Wird Instagram bald von Vero abgelöst? Foto: dpa

In den sozialen Medien ist gerade eine App namens Vero im Gespräch, weil viele einflussreiche Instagram-Nutzer dort einen Account erstellen. Was steckt hinter der neuen Konkurrenz für Facebook und Co.?

Stuttgart - Das neue Instagram also, heißt es. Und auch das neue Facebook und das neue Pinterest. Zusammengefasst in einer Applikation, die eine Kampfansage sein soll an die großen Portale. „True Social“ heißt der Werbespruch der Social-Media-App „Vero“, frei übersetzt so viel wie „wirklich sozial“. Vero selbst bedeutet auf Italienisch „wahr“ oder „echt“.

Die Kritik an der Konkurrenz steckt also schon im Namen. Aber was verbirgt sich hinter Vero – der App, bei der sich dieser Tage so viele Menschen anmelden, dass die Server mit Problemen kämpfen?

Was ist Vero?

Die Social-Media-App ist an sich nichts Neues. Es gibt sie bereits seit 2015, in Apples App Store gibt es sie seit knapp einem Jahr. Gründer ist der libanesische Milliardär Ayman Hariri. Nach eigenen Angaben war er damals mit den bestehenden sozialen Netzen unzufrieden und dachte sich so Vero aus.

Die App selbst erinnert von der Anmutung her an die Fotografie-App Instagram, ist aber in sehr dunklen Blau-, Grau- und Grüntönen gehalten. Außer Fotos zu posten können Nutzer aber auch Youtube-Videos einbinden oder Filme, Musik, Bücher und Links teilen. Etwas, das Nutzer heute vor allem auf Facebook tun. Bisher hat Vero aber noch keine Million Benutzer gefunden. Zum Vergleich: Instagram soll inzwischen 800 Millionen Nutzer haben.

Warum spricht jeder gerade davon?

Derzeit erstellen viele sogenannte Influencer einen Account bei Vero – und beziehen dazu vor allem auf Instagram offensiv Stellung. Einige fordern ihre Abonnenten dazu auf, auch einen Account zu erstellen. Ein kompletter Wechsel scheint aber momentan nicht stattzufinden. Trotzdem zwangen die vielen Neuanmeldungen die Server der Firma anfangs in die Knie.

Der Schweizer Landschaftsfotograf Fabio Antenore mit 42.500 Abonnenten auf Instagram sagt etwa, hinter dem Trend hin zu Vero könne eine Unzufriedenheit mit Instagram stecken. „Das Hantieren mit dem immer wechselnden Algorithmus dort ist nicht einfach“, sagt er. Viele Dinge passierten ziemlich willkürlich. Warum es ausgerechnet Vero ist, das jetzt viele Nutzer anzieht, kann sich Antenore nicht erklären.

Was unterscheidet Vero von anderen Netzwerken?

Facebook und Instagram finanzieren sich rein über Werbung – etwas, das es auf Vero nicht gibt. Mittelfristig sollen Nutzer aber für die Nutzung der App bezahlen. Nur die erste Million Menschen, die sich anmelden, soll nichts bezahlen müssen.

Doch auch wenn Unternehmen nicht direkt Werbung schalten können: sie können sich genauso dort einen Account erstellen und dort Produkte platzieren. Über einen Kaufen-Knopf können Nutzer diese in der App selbst erwerben – etwas, das sich Vero wiederum von den Unternehmen bezahlen lässt.

Bevor man einen Beitrag teilt, kann man explizit die Zielgruppe bestimmen. Nutzer können damit etwa ihre „engen Freunde“ erreichen oder auch nur „Bekannte“. Die Gruppen muss der User vorher festlegen. Diese Funktion kennt Facebook auch, allerdings ist sie dort weniger prominent platziert. Nach Angaben der Macher bestimmt auch kein Algorithmus die Reihenfolge der Posts, wie es sonst oft der Fall ist. Die Beiträge laufen einfach chronologisch ein.

Wie steht es um den Datenschutz?

Vero wirbt damit, kein sogenanntes „Data Mining“ zu betreiben. Die intelligenten Algorithmen hinter dieser mathematischen Methode machen es sonst Instagram, Facebook, Youtube und Co. einfacher, Nutzern gezielt Werbung anzubieten, indem sie deren Daten auswerten.

Wer die App auf seinem Smartphone installieren möchte, wird unter Umständen dennoch überrascht: ohne eine Mobilnummer einzugeben ist die Registrierung nicht möglich. Vero will damit ein Vernetzen der User mit Bekannten erleichtern und es erschweren, dass falsche Profile erstellt werden.

Außerdem stimmen Nutzer bei der Registrierung Datenschutzbestimmungen und allgemeinen Geschäftsbedingungen zu, wonach die Firma alle Inhalte unbegrenzt nutzen darf, ohne dafür eine Nutzungsgebühr zu bezahlen. Ein Vorgehen, das man auch von anderen sozialen Netzwerken kennt.

Wie geht es weiter mit Vero?

Der deutsche Fotograf Steffen Eisenacher (21.800 Abonnenten auf Instagram) sieht in Vero viel Potenzial, vor allem in der Werbefreiheit und den chronologischen Posts. Auch er äußert Kritik am Algorithmus von Instagram. „Dessen Umstellung Anfang Januar verhindert, dass wir Fotografen mit unseren Bildern unser vorheriges Publikum erreichen“, sagt er. Deshalb ist er wie viele andere auf Vero vertreten.

Probleme sieht er in dem Bezahlmodell, das Vero einführen will, sobald es eine Million Nutzer hat. „Das könnte das Netzwerk im Nachhinein limitieren“, sagt Eisenacher. Außerdem laufe die App im Moment noch zu schlecht, wenn viele Nutzer auf sie zugreifen, Serverausfälle gebe es sehr häufig. „Das könnte noch ein Problem werden, wenn es nicht bald behoben wird.“