Seit 20 Jahren untersucht Nissan die Wünsche und Abneigungen von Frauen beim Erwerb eines neuen Fahrzeugs und stellt in der aktualisierten Studie fest: Autokäuferinnen ticken anders. Es geht ihnen beispielsweise nicht darum, ein Fahrzeug zum Angeben zu besitzen.

Mandy Lee genießt diesen Moment der Stille, wenn alle Augen erwartungsvoll auf sie gerichtet sind. Die Spezialistin für kundenorientierte Entwicklung arbeitet im britischen Technikzentrum Cranfield und hält mit der Nissan-Studie 'Frauen und Autos' einen Leckerbissen bereit: 'Unglaublich, aber wahr - nicht alle Frauen mögen Pink, tragen während der Fahrt hochhackige Schuhe oder betrachten ihr Auto als riesige schmückende Handtasche.' Lee liebt es, diese Klischees aufzugreifen und zu widerlegen. Dabei sei es gar nicht so einfach, allgemeingültige Aussagen zu treffen, 'denn Frauen wollen in der Automobilwelt dasselbe wie Männer, bloß anders'. Um die verschiedenen Bedürfnisse der Geschlechter herauszuarbeiten, werden übrigens auch Männer interviewt. Wo liegen die Unterschiede? Mandy Lee drückt es anders aus: 'Wir können Schwerpunkte erkennen, worauf Frauen mehr Wert legen als Männer.'

Die Schwerpunkte der Frauen beim Autokauf

Erstaunlich, aber nach den Untersuchungen erliegen Frauen viel stärker dem visuellen Reiz eines Autos als Männer. Es geht ihnen nicht darum, eine Protzkiste zu besitzen, eigenes Selbstbewusstsein mit einem Prestigeobjekt aufzuwerten oder Erwartungen des sozialen Umfeldes zu entsprechen. Vielmehr muss das Fahrzeug in Aussehen und Nutzwert der eigenen Persönlichkeit entsprechen. Dies ist für eine Frau leicht mit einem Blick im Straßenverkehr zu erfassen, dazu muss der fahrbare Untersatz nicht im Ausstellungsraum in Szene gesetzt werden. Schnell kommen harte Fakten ins Frauenspiel: Der gesteckte Finanzrahmen zur Neuanschaffung einschließlich Steuer und Versicherung ist nach Lees Worten bindend, die Verbrauchswerte stehen ebenfalls im Vordergrund; bei beiden sind Männer großzügiger beziehungsweise nachlässiger. Glaubt man der Studie, gehören Sicherheit und Kontrolle wesentlich zum femininen Blickwinkel. Männern ist dies auch nicht unwichtig, aber Frauen achten vor ihrer Kaufentscheidung mehr darauf. So sind sie empfänglich für Rundumsicht- Kameras, Scheinwerfer, die nach Abstellen des Autos den Weg ins Haus erhellen sowie für automatisch verriegelnde Türen und viele Airbags. Elektronische Helfer sind dann willkommen, wenn sie entspanntes Fahren ermöglichen, ohne Cockpit und alltägliches Dahingleiten zu überfrachten.

Noch etwas passt in die Schublade: 'Auch die Fondpassagiere sollen gut einsteigen können, wohltemperiert und entspannt sitzen. Weiter muss die Kommunikation mit den Hinterbänklern gut funktionieren.' Apropos hinten: man hält oft Männer für die Lademeister der Nation, in der Befragung erklären jedoch vor allem die Damen, wie wesentlich ein intelligentes Gepäckraumkonzept einschließlich niedriger Ladekante sei. Zudem könne den Vorteil einer elektrisch öffnenden und schließenden Heckklappe bloß jemand genießen, der 'täglich mehrfach mit vollen Händen an das Hinterstübchen ranmüsse'. Zum Schluss die Frage, welche Fahrzeugtypen die Geschlechtsgenossinnen bevorzugen: folgt man Lees Ausführungen, geht es 'bunt durch den Gemüsegarten' je nach Lebenssituation der Frauen. Fast scheint es, als käme ihnen der Zeitgeist entgegen, der sich von den klassischen Zuschreibungen à la Klein- und Kompaktwagen, Limousine oder Kombi ein gutes Stück losgesagt hat: Kreuzungen in allen Größen und Formen beleben das Straßenbild. Fakt ist, dass beispielsweise bei Nissan 51 Prozent des eigenwilligen, hochbeinigen Juke von Frauen gekauft wurden. Ob womöglich viele dieser beliebten sogenannten Crossover-Modelle aller Hersteller insgeheim erst durch den Einfluss von Frauen entstanden sind? Mandy Lee übt sich in diesem Punkt mit feinem Schmunzeln in bekannter britischer Zurückhaltung - und schweigt.