Andreas Mann arbeitet bei der Stiftskirche an seinem Graffito Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wer sich mit über 50 Sprühdosen am helllichten Tag vor der Stiftskirche breitmacht, könnte normalerweise sehr schnell die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen. Aber nicht so Andreas Mann - der Künstler, der unter dem Namen Quasar aktiv ist.

Stuttgart - Wer sich mit über 50 Sprühdosen am helllichten Tag vor der Stiftskirche breitmacht, könnte normalerweise sehr schnell die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich ziehen. Aber nicht so Andreas Mann. Der Künstler, der unter dem Namen Quasar aktiv ist, hat am Samstag im Auftrag des Kirchentags ein zwei mal drei Meter großes Graffito gemalt – legal.

Er betätigte sich natürlich auch nicht an der Mauer der denkmalgeschützten Kirche, sondern nutzte eine Pressspanplatte. Seine Arbeit wird während des Kirchentags vom 3. bis zum 7. Juni zu sehen sein. Wo genau, ist noch nicht bekannt.

Für das Kunstwerk hat Andreas Mann das Logo des Kirchentags aufgegriffen. „Ich will die Lupe, das Symbol des Kirchentags, thematisieren. Ich habe das Ganze comichaft etwas überspitzt“, sagt er. Dafür hat er seine Mitbewohnerin als Vorlage fotografiert. Das Ergebnis – eine rothaarige junge Frau mit türkisfarbenem Oberteil – fällt sehr poppig aus. Einen tieferen Sinn hat das Kunstwerk nicht. „Ich male hauptsächlich Porträts. Häufig auch in Öl“, sagt Mann. Nicht ganz üblich für einen Sprayer, da Graffiti-Künstler meistens auf Schriftzüge fokussiert sind.

Das liegt daran, dass Andreas Mann nicht aus der Graffiti-Szene kommt. „Ich habe noch nie ein illegales Graffito gemalt“, sagt der 25-Jährige. „Und außerdem male ich viel zu langsam – da würde ich bestimmt erwischt werden“, fügt er augenzwinkernd hinzu. An seinem Bild hat er den ganzen Tag gemalt.

Manns Begeisterung für Kunst wurde im Schulunterricht geweckt. Er lebt in Esslingen und macht derzeit eine Lehre zum Steinmetz.

Dem Stuttgarter Kirchentag ist es wichtig, viele Berührungspunkte zum Stadtleben zu haben. „Der Kirchentag speist sich aus der Jugendkultur“, sagt David Kobow, ein Sprecher des Kirchentags. Aber warum hat man sich dann nicht an die hiesige Graffiti-Szene gewandt? „Wir haben schlicht keinen Zugang zu dieser Subkultur. Prinzipiell wären wir aber für eine Zusammenarbeit mit der Szene gerne offen“, sagt er. Die Zusammenarbeit mit Andreas Mann kam zustande, weil dieser bereits an einem Kirchentag in München Kontakt zu den Veranstaltern hatte. Damals entwarf er T-Shirts für den Kirchentag. „Ich wusste, was die Veranstalter des Kirchentags wollen. Darum wurde mein erster Entwurf für das Graffito auch sofort genommen“, sagt Mann. Nach dem Kirchentag will er sein Kunstwerk verkaufen.

Zum Kirchentag werden 100 000 Besucher erwartet. Stuttgarter und Nachbarn in der Region haben 10 000 Betten privat für die Gäste zur Verfügung gestellt. Das Programm des Kirchentags bietet 2500 Einzelveranstaltungen. Dabei sei vor allem für junge Menschen viel geboten, betont Kobow. So spielten bei den Konzerten im Rahmen der Veranstaltung auch viele junge Bands. „Ein Graffito extra für den Kirchentag, das gab’s allerdings noch nie“, sagt Kobow.