Richtfest im Wilhelmspalais: Das Stadtmuseum Stuttgart nimmt Gestalt an. Weitere Eindrücke in unserer Bildergalerie. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wie wurde Stuttgart zu dem, was es heute ist - und was bringt die Zukunft? Für diese Themen soll künftig das Stadtmuseum Stuttgart eine Plattform bieten. OB Fritz Kuhn feierte am Mittwoch gemeinsam mit den Baubeteiligten das Richtfest im Wilhelmspalais.

Stuttgart - „Viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter haben sich für die Errichtung eines Stadtmuseums eingesetzt. Dieses Engagement war wichtig, denn Städte müssen ihre Geschichte bewahren. Den Impuls aus der Stadtgesellschaft haben wir gerne aufgenommen“, erklärte OB Fritz Kuhn bei den Feierlichkeiten in Stuttgart.

Das „neue Gedächtnis der Stadt“ entstehe an einem denkwürdigen und attraktiven Ort, wo die Bürger einen neuen Raum finden sollen, in dem sie über aktuelle Themen der Stadtentwicklung diskutieren können.

Das Stadtmuseum soll 2017 eröffnen und auf über 4000 Quadratmetern Wissen über die Landeshauptstadt und ihre Geschichte vermitteln; auch soll eine kritische Auseinandersetzung mit der städtischen Identität stattfinden. Stadtgeschichte und Baukultur sind die zentralen Themen der Institution.

Die Kosten für den Bau des Museums und die Ausstellung belaufen sich auf 38,3 Millionen Euro. Der Bund und das Land Baden-Württemberg unterstützen den Umbau zusammen mit rund elf Millionen Euro.

Neubau in historischer Hülle

Für den Umbau zum Stadtmuseum wurde das Wilhelmspalais vollständig entkernt und im Inneren nach den Plänen der Stuttgarter Arbeitsgemeinschaft Lederer Ragnarsdóttir Oei (Architektur) und jangled nerves (Ausstellungsgestaltung) neu aufgebaut. Die Architektur setzt sich mit den Grundgedanken des Gebäudes auseinander, das 1840 vom italienischen Hofbaumeisters Giovanni Salucci erbaut und im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenwände zerstört wurde.

Das „neue“ Wilhelmspalais stärkt den Bezug zum ursprünglichen Stadtgrundriss mit der Planie als zentraler Achse und führt sie in Anlehnung an die klassizistische Innenraumdisposition im Gebäudeinneren fort.

Der Gemeinderat hatte im November 2007 grundsätzlich beschlossen, ein Stadtmuseum einzurichten. Im Januar 2014 wurde dann der Bau beschlossen.

Info: Aufbau des Stadtmuseums

Das Erdgeschoss mit Foyer, Veranstaltungssaal (110 Plätze) und Salon, das Café mit Terrasse im 1. OG und die Freibereiche im Garten bilden ein neues „Wohnzimmer der Stadt“ und bieten Raum für Veranstaltungen, Diskussionen und Events. „Das großzügige Foyer kann gemeinsam mit Vortragssaal und Salon als Veranstaltungsort auch außerhalb der Öffnungszeiten mit bis zu 350 Personen genutzt werden. Das Wilhelmspalais ist auch in diesem Sinne ein neuer öffentlicher Ort“, so Anja Dauschek, Leiterin des Planungsstabs Stadtmuseum.

Ständige Ausstellung zur Stadtgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert

Die ständige Ausstellung auf rund 900 Quadratmetern im 1. OG legt einen Schwerpunkt auf die Geschichte Stuttgarts im 19. und 20. Jahrhundert. Verschiedene Präsentationsformate eröffnen dem Publikum unterschiedliche Zugänge zu Geschichte und Gegenwart der Stadt. Im Zentrum der Ausstellung zeigt ein medial bespieltes Modell der heutigen Stuttgarter Gemarkung die besondere Topographie der Stadt und alle Stadtteile auf einen Blick. In „Stadtgesprächen“ rund um das Modell erleben die Besucher, was in Stuttgart für Gesprächsstoff sorgte und die Stadt noch heute prägt.

In den „Jahrhunderträumen“ erzählen Biographien, Objekte, Bilder, Fotos und Filme die Stadtgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und den Weg der Stadt von der kleinen Residenz zur industrialisierten und von Migration geprägten Großstadt. Die Migrationsgeschichte ist dabei ein zentraler Aspekt der Stadtgeschichte, die mit bewusstem Blick auf die Vielfalt der Stadt erzählt werden soll. Vermittlungsangebote für alle Altersstufen, Veranstaltungsreihen und Diskussionsangebote sind wesentliches Element der Museumskonzeption.

Ein eigener Bereich für die jüngeren Besucher

Platz für Sonderausstellungen ist im 2. OG auf 500 Quadratmetern. Hier sind pro Jahr zwei wechselnde Ausstellungen zu besonderen Aspekten der Stadtgeschichte und zu den Themenbereichen Baukultur, Design und Urbanität geplant.

Kinder und Jugendliche sind eine zentrale Zielgruppe des Stadtmuseums und haben mit dem „Stadtlabor“ ihren eigenen Bereich im Gartengeschoss. Hier steht baukulturelle Bildung im Mittelpunkt. Ende 2011 wurde das „Stadtlabor“ vorab in der Kriegsbergstraße 30 eröffnet, seitdem besuchten über 13.000 Kinder und Jugendliche Seminare, Workshops und Exkursionen in und über die Stadt. Das bestehende Angebot kann ab 2017 im Wilhelmspalais deutlich erweitert werden.