gelang nicht, weil Karl keineswegs geistig umnachtet war, wie man ihm vorwerfen wollte.

Bestattet ist Karl in der Gruft unter der Schlosskirche

Der Monarch litt sehr, so ist überliefert, unter der Trennung von Woodcock, verliebte sich aber dann 1889 im Alter von 66 Jahren in den damals 35-jährigen Wilhelm Georges, in einen Techniker des Hoftheaters. Zwei Jahre später starb Karl. Tausende von Menschen kamen nach Stuttgart und säumten den Weg zu dessen letzter Ruhestätte in der Gruft unter der Schlosskirche. Der König war beliebt, weil freiheitlich gesinnt. Im Testament verfügt dieser, dass sein Freund Wilhelm Georges 333.000 Mark erhalten sollte.

Liebesbriefe von König Karl an einen Kommilitonen entdeckt

Vor zwei Jahren hat das Tübinger Stadtmuseum in einer Aufsehen erregenden Ausstellung erst spät aufgetauchte Liebesbriefe von Karl ausgestellt, die belegen, dass dieser schon mit 17 Jahren als junger Prinz seine Gefühle einem Kommilitonen, dem Freiherr von Ow-Wachendorf, offenbarte. Als Karl im März 1841 zum Studium nach Berlin zog, schrieb er Adolf, er solle bald nachkommen und gestand, ein Schnupftuch heimlich von ihm gestohlen zu haben, um etwas von ihm in Berlin zu haben.

In Stuttgart erinnern heute unter anderem die Karlshöhe, die König-Karls-Brücke, das Karl-Olga-Krankenhaus sowie das Karls-Gymnasium an den nicht immer glücklichen König. Nicht zuletzt der Stuttgarter CSD hält die Erinnerung an den homosexuellen König hoch.

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