Nüsse sind für viele Allergiker ein Problem. Foto: Fotolia

Immer mehr Lebensmittel werden speziell für Allergiker entwickelt. Das vermittelt den Eindruck: Es gibt immer mehr Leute, die einzelne Nahrungsmittel nicht vertragen. Doch die Statistik sagt etwas anderes.

Ein wachsendes Angebot an Lebensmitteln speziell für Allergiker erweckt den Eindruck: Es gibt immer mehr Leute, die einzelne Nahrungsmittel nicht vertragen. Doch die Statistik sagt etwas anderes.

Stuttgart - 20 bis 35 Prozent der Deutschen glauben, dass sie ein bestimmtes Nahrungsmittel nicht vertragen. Nachgewiesen ist eine Nahrungsmittelallergie oder eine Nahrungsunverträglichkeit bei vier bis acht Prozent der Deutschen, so die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). „Ob diese Zahlen die letzten Jahre gestiegen sind, ist je nach wissenschaftlicher Studie umstritten“, sagt die Berliner Ernährungswissenschaftlerin Dorle Grünewald-Funk den Stuttgarter Nachrichten.

Der Grund: „Viele Menschen beschäftigen sich heute viel intensiver mit ihrer Ernährung als früher. Deshalb kommen sie auf die Idee, körperliche Beschwerden auf Lebensmittel zurückzuführen“, sagt Jörg Kleine-Tebbe von der DGAKI. Eine weitere Ursache sieht er in den unzähligen Internetforen zu Gesundheit und Ernährung. „Statt zum Arzt zu gehen, der Allergien mit Hilfe von Tests bestätigen kann, beschließt man lieber selbst: Ich vertrage keinen Weizen, und meidet die Produkte.“

Schwierig ist das nicht, denn das Angebot an speziellen Lebensmitteln für Allergiker ist die letzten Jahre stetig gewachsen – und birgt weiteres Potenzial. So rechnen Lebensmittelhersteller in den USA etwa damit, dass die Marktanteile für glutenfreie Lebensmittel zwischen 2013 und 2016 um 48 Prozent steigen werden. Nicht etwa, weil es bis dahin mehr Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit geben wird, sondern weil 75 Prozent der Kunden schon heute sagen: Wir kaufen diese Produkte, weil sie ein gesundheitsbewusstes Image haben.

Experten befürchten, dass die Zahl der eingebildeten Lebensmittelallergiker Ende des Jahres weiter zunehmen wird. Dann tritt eine neue EU-Richtlinie in Kraft,die besagt: Die 14 häufigsten Allergene müssen auch in Bäckereien und Metzgereien oder auf Speisekarten in Restaurants und Kantinen ausgewiesen werden. Bislang gilt das nur für die Zutatenlisten bei abgepackten Lebensmitteln.