Die Wohnanlage Pfaffenhof I in Stuttgart-Vaihingen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Regierungspräsidium prüft, das Wohnheim Pfaffenhof I am Campus in Stuttgart-Vaihingen unter Denkmalschutz zu stellen. 455 günstige Wohnheimplätze könnten in der Folge nur noch schwer zu halten sein.

Stuttgart - Für die einen ist es ein mögliches Kulturdenkmal, für die anderen der einzige Weg, sich in Stuttgart eine Wohnung und damit das Studium leisten zu können. Kurz vor Weihnachten hat das Landesamt für Denkmalschutz (LAD) den Gebäudekomplex Pfaffenhof I genau unter die Lupe genommen. Das Wohnheim auf dem Campus in Vaihingen mit 455 Plätzen für Studenten könnte zum Kulturdenkmal erklärt werden. Hinter vorgehaltener Hand werden Befürchtungen laut, dass die günstigen Wohnheimplätze dann nicht mehr zu halten wären. Für die Denkmalschützer spielen diese Belange jedoch „grundsätzlich keine Rolle“.

Man sei im Rahmen eines landesweiten Projekts auf die Anlage aufmerksam geworden, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem LAD. Und weiter: Es gehe um die Erfassung denkmalwerter Universitätsbauten der Nachkriegsmoderne. Die Anlage Pfaffenhof I stammt vom Schweizer Architekturbüro Atelier 5 und wurde 1972 fertiggestellt. 1975 wurde das Wohnheim mit dem Paul-Bonatz-Preis ausgezeichnet.

Auf die Frage, ob der Zustand der Gebäude oder die enorme Nachfrage nach Wohnheimplätzen auf dem Campus in Stuttgart eine Rolle bei der Bewertung spiele, lautet die Antwort des LAD: „Diese Fragen spielen im Zuge der Prüfung, ob es sich um ein Kulturdenkmal handelt, grundsätzlich keine Rolle.“ Der Denkmalschutz sei ein öffentlicher Belang, erläutert das Amt weiter. Man wolle jedoch versuchen, „Lösungen zu erarbeiten, die sowohl den Ansprüchen von Nutzer und Betreiber wie auch dem Denkmalschutz Rechnung tragen“, heißt es aus dem LAD.

Der Betreiber ist die Vereinigung Stuttgarter Studentenwohnheime, kurz VSSW. Deren Geschäftsführer Fritz Berner, Lehrstuhlinhaber am Institut für Baubetriebslehre der Uni Stuttgart, äußert sich vorsichtig: „Ich hoffe nicht, dass sich daraus ein größeres Problem erwächst.“ Und: „Vor der Entscheidung des Amtes wird mit uns Rücksprache gehalten. Das hat man mir versprochen.“ Fest steht aus Sicht des Professors, dass es in Stuttgart zu wenig Wohnheimplätze für Studenten gibt. Diese seien aufgrund der hohen Mieten und Wohnkosten in der Stadt sehr begehrt.

Neubau oder Sanierung unter Denkmalschutz schwierig

Hört man sich hingegen unter Mitarbeitern der Uni um, wird klar, dass die Pläne des Denkmalamts auf scharfe Kritik stoßen. Die Anlage sei nicht mehr zeitgemäß, die seien Nebenkosten hoch. Die Preise von rund 300 Euro Warmmiete pro Zimmer seien kaum noch zu halten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Eine Sanierung oder gar ein Abriss mit anschließendem Neubau sei nur schwer zu realisieren, sollte das Objekt unter Denkmalschutz gestellt werden, wird immer wieder gesagt.

Wie dringend Wohnraum für Studenten in Stuttgart gebraucht wird, macht ein Gespräch mit dem Studierendenwerk klar. „In den letzten fünf Jahren haben uns stetig mehr Bewerbungen erreicht“, erklärt Melanie Westphal, die Leiterin Marketing des Studierendenwerks, auf Anfrage. Zum Wintersemester wurden in den vergangenen beiden Jahren etwa 6000 Anfragen, zum Sommersemester rund 4000 gezählt. „Frei werden durchschnittlich zum Wintersemester 3000 Plätze, zum Sommersemester etwa 1800“, so Westphal. Und: „Mit einer Unterbringungsquote von 12,1 Prozent für Stuttgart liegen wir deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 9,62 Prozent.“ Will heißen: In der Landeshauptstadt wohnen aufgrund der hohen Mieten deutlich mehr Studenten in Wohnheimen als in anderen Universitätsstädten. Doch mit Bezug auf die Anlage Pfaffenhof I hält sich auch das Studierendenwerk zurück. „Den Denkmalschutz verantworten andere Stellen, wir bewerten dies nicht“, so Westphal.

Fest steht, das LAD will noch in den ersten drei Monaten dieses Jahres zu einer Entscheidung kommen, ob das Wohnheim aus dem Jahr 1973 zum Denkmal wird oder nicht.