So sehen in einem Gartengebiet in Untertürkheim derzeit viele Sträucher und Bäume aus. Foto: StN

Dutzende Gartenbesitzer klagen, die Stadt habe ihre Bäume und Sträucher beschädigt. Die Verwaltung spricht von einer „Pflegemaßnahme“, an der die Eigentümer selbst schuld seien. Doch so einfach ist das nicht.

Stuttgart - Man hat einen Garten am Fuße der Weinberge. Zum Beispiel mit einem hübschen Apfelbaum. Doch eines Tages bietet sich ein wüstes Bild: Dem Baum ist ein dicker Ast entfernt worden, auch sämtliche andere Pflanzen am Zaun und auch ein Stück ins Grundstück hinein sind zerstört. Abgeschnitten, abgesägt, abgebrochen. Ohne jede Vorwarnung. Traurig genug.

Doch dann stellt sich bei der Ursachenforschung heraus: Hier geht es gar nicht um Vandalismus, um blinde Zerstörungswut. Nein, hier war die Stadt am Werk – beziehungsweise eine Fremdfirma in ihrem Auftrag. Die Wege waren zu sehr zugewachsen, es gab Beschwerden. Die Antwort ist aber nicht ein Anschreiben an die Gartenbesitzer, keine Aufforderung, selbst zurückzuschneiden. Es gibt noch nicht mal eine Ankündigung, dass ein Rückschnitt geplant ist. Stattdessen folgt der Kahlschlag.

Die Stadt schiebt die Schuld auf die Gartenbesitzer, die sich nicht selbst gekümmert hätten. Da hat sie sicher recht – aber ihre eigenen Fehler und die der beauftragten Firma verschweigt sie komplett. Man spricht von „Pflegemaßnahmen“. Das ist zynisch, denn gepflegt worden ist nichts, sondern zerstört. Gartenbesitzer und Polizei sprechen von Sachbeschädigung. Die beteiligten Ämter täten gut daran, schleunigst das Gespräch mit den Beteiligten zu suchen. Das hätten sie schon viel früher tun müssen.

juergen.bock@stuttgarter-nachrichten.de