Die US-Währung steht unter Druck, der Euro steigt im Wert. Foto: dpa

Der Euro ist seit Jahresbeginn deutlich im Wert gestiegen. Das ist grundsätzlich negativ für die deutsche Wirtschaft. Allerdings sieht sich diese bestens auf den Aufwärtskurs vorbereitet – und derzeit noch keinen Grund zur Klage.

Frankfurt/Main - Donald Trump hat in seiner noch kurzen Amtszeit schon einiges erreicht. Man kann über die Politik des US-Präsidenten trefflich streiten, sicher ist aber, dass er fast immer für Aufmerksamkeit sorgt – auch an den Finanzmärkten. Am Mittwoch beispielsweise herrschte dort vorerst „Erleichterung“, weil ein atomarer Konflikt zwischen den USA und Nordkorea offenbar doch nicht direkt bevorsteht. Dann aber legte Trump wie gewohnt per Twitter nach. Der Höhenflug des Euro dürfte also nur kurz gebremst werden.

Noch am Dienstag war die europäische Gemeinschaftswährung erstmals seit gut zweieinhalb Jahren über die Marke von 1,20 US-Dollar gestiegen. Seit Jahresanfang hat der Euro vor allem gegenüber dem Dollar aufgewertet, um gut 13 Prozent. Der Kursanstieg lastet nicht nur auf der Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen, auch die Europäische Zentralbank (EZB) ist besorgt. Noch hält sie sich zurück und beruft sich darauf, dass der Wechselkurs der Währung nicht ihre vorrangige Aufgabe sei, sondern die Sicherung der Preisstabilität.

Das Wirtschaftsministerium kommentiert nüchtern

Auch das Bundeswirtschaftsministerium will sich nicht in die Diskussion einmischen. „Aktuelle Währungsschwankungen kommentieren wir grundsätzlich nicht“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. In der Frühjahrsprojektion der Bundesregierung sei man für 2017 von einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent ausgegangen: „Angesichts der im bisherigen Jahresverlauf günstigen Wirtschaftsentwicklung ist die Prognose für das laufende Jahr gut nach unten abgesichert“, heißt es nüchtern: „Die nächste Projektion werden wir mit der Herbstprojektion veröffentlichen.“

In der Tat zeigt sich die deutsche Industrie vom derzeitigen Höhenflug des Euro eher unbeeindruckt, obwohl einige der Schlüsselbranchen Exportquoten von 70 oder gar 80 Prozent vorweisen. Diese Gelassenheit hat allerdings auch Gründe. Zum einen fließen die Exporte zum großen Teil in die Europäische Union, ganz ohne Wechselkurseinflüsse. Zum anderen hat die deutsche Industrie in den vergangenen Jahrzehnten weltweit eigene Kapazitäten aufgebaut. Ein Beispiel ist die Automobilindustrie, die zunehmend in den USA und Mexiko produziert und auch in China immer mehr Werke aufbaut.

In den USA drückt die Katerstimmung auf den Kurs

Die Gründe für die Euro-Stärke sind teils hausgemacht, teils kommen sie aus dem Ausland. Hierbei spielt eine Rolle, dass die Konjunktur in Europa gut läuft. Die Stimmung in den europäischen Unternehmen ist nach einer Umfrage der EU-Kommission so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Außerdem steigen die Erwartungen, dass auch die seit der Finanzkrise anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank in absehbarer Zeit ein Ende finden wird.

Auf der anderen Seite läuft es in den USA nicht mehr so rund. Die dortige Wirtschaft wächst nicht so dynamisch wie früher. Noch schwerer wiegt, dass an den Märkten die „Trump-Euphorie“ verflogen ist: Hatte der Dollar von seinem Wahlsieg zunächst profitiert, herrscht mittlerweile Katerstimmung. Denn Trump hat bisher kaum eines seiner Wahlversprechen umgesetzt. Gehofft hatte man auf Steuersenkungen und Ausgabenprogramme.

Euro-Hüter Draghi lässt die Entwicklung laufen

Und die Zeichen stehen weiter ungünstig für den Dollar. Seit Wochenbeginn steht die US-Währung aus zwei weiteren Gründen unter Druck: Zum einen verunsichert die Sturmflut in Texas die Investoren erheblich. Dazu kommt der Konflikt mit Nordkorea. In diesem riskanten Umfeld steuern Anleger klassische „sichere Häfen“ wie den Schweizer Franken an. Der Dollar verliert im Gegenzug.

Die Hüterin des Euro bleibt angesichts der Kursgewinne erstaunlich gelassen. Das zeigte sich zuletzt am vergangenen Freitag, als EZB-Chef Mario Draghi den Euro auf der wohl wichtigsten Notenbankkonferenz der Welt mit keiner Silbe erwähnte. Dabei ist klar, dass ein starker Euro Waren außerhalb der Eurozone verteuert und so den konjunkturellen Aufschwung dämpfen kann. Zudem droht das EZB-Inflationsziel fallender Einfuhrpreise gänzlich außer Reichweite zu geraten.