Alexander Lehnen (l.) und Rolf Wieselhuber-Lehnen leiten den Verein. Foto: Bernd Zeyer

Der Zuffenhäuser Verein „Gemeinsam statt einsam“ hilft Menschen, die mit HIV-infiziert wurden und in eine finanzielle Notlage geraten sind.

Zuffenhausen - Wir greifen dort hin, wo der Arm des Staates nicht mehr hinfasst“, beschreibt Rolf Wieselhuber-Lehnen das Tätigkeitsfeld von „Gemeinsam statt einsam“. Der Verein hilft HIV-Infizierten, die in Not sind. Dabei stehen diejenigen Menschen im Vordergrund, die neben ihrer Erkrankung durch diverse Umstände in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Der Verein sammelt Spendengelder und verteilt sie so, dass sie den Betroffenen direkt zu Gute kommen. Vergangenes Jahr wurde „Gemeinsam statt einsam“ mit dem PositHIV-Preis der Aids-Hilfe Baden-Württemberg ausgezeichnet.

1997 gründete Lilo Stifter den Verein

Angefangen hat alles im Jahr 1996. Damals begann Lilo Stifter, nachdem sie von der AIDS-Gruppe des Olgäle, erfahren hatte, Geld zu sammeln, um diesen Kindern eine Freude zu bereiten. Zur damaligen Zeit kam die Diagnose HIV gerade für Kinder einem Todesurteil gleich. Auch in Stifters Freundeskreis zeigten sich vor allem die sozialen Folgen der Krankheit immer deutlicher. Einige Zeit sammelte sie Geld, um diesen Menschen wenigstens die existenziellen Sorgen nehmen zu können. Zunächst geschah dies unter dem Dach der Evangelischen Gesellschaft (EVA) in Stuttgart. Bald schon sah sich die EVA jedoch nicht mehr in der Lage, die immer umfangreicheren Aktivitäten abzuwickeln und legte Lilo Stifter die Gründung eines eigenen Vereines nahe. Diesen Schritt ging sie dann 1997. In diesem Jahr lernte Stifter auch Alexander Lehnen und seinen Lebenspartner Rolf Wieselhuber-Lehnen kennen. Die beiden Zuffenhäuser mussten nicht lange überredet werden, sich für den Verein „Gemeinsam statt einsam“ zu engagieren. Als Lilo Stifter 2004 an Krebs starb, wurde Rolf Wieselhuber-Lehnen zum Vorsitzenden und Alexander Lehnen zu seinem Stellvertreter gewählt.

Verwaltungskosten sollen vermieden werden

„Wir versuchen, sämtliche Verwaltungskosten zu vermeiden, damit alle Gelder den Bedürftigen zu Gute kommen“, umreißt Alexander Lehnen die Vereinsstrategie. Als Geschäftsstelle dient das gemeinsame Haus in Zuffenhausen, auf teure Prospekte, Handzettel oder Anzeigen wird verzichtet. Die Hauptaufgabe des Vereins und seiner rund 30 ehrenamtlichen Mitglieder umfasst das Sammeln von Spendengeldern und deren Verteilung. Dabei wird eng mit Organisationen wie beispielsweise der Aids-Hilfe Baden-Württemberg zusammengearbeitet. Sowohl Privatleute, Firmen als auch Prominente zählen zu den Unterstützern. „Wir sind stets auf der Suche nach neuen Sponsoren“, sagt Alexander Lehnen.

Normalerweise organisiert „Gemeinsam statt einsam“ keine eigenen Veranstaltungen, ein Mal im Jahr ändert sich das jedoch. Dann kauft der Verein zum Vorzugspreis sämtliche 1600 Tickets für das aktuelle Musical im Möhringer SI-Centrum, um sie mit etwas Gewinn weiterzuverkaufen oder an bedürftige HIV-Infizierte zu verschenken. „Wenn ich in die leuchtenden Augen der Gäste blicke, dann ist das für mich mehr wert als alles Bargeld“, beschreibt Rolf Wieselhuber-Lehnen seine Gefühle an jenen Abenden. Die Vereinsaktivitäten beschränken sich nicht nur auf den Großraum Stuttgart. Seit einiger Zeit wird auch ein Projekt in Tansania unterstützt, das HIV-infizierten Straßenkindern zu Gute kommt. 25 Paten aus Deutschland kümmern sich dabei um jeweils ein Kind.

„Wir haben eine soziale Ader“

Rolf Wieselhuber-Lehnen und Alexander Lehnen haben in den vergangenen Jahren selbst einige Freunde und Bekannte durch Aids verloren. Konkrete Angst, sich selbst mit der Krankheit zu infizieren, haben sie allerdings nicht. „Wir gehen verantwortungsvoll mit dem Thema um“, sagt Alexander Lehnen. Motivation für ihre Arbeit bekommen die beiden Vereinsvorsitzenden nicht nur durch ihre eigenen Erfahrungen: „Wir haben eben eine soziale Ader“, sind sie sich einig.