Die Babyboomer-Jahrgänge stehen im Alter vor Herausforderungen. (Symbolbild) Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber/IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Millionen Rentner in Deutschland werden einer Studie zufolge bald barrierefreie Wohnungen brauchen - aber die sind Mangelware. Um vorzeitige Umzüge ins Altersheim zu verhindern, könnte der Staat altersgerechte Um- und Neubauten stärker fördern.

Die jetzt in Rente gehende Generation der Babyboomer muss sich einer Studie zufolge auf einen wachsenden Mangel an altersgerechten Wohnungen einstellen. Schon heute fehlten in Deutschland 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen, und der Bedarf wachse rasant, sagte der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther, am Montag auf der Bau-Messe in München. Zugleich dürften künftig viele Rentner die steigenden Mieten und Wohnkosten kaum mehr bezahlen können. Deutschland sei auf bestem Weg in eine „graue Wohnungsnot“.

In den kommenden 20 Jahren werde die Altersgruppe „67 plus“ um 3,5 Millionen auf 21 Millionen Menschen wachsen. Der Wohnungsmarkt sei darauf nicht vorbereitet, heißt es in der Untersuchung, die das Forschungsinstitut im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) machte.

Demnach leben heute rund 600 000 Rentnerhaushalte in barrierefreien, für Rollator und Rollstuhl geeigneten Wohnungen ohne Treppen und mit stufenfreiem Zugang zur Dusche. 2040 würden 3,3 Millionen solcher Wohnungen gebraucht, damit alte Menschen möglichst lange zu Hause bleiben könnten.

Kleinere Wohnungen mögliche Lösung

Trotzdem bremse der Bund den altersgerechten Umbau von Wohnungen aus, sagte der Institutsleiter. Die staatliche KfW-Bank biete keine Zuschüsse mehr dafür an. Notwendig wäre ein Förderprogramm für altersgerechten Neu- und Umbau von mindestens einer halben Milliarde Euro im Jahr. Wenn alte Menschen länger zuhause leben könnten, wäre das auch für den Staat und die Beitragszahler billiger als hohe Heimkosten. Viele alte Menschen würden auch gerne in kleinere Wohnungen umziehen, wenn es ein solches Angebot am Ort gäbe.

Auch in bisherigen Ein- und Zweifamilienhäusern ließen sich mehrere kleine Seniorenwohnungen einrichten. Ohne staatliche Förderung sei das aber für die Mehrheit der Älteren nicht finanzierbar, sagte Günther.

Er befürchtet, dass künftig zwei Drittel der Seniorenhaushalte, die in einer Mietwohnung leben, sich bei steigenden Wohnkosten immer mehr einschränken müssen, weil die Rente für den bisherigen Lebensstandard nicht reicht. „In Zukunft werden deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Und so bitter es ist: Auch ein dramatischer Anstieg der Alters-Obdachlosigkeit ist zu erwarten“, sagte Günther.

Altersgerechte Sanierung gefordert

Der Chef der Industriegewerkschaft Bau, Robert Feiger, forderte in den Zeitungen der Funke-Gruppe eine Selbstverpflichtung der Wohnungsunternehmen: Jede fünfte freiwerdende Wohnung müsse altersgerecht saniert werden.

BDB-Präsidentin Katharina Metzger kritisierte: „Das ständige Drehen an der Klimaschutzschraube treibt die Quadratmeterpreise und damit auch die Mieten gewaltig nach oben.“ Hohe Auflagen durch Gesetze, Verordnungen und Normen bremsten den Wohnungsbau aus. Obwohl bundesweit 700 000 Wohnungen fehlten, habe die Ampelkoalition dem Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern „regelrecht Fußangeln verpasst“.