Der Sportmediziner Perikles Simon aus Mainz kritisiert Athleten, die mit Hilfe des Edelgases ihre Leistung steigern wollen.
Der Sportmediziner Perikles Simon aus Mainz kritisiert Athleten, die mit Hilfe des Edelgases ihre Leistung steigern wollen.
Stuttgart - Herr Simon, offenbar versuchen russische Athleten seit 2004, durch das Einatmen eines Xenon-Sauerstoff-Gemisches ihren Körper dazu zu bringen, mehr Epo zu produzieren. Ist das möglich?
Ich bezweifle, dass diese Methode einen leistungssteigernden Effekt hat. Sie ist in etwa vergleichbar mit der Nutzung eines Sauerstoffzeltes, und auch dort ist nicht sicher, ob es etwas bringt. Es gibt inzwischen sogar Studien, die in Frage stellen, ob Höhentraining sinnvoll ist und die Leistungssteigerung, die bei Sportlern nach einem Höhentrainingslager zu sehen ist, nicht nur darin begründet liegt, dass die Athleten auch in der Höhe mit dem Blutdopingmittel Epo nachgeholfen haben. Was ich sicher weiß: Die Verwendung von Xenon ist nicht ohne Gefahr. Die Flasche kann explodieren, man ist drauf angewiesen, dass die Gase rein sind und im richtigen Mischungsverhältnis vorliegen, und es drohen Infektionen bei Nichteinhalten der Hygienevorschriften.
Betrügen Sportler, die Xenon nehmen, ihre Konkurrenten?
Ich zweifle zwar an der Leistungssteigerung, aber zwei andere Doping-Kriterien sind ganz klar erfüllt: Zum einen liegt ein Risiko für die Gesundheit vor, zum anderen ist es ein Verstoß gegen die guten Sitten im Sport – niemand kann ernsthaft behaupten, dass dies eine ethisch korrekte Vorbereitung auf einen Wettkampf ist. Deshalb ist die Xenon-Einnahme für mich Doping.
Was fällt Trainern, Betreuern und Ärzten eigentlich noch alles ein, um den Körper des Sportlers zu tunen?
Wer sich einmal entschieden hat zu dopen, dem fällt alles mögliche ein. Da gibt es absolut keine Grenzen. Aber ich kann Sie beruhigen: Trotz allem gehe ich davon aus, dass bei den Olympischen Spielen in Sotschi auch Athleten am Start standen, die noch nie in ihrem Leben gedopt haben.