Viele Unternehmen fühlen sich wohl in Leinfelden-Echterdingen. Damit das so bleibt und weitere Firmen hinzukommen, zieht die Stadt gleich mehrere Hebel.
Die Äcker, der Wald und die Wiesen werden weniger. Leinfelden-Echterdingen boomt. Es werden weitere Wohnungen, Straßen, Gleise und auch Gewerbeflächen gebaut. Im Osten Leinfeldens wird eine neue, knapp sechs Hektar große Gewerbefläche im Gebiet Rötlesäcker forciert. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss fassten die Stadträte im Technischen Ausschuss vorberatend am Dienstag für den Gemeinderat.
Darüber hinaus wurden Pläne vorgestellt, wie das an manchen Stellen in die Jahre gekommene Gewerbegebiet Echterdingen Nord weiterentwickelt werden könnte. Und um die Unternehmen der Zukunft nach Leinfelden-Echterdingen zu holen, soll an der Ecke Max-Lang- und Maybachstraße ein Gründerzentrum aufgebaut werden.„Es muss lebendig bleiben. Und wir müssen in die Zukunft denken“, betonte der Erste Bürgermeister der Stadt, Benjamin Dihm. Es müsse sowohl über eine Weiterentwicklung der bestehenden Gewerbeflächen als auch über die Ausweisung neuer Flächen nachgedacht werden.
Das Gewerbegebiet fit machen
Am Dienstag stellte Alfred Ruther-Mehlis vom Institut für Stadt- und Regionalentwicklung vor, wie sich das Gebiet Echterdingen Nord weiterentwickeln könnte. Generell stehe das Gebiet gut da. „Es brennt nirgendwo die Hütte“, sagte er. Die Robustheit ist wohl auch der Diversität der ansässigen Unternehmen geschuldet. „Das ist eine solide Basis“, befand Ruther-Mehlis. Man erkenne, dass das Gebiet nach und nach gewachsen und immer noch in Bewegung sei.
Aufgefallen ist dem Stadt- und Regionalplaner, dass viele der wertvollen Flächen für ebenerdige Parkplätze verwendet werden. Allein die großen Parkplätze seien zusammen so groß wie vier Fußballfelder. Würden diese Flächen optimiert, vielleicht mit Parkhäusern oder Tiefgaragen, gebe es wieder etwas Platz für Neuansiedlungen oder auch Erweiterungen.
Weiterhin ist dem Fachmann aufgefallen, dass es wenig Grün und kaum Photovoltaik auf den Dächern der Unternehmen gibt. Bei einer Umfrage, an welcher sich jedoch nur elf Prozent der Angeschriebenen beteiligt haben, wurde der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität geäußert. Insgesamt habe es aber keine großen Beanstandungen gegeben. „Die Betriebe scheinen sich wohlzufühlen.“ Was manchen aber fehle, seien Flächen, so Ruther-Mehlis. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen nun in ein konkretes städtebauliches Konzept einfließen, das wiederum Grundlage für die Anpassung des Planungsrechts in dem Gebiet werden könnte.
Die Rötlesäcker entwickeln
Der Bedarf an weiteren Flächen kann kaum ausreichend in den bereits vorhandenen Gebieten gedeckt werden. Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat im Auftrag der Stadt die Möglichkeiten für das Gebiet Rötlesäcker genauer untersucht. Aus Sicht des Fachmannes könnten dort in einigen Jahren Firmen angesiedelt werden, die sich mit künstlicher Intelligenz, Robotik, Green-Tech oder Bioökonomie beschäftigen. Die Wirtschaft befinde sich im Umbruch, auch in der Region Stuttgart. „Es gibt einen unglaublichen Veränderungsdruck“, sagte er. Die Entwicklung vieler zukunftsträchtiger Unternehmen habe bereits begonnen.
„Heute sind es noch Kleinunternehmen, aber sie werden wachsen“, kündigte Steffen Braun an. Für das Gebiet Rötlesäcker spricht insbesondere die Lage mit einer Anbindung an wichtige Verkehrsachsen sowie die Nähe zu Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Es wird im IAO-Bericht die Entwicklung als Campus vorgeschlagen. Einzig die Stadträte von Bündnis 90/Die Grünen stimmten gegen den Grundsatzbeschluss für das neue Gewerbegebiet Rötlesäcker.
Ein Gründerzentrum aufbauen
Damit die zukunfts- und gewerbesteuerträchtigen Unternehmen kommen, soll ein neues Gründerzentrum den Betrieben, die noch ganz am Anfang stehen, eine Starthilfe geben. „Das ist der Ort für die nächste Unternehmensgeneration“, stellte der Unternehmensbegleiter Moritz Meidert fest, der eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Stadt erstellt hat. Dafür könnten ab Ende 2024 knapp 600 Quadratmeter in einer Modul- oder Containerbauweise für 1,7 Millionen Euro erstellt werden. Träger könne die Stadt, Betreiber aber ein Unternehmen sein.
Der jährliche Zuschuss könnte von 292 000 Euro im ersten auf 184 000 Euro im dritten Jahr sinken, wenn die Räume nach und nach belegt werden. Aufgebaut werden soll das Gründerzentrum zunächst auf stadteigener Fläche zwischen den Gleisen und der Max-Lang-Straße. Mit der Entwicklung des neuen Gewerbegebiets Rötlesäcker könnte das Gründerzentrum dorthin umziehen, so Meidert. Das Echterdinger Renault-Gelände ist dafür nicht mehr im Gespräch.
Ein paar Zahlen
Flächen
Derzeit gibt es in Leinfelden-Echterdingen 114,8 Hektar Gewerbeflächen. Mit den Rötlesäckern in Unteraichen könnten 5,8 Hektar dazukommen. Insgesamt sehen die Planungen derzeit weitere Gewerbeflächen im Umfang von 6,7 Hektar vor.
Bedarf
Den Bedarf an weiteren Gewerbeflächen unterstreicht Daniel Ludin, der Vorstandsvorsitzende der örtlichen Industrie- und Wirtschaftsvereinigung (IWV). Das Ziel sei es, Arbeitsplätze zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen, den Standort weiterzuentwickeln und nicht zuletzt die für Leinfelden-Echterdingen so wichtige Gewerbesteuer zu erwirtschaften. „Sich etwas leisten zu können, setzt Leistung voraus“, sagte Ludin.