Unter dem Gebäude der ehemaligen Bahndirektion werden derzeit Tunnel für Stuttgart 21 gebaut. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die frühere Bahndirektion an der Heilbronner Straße wird Teil eines großen Immobilienprojekts. Hinter dem Vorhaben stecken die selben Köpfe wie beim ehemaligen Gebäude der Teppichgalerie.

Stuttgart - Die Bahn betreibt derzeit enormen Aufwand, um die ehemalige Bahndirektion an der Heilbronner Straße zu erhalten. Nun wurde die markante Immobilie verkauft – der neue Eigentümer plant trotz Bahntunnels im Untergrund und strengen Denkmalschutzes ein großes Immobilienprojekt. Für das gesamte Areal zwischen Jäger-, Ossietsky-, Kriegsberg- und Heilbronner Straße soll ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt werden.

Die Tinte unter dem Kaufvertrag ist noch nicht lange trocken. „Vergangene Woche waren wir beim Notar“, berichten Stefan Willwersch und Frank Widmann, die beiden Gesellschafter von W2 Development. Der Projektentwickler mit Sitz an der Calwer Straße in Stuttgart hat die alte Bahndirektion zusammen mit seinem Geldgeber Competo Capital Partners aus München von der österreichischen CA Immo erworben. Dass sie nun ein äußerst komplexes Bauprojekt vor sich haben, ist den Beteiligten wohl bewusst.

Zunächst jedoch arbeitet die Bahn daran, die alte Eisenbahndirektion förmlich schweben zu lassen. Unter dem denkmalgeschützten Gebäude gegenüber dem Nordausgang des Hauptbahnhofs soll sich später einmal der Tunnel befinden, der vom neuen Tiefbahnhof kommt, sich aufteilt und dann nach Zuffenhausen und Bad Cannstatt führt. Dafür wurde das Gebäude stabilisiert, um am Ende auf Pfählen und einer dicken Betonplatte über der Baugrube zu thronen. Diese sogenannte Abfangplatte wird später auf den Bahntunnel gesetzt.

„Es gibt klare Vereinbarungen mit der Bahn, mit welchen Lasten auf dieser Platte gebaut werden darf“, berichtet Willwersch. Der Zeitverzug bei S 21 stellt aus Sicht von W2 für das geplante Immobilienprojekt kein Problem dar. „Wir rechnen damit, dass uns das Grundstück im Jahr 2019 übergeben wird“, sagt Widmann. Damit die Projektentwickler mit ihrer Arbeit beginnen können, muss nicht S 21 als Ganzes, sondern lediglich der besagte Tunnelabschnitt fertiggestellt sein.

Die Zwischenzeit soll unter anderem für einen städtebaulichen Wettbewerb genutzt werden. „Der wird sich auf das gesamte Areal inklusive der städtischen Flächen in Richtung der ehemaligen EVS-Zentrale an der Kriegsbergstraße erstrecken“, sagt Willwersch. Im Anschluss an diese Phase könnte dann ein neuer Bebauungsplan stehen.

Hotel, Büro und Wohnungen sind möglich

Zur späteren Nutzung des 13 390 Quadratmeter großen Geländes, das W2 nun erworben hat und auf dem sicherlich neue Gebäude geplant werden, wollen Willwersch und Widmann noch keine genauen Angaben machen. „Ich kann mir kein neues Einkaufszentrum vorstellen“, erklärt Widmann. Doch alles von einem Hotel über Büros bis hin zu Wohnungen entlang der Jägerstraße sei durchaus möglich, so Willwersch. Man wolle in den kommenden Wochen Gespräche mit allen Beteiligten führen – vornehmlich mit den Verantwortlichen bei der Stadt. Die spätere Nutzung werde man in enger Abstimmung mit der Verwaltung erarbeiten, betonen die beiden Gesellschafter.

Dass sich das Büro aus der Calwer Straße auf komplexe Vorhaben versteht, zeigt das Projekt Eberhardhöfe. Beim ehemaligen Gebäude der Teppichgaleriestand im Gegensatz zur alten Bahndirektion jedoch allein die Fassade unter Denkmalschutz. „Diese haben wir nun katalogisiert abgebaut“, erklärt Willwersch. Das bedeutet, die schützenswerten Originalbestandteile der historisch bedeutsamen Gebäudefront wurden erfasst, nummeriert und mit einem Laser gescannt. So kann die Fassade am Ende des Projekts wieder originalgetreu und denkmalschutzgerecht aufgebaut werden.

Baubeginn für das Areal an der Heilbronner Straße könnte 2019 erfolgen

Der Abbruch wurde im Übrigen schneller abgeschlossen als ursprünglich geplant. Die Eröffnung der Eberhardhöfe mit einer Mischung aus 45 Mietwohnungen und einigen kleineren Handelsflächen soll dann Ende kommenden Jahres erfolgen. Als Letztes wird die alte Fassade an das neue Gebäude angebaut.

An der Heilbronner Straße wollen Willwersch und Widmann dann im Jahr 2019 mit dem Bau beginnen. Zudem hat das Gebäude an der Heilbronner Straße 7 selbst nach seinem Dasein als Bahndirektion eine bewegte Geschichte hinter sich. Zwischen 2007 und 2009 waren einige Institute der Universität Stuttgart zwischenzeitlich in das Gebäude ausgelagert worden. Zudem war das Haus lange Zeit die Heimat des Clubs Rocker 33.

Der städtebauliche Wettbewerb für das Gelände ist von der Stadt noch nicht terminiert. Zunächst wolle man Gespräche mit dem neuen Eigentümer führen, heißt es aus dem Rathaus.