Mehl ist gefragt wie nie. Ob wirklich so viel gebacken wird? Foto: dpa/Jens Büttner

Die Stadtmühle Waldenbuch wird von Mehlkäufern regelrecht überrannt. Der Betriebsleiter sagt, man komme mit dem Abfüllen gar nicht mehr hinterher.

Wer auf der Internetseite der Stadtmühle Waldenbuch „Weizenmehl Typ 550“ in der Ein-Kilo-Packung anklickt, bekommt angezeigt: „Derzeit nicht verfügbar.“ Selbst der 25-Kilo-Sack kann aktuell nicht bestellt werden. Der Grund hierfür ist nicht etwa ein Mangel an Mehl, sondern, dass die Mitarbeiter des 500 Jahre alten Familienbetriebs mit dem Abfüllen und Versenden nicht hinterherkommen.

„Wir könnten gerade 200 Leute einstellen“, sagt der Betriebsleiter Matthias Daniels. Die vergangenen Wochen seit Ausbruch des Krieges nennt er in Bezug auf den Absatz „abartig“. Wenn er fünf Tonnen Mehl online zum Verkauf stelle, seien diese innerhalb von ein, zwei Stunden ausverkauft. Besonders über Portale wie Amazon oder Ebay sei die Nachfrage enorm. „Da brennt online die Hütte.“

Kunden kaufen säckeweise

Einen Mangel habe die Waldenbucher Mühle nicht, betont Daniels. „Wir haben Mehl vorrätig. Wir kommen nur nicht dazu, es abzufüllen.“ Deshalb sei der Verkauf übers Internet auch immer wieder offline. Und auch im 50 Quadratmeter großen Mühlenladen in Waldenbuch seien die Regale immer wieder leer, bis eben einer dazukommt, sie aufzufüllen. „Letztes Wochenende standen die Leute zum Teil Schlange“, sagt Daniels und berichtet, dass sich einige Käufer nicht mit kleinen Mengen begnügen würden. 25-Kilo-Säcke werden geschultert? „Uh, das ist keine Ausnahme“, meint er und lacht.

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Jörg Pfannenschwarz, der die Waldenbucher Stadtmühle seit einem Jahr zusammen mit seinem Bruder in der fünften Generation führt, fühlt sich an die Corona-Hamsterkäufe vor zwei Jahren erinnert. „Man hat nichts gelernt“, sagt der 29-Jährige. Leiden würden letztlich diejenigen, die mit Mehl arbeiten würden, denn die müssten die gestiegenen Kosten des nervösen Marktes nun schultern. Sein Betrieb hätte die Preise bis jetzt stabil gehalten. Erst von April an müsse er sie hochsetzen. „Das ist aber nicht dem Hamstern geschuldet, sondern dem Getreidemarkt.“

Pfannenschwarz, der zurzeit Arbeitstage von 14 Stunden stemmt, geht davon aus, dass das Hamstern bald ein Ende haben wird, schließlich habe irgendwann jeder genug eingekauft.„So viel kann man gar nicht backen.“ Im Laden merke er bereits, dass sich die Einkäufe wieder etwas normalisierten. Online setze sich das große Rennen aufs Mehl momentan aber noch fort.

Mehl richtig lagern

Beim wem sich zu Hause die Mehlpackungen stapeln, dem empfiehlt Matthias Daniels das Lagern in luftdichten Boxen. „Trocken und maximal bei Zimmertemperatur, lieber bissle kühler als zu warm“, sagt er. Vor dem Aufbewahren im Keller warnt er, denn die seien zwar meist kühl, allerdings auch häufig feucht. Deshalb rät er, das Mehl lieber aus der Papierverpackung in Vesperboxen umfüllen, oder, wer in großen Mengen eingekauft habe, könne auch die Plastikboxen mit den Kinderspielsachen hernehmen und das Mehl darin luftdicht verpacken.

Stadtmühle Waldenbuch

Geschichte
Die Stadtmühle Waldenbuch wurde 1470 erstmals urkundlich erwähnt. Die Brüder Jörg und Marc Pfannenschwarz haben die Leitung im Januar 2021 von ihrem Vater übernommen und führen den Betrieb damit in der fünften Generation. Gemahlen wird vor Ort aber nur das Tierfutter, das Mehl wird von Partnermühlen bezogen. „Wir sacken das Mehl nur ab“, sagt Jörg Pfannenschwarz. Das Getreide kommt dabei von Bauern aus der nahen Umgebung. Lediglich das Soja des Tierfutters kommt von etwas weiter her: der Großteil aus Bayern, ein wenig auch aus Österreich.

Sortiment
Außer Mehl und Tierfutter werden in der Stadtmühle Waldenbuch auch Backzutaten, Einstreu, Obstsäfte und Produkte der Ölmühle Ditzinger verkauft – das Öl ist derzeit allerdings ausverkauft.