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40 Rohre des Grundwassermanagements durch Feuer zerstört – Polizei ermittelt.

Stuttgart - Am Sonntagmorgen gegen 7.45 Uhr haben 40 kunststoffummantelte Wasserleitungsrohre für das Grundwassermanagement des Bahnprojekts Stuttgart 21 gebrannt. Sie sind in einem umzäunten Lagerplatz im Rosensteinpark gestapelt worden und wurden nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft vermutlich angezündet. Selbstentzündung oder technische Ursachen seien nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen auszuschließen. Angaben über den Sachschaden liegen noch nicht vor. Die Polizei schließt nicht aus, dass der Brand mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21 zusammenhängt. Anwohner hatten unterhalb des Schlosses Rosenstein dichten Qualm aufsteigen sehen und die Rettungsdienste alarmiert. Experten des Branddezernats der Kriminalpolizei ermitteln weiter. Unklar ist ebenfalls noch, ob ein Zusammenhang mit dem Brand an der Kabeltrasse des Rosensteintunnels am vergangenen Freitag besteht. Bei ihren Ermittlungen hatte die Polizei am Freitag die Wohnung eines Verdächtigen durchsucht. Mit weiteren Informationen, so ein Polizeisprecher, sei erst an diesem Montag zu rechnen.

Blanke Nerven bei S21-Gegnern

Für Zündstoff in der Bevölkerung sorgt der Kahlschlag im Schlossgarten zwischen Bahnhofs-Südflügel und Gebhard-Müller-Platz. Dort wurden nach Angaben des Stuttgart-21-Projektsprechers Wolfgang Dietrich bis Samstag 16 von 68 Bäumen verpflanzt und 85 Prozent von 108 Bäumen gefällt. Ab diesem Montagmorgen, 4 Uhr, sollen weitere Fällungen im Bereich der Staatsgalerie und ab 7 Uhr weitere Verpflanzungen folgen. Dietrich: „Wir liegen mit den Baumarbeiten voll im Zeitplan.“

Der plattgeschredderte Schlossgarten legt bei den Projektgegnern die Nerven blank: Bei einem Demonstrationszug im Anschluss an eine Großkundgebung auf dem Schlossplatz am Samstag zogen nach Veranstalterangaben 5000, nach Polizeischätzungen 2500 Menschen über Planie, Charlottenplatz und Konrad-Adenauer-Straße zum Ort des Geschehens. Dort schlugen ab 16.15 Uhr die Emotionen hoch: Vielen Demonstranten standen Tränen in den Augen, bei vielen gewann der Zorn die Oberhand. Rufe wie „Die machen alles nieder!“ waren zu hören, dann hallten den Polizisten, die das Areal gegen Eindringlinge sicherten, „Haut ab“- und „Unser Park“- Sprechchöre entgegen. An der Grünfläche im Bereich Schillerstraße/Gebhard-Müller-Platz verstärkte die Polizei ihre Kräfte, um das Eindringen der Demonstranten in den gesperrten Schlossgarten zu verhindern. Dabei gelang es sechs berittenen Polizeibeamten nur mit Mühe, ihre Pferde ruhig zu halten. Bei den hitzig geführten Diskussionen kam es zu einzelnen Rangeleien zwischen Protestierern und Polizeibeamten. Ein Demonstrant wurde im letzten Moment daran gehindert, die Polizeiabsperrung zu übersteigen. Aufforderungen der Beamten über Megafon, der Demonstrationszug möge in Richtung Bahnhof weitergehen und die Kreuzung des Gebhard-Müller-Platzes für den Verkehr frei machen, gingen im Protestgeschrei unter. Ein Demonstrant schrie in Richtung Polizei: „Lernt erst einmal etwas Vernünftiges, ihr Polizisten, ihr Nieten in Grün!“

Emotionen kochen über

Gegen 17.15 Uhr schlossen sich nach Polizeiangaben mehrere Hundert Aktivisten zu einem Zug zusammen und begannen, die Fahrbahnen der Kreuzung am Gebhard-Müller-Platz komplett zu blockieren. Gegen 17.45 Uhr marschierte ein weiterer von Trommlern angeführter Zug in Richtung Planetarium. Er wurde in der Willy-Brandt-Straße gestoppt. Zur selben Zeit wurden 50 Personen, die den Einmündungsbereich von der Willy-Brandt-Straße in die Schillerstraße blockierten, von Ordnungskräften in die Schillerstraße und anschließend bis zur Kreuzung mit der Straße Am Schlossgarten zurückgedrängt. Erst nach Androhung der Personalienfeststellung und vorläufiger Festnahme zogen sich die Projektgegner zögerlich zurück.

Auch bei den blockierten Autofahrern scheinen die Emotionen übergekocht zu sein. So soll ein Autofahrer, der eventuell provoziert wurde oder nicht weiterfahren konnte, auf eine Person zugefahren sein. Die Polizei prüft, ob sie gegen ihn wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermitteln muss. Eine Projektgegnerin hat sein Auto vermutlich mit Fußtritten beschädigt. Der Sachschaden wird auf mehrere Hundert Euro beziffert. Gegen 19.15 Uhr traten nach Vermutungen der Polizei erneut Stuttgart-21-Aktivisten am Charlottenplatz auf die Fahrbahn, um den Verkehr zu behindern. Vor Eintreffen der Polizei war die Aktion jedoch beendet. Ab 19.30 Uhr war die Situation beruhigt, und sämtliche Straßen wurden wieder für den Verkehr freigegeben.

Informationen zu den mutmaßlichen Brandstiftungen nimmt die Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 89 90 - 54 61 entgegen.