Unter dem Weinberghaus der IHK gräbt die Bahn zwei mächtige Tunnelröhren Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Deutsche Bahn hat am Mittwoch an der Jägerstraße eine weitere Tunnelbaustelle für ihr Projekt Stuttgart 21 begonnen. Gleichzeitig laufen beim Eisenbahn-Bundesamt Änderungs­anträge für die Neckarbrücke und zur Entrauchung des Tiefbahnhofs.

Stuttgart - Mit beherztem Druck auf die richtigen Hebel im Steuerstand eines Raupenbaggers hat Tunnelpatin Simone Hermann am Mittwoch eine weitere Baustelle für das Bahnprojekt Stuttgart 21 eröffnet. Hermann ist Gattin des Regionalpräsidenten Thomas Bopp. Von der Baugrube an der Jägerstraße aus sollen in den nächsten 15 Monaten zwei große Tunnelröhren in den Kriegsberg getrieben werden.

 

An Stelle der 25 Meter tiefen Baugrube stand bis vor wenigen Monaten der Altbau der Industrie- und Handelskammer. Die Bahn hat Gelände und Gebäude gekauft und dieses abgerissen, um es nicht mit einem Millionenaufwand wegen der Tunnel sichern zu müssen. Durch den Abriss sollen fünf, während des Tunnelbaus weitere sieben Monate eingespart werden. Nur dann werden Ende 2021 die Züge die neue Infrastruktur nutzen können.

Die Maße der Tunnel sind mit Durchmessern von 22 Metern enorm, das Bauverfahren wurde mit so genannten Ulmenstollen darauf abgestimmt. Der Gesteinsausbruch geschieht dabei in drei Schritten nicht von oben nach unten, sondern erst rechts, dann links, dann in der Tunnelmitte. 210 Meter von den beiden Portal entfernt wird die Verzweigung der dann eingleisigen Tunnel nach Feuerbach und Bad Cannstatt hergestellt. Eine Röhre nach Bad Cannstatt unterquert dabei die beiden Feuerbacher Stränge.

Nicht nur bei diesem Tunnelstück, auch an anderen Stellen im Stadtgebiet muss die Bahn Zeitverlust aufholen. So sollte die neue Stahlbrücke über den Neckar, unter der ein Rad- und Fußweg hängen wird, im September begonnen werden. Dieser Terminplan könne nicht mehr eingehalten werden, hieß es am Mittwoch auf Anfrage im S-21-Sprecherbüro. Zwar soll der Auftrag für den Brückenbau im zweiten Halbjahr 2015 erfolgen, weil die Pläne aber erheblich geändert worden sind, muss erst auf eine neue Genehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) gewartet werden. Die Brücke über den Fluss zwischen Neckartal- und Schönestraße werde eine Stützenreihe weniger erhalten. Eine Stütze im Neckar ist weiterhin vorgesehen, die am Ufer soll aber weiter vom Fluss abgerückt werden. Man müsse diese dann nicht mehr unter Druckluftbedingungen bauen, sondern könne eine übliche Pfahlgründung herstellen. Die Druckluft sollte verhindern, dass Wasser in die Baugrube gelangt. Neben dieser Planänderung hat die Bahn auch eine für das Entrauchungsbauwerk für den Hauptbahnhof in der Nähe der Sängerstraße auf den Weg gebracht. Es werde in seinen Ausmaßen gleich bleiben, aber deutlich leistungsfähigere Lüftungsanlagen erhalten, heißt es.