Die Stadt Leinfelden-Echterdingen möchte attraktiv für Firmengründer sein und überlegt, ein Zentrum für Start-ups zu schaffen. Wobei noch viele Fragen offen sind.
Die Stadt Leinfelden-Echterdingen möchte gründungsfreundlich werden. Start-ups sollen ein Nest bekommen, wie es die kommunale Wirtschaftsförderin Angelika Goldak formuliert, wo sie erst einmal in Ruhe wachsen können, wo Jungunternehmer sich untereinander austauschen können und möglicherweise auch weniger Miete, als auf dem hochpreisigen Markt der Filder üblich, bezahlen müssen. „Quasi ein Gewächshaus für Neuunternehmer“, sagt Goldak. Die Kommune überlegt – auch auf Wunsch mehrerer Fraktionen im Gemeinderat – ein Gründungszentrum zu schaffen. Wobei noch sehr viele Fragen offen sind.
Viele offene Fragen
Zum Beispiel diese: „Wer trägt das Zentrum? Wer betreibt es? Was kostet das? Können wir uns das leisten? Wer akquiriert die Gründer? Welche Jungunternehmer wollen wir unterstützen“, zählt Goldak auf. Im Frühjahr wurde in einem Gemeinderatsausschuss beschlossen, dass eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wird. Diese soll nun in den kommenden Monaten laufen. Auf diesem Weg sollen maßgebliche Dinge geklärt werden und bis Ende des Jahres dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden.
Über einen möglichen Standort für das Gründungszentrum hat sich Goldak freilich schon Gedanken gemacht. Im Juni 2019 war dafür ein ehemaliges Gewerbegebäude am Immergrünweg in den Fokus gerückt. Diese Idee wurde dann wieder verworfen. Denn es hätte mehr als zwei Millionen Euro gekostet, um die Räumlichkeiten in Schuss zu bringen. Ein Zuschuss vom Land war nicht in Sicht.
Interims-Gründungszentrum in Leichtbauweise?
Die Wirtschaftsförderin könnte sich gut vorstellen, in den Rötlesäckern eine Gründungsinfrastruktur zu schaffen. Dabei handelt es sich um Flächen am Siedlungsrand in Unteraichen, die seit Jahren als ein mögliches Modell-Gewerbegebiet gehandelt werden. „Ich sehe dort ein Technologiezentrum mit Coworking-Stationen und Angeboten für Pendler“, sagt Goldak. Allerdings werde es noch dauern, bis diese Flächen entwickelt sein werden. In der Zwischenzeit könnte auf dem nördlichen Teil des ehemaligen Renault-Geländes und damit am Ortsausgang von Echterdingen, ein Interims-Gründungszentrum in Leichtbauweise geschaffen werden oder dafür dort auch Container aufgestellt werden. „Das lässt sich leicht auf- und schnell wieder abbauen“, sagt Goldak.
Das aber würde bedeuten, dass auf dem Areal künftig Flüchtlinge leben und Jungunternehmer arbeiten würden. Denn just für das ehemalige Renault-Areal prüft die Kommune gerade, ob sie dort wieder eine Flüchtlingsunterkunft errichten kann, um ukrainischen Kriegsflüchtlingen ein Dach über den Kopf bieten zu können. Aktuell dient das Gelände als Abstellplatz für Busse, die tagsüber auf den Fildern unterwegs sind. Außerdem wird dort Erde gelagert. „Der Pachtvertrag mit dem Busunternehmen läuft Ende 2023 aus“, sagt die Wirtschaftsförderin. Danach könnte da dann Platz für ein Gründungszentrum sein. „Wir wollen mit dem Zentrum im Norden des Geländes klein anfangen, um dann zu sehen, wie groß die Nachfrage ist“, sagt Goldak.
Das Renault-Gelände
Flüchtlingscamp
Auf diesem Grundstück am Ortsausgang von Echterdingen hatte der Landkreis Esslingen in den Jahren nach 2015 eine Notunterkunft für Asylsuchende bauen lassen und dafür den städtischen Grund gepachtet.
Zelte und Container
Bis zu 300 Menschen hatten während der Hochphase der Flüchtlingsbewegung dort gelebt – in winterfesten Zelten und in Containern. Später hatte die Stadt die Miet-Container übernommen, um anerkannten Flüchtlingen und Obdachlosen ein Dach über dem Kopf bieten zu können. ana