Die jüngst verkehrsberuhigte Tübinger Straße wird zum einzigen Weg für Lastwagenfahrer, die Geschäfte beliefern müssen. Foto: Achim Zweygarth

Die Stadt baut die Straßen rund ums Gerber um, nicht zuletzt, weil der Bauherr des Einkaufszentrums sich verschönerte Wege für seine Kundschaft wünscht.

S-Mitte - Das Einkaufserlebnis möge schon auf dem Weg zum Einkauf beginnen. Dieser Gedanke ist der Württembergischen Lebensversicherung, dem Erbauer des neuen Einkaufszentrums im Gerberviertel, rund eine Million Euro wert. „Wir sind dabei, sämtliche Straßen um das Gerber neu zu gestalten“, sagt Nicolaus Welker vom Tiefbauamt. Jene Million entspricht der Hälfte dessen, was dieser Umbau kosten wird. Die andere Hälfte bezahlt die Stadt.

Das Geld fließt in den Umbau der Fußgängerzone Marienstraße und eines Teils der Sophienstraße. Ersteres ist inzwischen unstrittig, nachdem der Vorschlag abgelehnt wurde, die bestehenden Bäume zu fällen und gegen Neupflanzungen in geringerer Zahl zu ersetzen. Bezirksbeirat und Gemeinderat hatten dies abgelehnt.

Die Fußgängerzone gilt als schmuddelig

Die Fußgängerzone gilt als schmuddelig. Ihr Bodenbelag und andere Elemente sollen denen der Königstraße angeglichen werden. Wirte sollen künftig strenge Richtlinien zu beachten haben, wie sie Tische und Sonnenschirme zu platzieren haben und welche.

Für die Sophienstraße lautet der jüngste Vorschlag, sie zwischen der Marien- und der Tübinger Straße zur Einbahnstraße zu erklären. Eigentlich – so wurde es im Zuge der Verschönerungsdebatten festgestellt – sei die Straße für Gegenverkehr schon immer zu schmal gewesen, sagt Welker. 4,75 Meter misst die Fahrbahn in der Breite, weshalb Autofahrer „auf die Gehwege ausweichen, wenn es eng wird“. Mindestens fünf Meter, eher fünfeinhalb seien grundsätzlich für Gegenverkehr nötig. Vier Meter sollen es künftig sein, zwischen entsprechend verbreiterten Gehwegen.

Lokalpolitiker wollen Parkplätze abschaffen

Womit der Bezirksbeirat Mitte grundsätzlich einverstanden ist, allerdings mit einer Maßgabe, die außerhalb des Sitzungssaals strittig sein dürfte: Die Gehwege könnten noch breiter werden, wenn sämtliche Parkplätze entlang der Straße gestrichen würden. Dagegen gab es zwar Einwände seitens der FDP, ungeachtet dessen fiel der Beschluss einstimmig, dass die Vor- und Nachteile der parkplatzfreien Straße zumindest geprüft werden sollen.

Gleich ob an Parkplätzen vorbei oder nicht, beunruhigt die Lokalpolitiker der Lastwagenverkehr. Dass die bestehenden wie die neuen Läden im Gerberviertel beliefert werden müssen, ist selbstverständlich unstrittig, aber „ich habe die Sorge, dass dort 38-Tonner durchfahren“, sagt der Sozialdemokrat Stefan Quadt. „Die zweite Frage ist: wo fahren die anschließend weiter?“. Dieses Problem ist wegen Beschwerden von Anwohnern über Baustellenverkehr einstweilen gelöst: von der Sophien-straße direkt auf die B 14. Dafür wurden Poller entfernt, die den Weg versperrten.

Allerdings soll diese Lösung nur eine vorübergehende sein. Womit Lastwagenfahrern künftig nur noch ein Weg offen bleibt: der über die Tübinger Straße, die nach ihrem Umbau im Herbst mit viel Lob und Öffentlichkeitsarbeit als sogenannter Shared Space freigegeben wurde, in gängigerem Deutsch formuliert: eine verkehrsberuhigte Straße.