Die AfD Stuttgart hat am Samstag auf einer turbulenten Mitgliederversammlung zwei neue Parteisprecher gewählt. Das bisherige Duo Bernd Klingler und Karl-Friedrich Hotz war nicht mehr angetreten. Derweil geht das Hauen und Stechen in der Kreispartei munter weiter.

Stuttgart - Der offen ausgebrochene Streit in der Stuttgarter AfD hat erste personelle Konsequenzen nach sich gezogen. Auf einer turbulenten Kreismitgliederversammlung am Samstag, zu der die Öffentlichkeit nicht zugelassen war, hat die Partei einen neuen Vorstand gewählt. Zu neuen Vorstandssprechern wählten die rund 50 anwesenden Parteimitglieder Wolfgang Röll und Michael Milsch. Das bisherige Vorstandsduo Bernd Klingler und Karl-Friedrich Hotz, die als heillos zerstritten gelten, hatte nicht wieder kandidiert. Hotz ließ sich allerdings neben Christian Köhler und Andreas Mürter zu einem der drei Vizesprecher wählen.

Klingler: „AfD-Kreispartei ist ein verkommener Haufen“

Nach Angaben von Teilnehmern war es zuvor zu teilweise heftigen verbalen Auseinandersetzungen gekommen. In der Folge soll der frischgebackene AfD-Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Lothar Maier die Sitzung verärgert verlassen haben. Hotz habe dem AfD-Fraktionschef im Rathaus, dem Werbeunternehmer Bernd Klingler, dem die Stadt wegen verspätet gezahlter Steuern, Sozialabgaben und Krankenversicherungsbeiträgen die Gewerbezulassung entziehen will, unter anderem Faulheit als Kreissprecher sowie im zurückliegenden Bundestagswahlkampf attestiert. Klingler wiederum revanchierte sich auf Facebook, indem er den Parteifreund als „Räuber Hotzenplotz“ titulierte: „Eine Partei, die einen Typen dieser Art weitermachen lässt, ist keine Partei, sondern ein verkommener Haufen“, schrieb Klingler in einer AfD-internen Facebook-Gruppe. Auch der AfD-Stadtrat Eberhard Brett, der sich vor allem wegen diverser Gerichtsverfahren und der damit einhergehenden Negativschlagzeilen in der Partei unbeliebt gemacht hat, soll scharf kritisiert worden sein. Klingler wollte sich auf Anfrage nicht zu Details äußern, kommentierte den Ablauf der Sitzung aber so: „Das war definitiv nicht mein Niveau.“

Stadtrat Fiechtner legt Mandat nieder – für ihn könnte ein Lucke-Anhänger nachrücken

Von vorweihnachtlicher Festtagsstimmung jedenfalls ist die Kreispartei derzeit weit entfernt. Klar ist inzwischen, dass der umstrittene und mittlerweile aus der Partei und der Landtagsfraktion ausgetretene Stadtrat Heinrich Fiechtner im Februar sein Mandat im Gemeinderat niederlegen und sich auf sein Dasein als fraktionsloser Abgeordneter im Landtag beschränken wird. Entsprechende Informationen bestätigte Klingler. Als Nachrücker stünde Walter Schupeck bereit. Das Problem: Schupeck, vormals AfD-Mitglied, hatte die Partei 2015 gemeinsam mit dem Parteigründer Bernd Lucke im Streit verlassen und sich zunächst der Lucke-Neugründung Alfa angeschlossen, die sich später in Liberal-konservative Reformer umbenannte.

Nach Angaben von Fraktionschef Klingler, der dieses Amt bis auf Weiteres behalten will, wäre Schupek bereit, mit den drei verbliebenen AfD-Stadträten eine Fraktionsgemeinschaft einzugehen. Dies lässt die Gemeindeordnung zu, wie das Beispiel SÖS/Linke-plus im Gemeinderat zeigt: Der achtköpfigen Truppe gehörten sowohl der Pirat Stefan Urbat als auch der parteilose Christian Walter an.